"Es war verdammt stressig", gestand Martin Whitmarsh wenige Minuten nach dem Titelgewinn von Lewis Hamilton. Denn obwohl McLaren Mercedes normalerweise nur ein Ziel kennt, nämlich den Sieg, war die Ausrichtung diesmal eine andere. "Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man um den 5. Platz fährt", bestätigte Whitmarsh, der jedoch betonte, dass es unter diesen Bedingungen, mit Regen am Anfang und am Ende, die richtige Entscheidung gewesen sei.

"Das war eine ungewöhnliche Erfahrung für das Team, etwas, was wir noch nie gemacht haben", erklärte er weiter. "Sonst gehen wir Risiken ein, um das Rennen zu gewinnen. Diesmal ging es darum, null Risiko zu haben, wir mussten nur Fünfter werden, was irgendwie eine schmerzvolle Erfahrung war."

Teamchef Ron Dennis konnte es noch gar nicht richtig in Worte fassen. "Ich genieße den Moment und denke nicht an die Vergangenheit", verdrängte er Fragen nach der schwierigen Saison 2008 und der noch schwierigeren Saison 2007. "Lewis hat alles und noch mehr gemacht, was von ihm verlangt wurde. Er hat Opfer gebracht und musste Leistung zeigen. Es wird einige Zeit dauern, bis wir es verstehen werden."

Ein Punkt auf dem GPS

Die entscheidenden Momente waren die letzten Runden, nachdem Vettel an Hamilton vorbeigegangen war. "Wir wussten, dass Glock auf Trockenreifen war und Lewis ihn auf der letzten Runde einholen würde", erklärte Whitmarsh die Strategie der Silbernen. Auf einen Zweikampf mit Vettel wollte man sich aus Sicherheitsgründen nicht einlassen. "Es ging ja darum, kein Risiko einzugehen", erinnerte Whitmarsh. "Es war eine rutschige Bahn, Vettel ist ein junger Fahrer, der nichts zu verlieren hatte und Eindruck schinden wollte, Lewis musste das nicht." Eine Kollision und die WM wäre verloren gewesen. "Im Trockenen wären wir vor Vettel geblieben."

Es hat für Hamilton gereicht., Foto: Sutton
Es hat für Hamilton gereicht., Foto: Sutton

So starrte das gesamte Team auf die Monitore. "Wir haben auf das GPS-Signal gestarrt und damit begonnen, darüber nachzudenken, ob das wirklich richtig war", so Whitmarsh. "Man konnte alles auf dem GPS sehen, aber Lewis sah ihn nicht auf der Geraden." Die Herausforderung dieser letzten Runde war enorm. "In diesem Sport geht es schnell von Hero to Zero", erinnerte Dennis. "Aber wir haben es richtig gemacht."

Im Moment des Sieges konnte sich Whitmarsh sogar Lob für die Konkurrenz erlauben. "Ferrari verdient die Konstrukteursweltmeisterschaft, sie hatten ein konstantes Jahr, wir haben einige Fehler gemacht. Auch Felipe war unglaublich schnell." Dennis hob hingegen die Teamleistung heraus. Seine Mannschaft habe das Auto von Melbourne bis Sao Paulo um 2,5 Sekunden schneller gemacht. "Lewis ist Weltmeister, aber wir gewinnen und verlieren als Team. Heute war es ein tolles Ergebnis."