Seit 1999 wartet Ron Dennis auf einen Fahrer-WM-Titel. Einige Male war er nah dran, so nah wie auch an diesem Sonntag. Lewis Hamilton kann mit einem fünften Platz McLaren den ersten Titel seit Mika Häkkinen bescheren und sich selbst gleich zum jüngsten Weltmeister aller Zeiten küren.

Entsprechend ließ man bei McLaren nichts unversucht, um Hamilton den Weg zu den benötigten vier Punkten so einfach wie möglich zu machen. "Wir haben die Zeit seit dem letzten Rennen und noch länger dazu genutzt, um jedes nur denkbare Szenario durchzugehen", verrät Dennis. Man habe an alles gedacht - egal was im Rennen, davor oder danach passieren kann, man habe alles berücksichtigt. Jedes Teil des Autos analysiert, die letzten Jahre angesehen und alle Komponenten auf ihre Zuverlässigkeit hin überprüft, sogar bis zu einem gewissen Grad zur Probe getestet.

Nicht in die WM eingreifen

"Wir hätten nicht mehr Einsatz hineinstecken können", sagt Dennis überzeugt. "Wenn das nicht reicht, dann gab es nicht mehr, was wir hätten tun können." Im Zuge der Vorbereitung habe man das Auto sogar noch schneller gemacht. Ein neuer Heckflügel und viele weitere Details wurden extra für das letzte Saisonrennen angefertigt. Alles zusammen soll rund ein Zehntel bringen. "Es ist das teuerste Zehntel, das wir je produziert haben", sagt Dennis. "Wir haben alles für dieses Rennen gegeben." McLaren ist bereit. "Egal was der morgige Tag bringen wird..."

Das Qualifying brachte Lewis Hamilton den vierten Startplatz, worin viele die Gefahr einer Kollision nach dem Start sehen. Dennis sieht das nicht so, obwohl immer wieder sein Ex-Fahrer Fernando Alonso als möglicher Kollisionsgegner genannt wird. Zuletzt soll der Spanier klargestellt haben, dass er mit Hamilton keine Probleme habe, er wolle nur lieber jeden anderen als McLaren als Weltmeister sehen. "Wenn er das gesagt haben sollte, wäre es einfach, zurückzuschlagen und über seine Charakterschwächen zu sprechen", kontert Dennis. "Aber das werde ich nicht machen."

Dennis rechnet nicht mit einer unfairen Aktion. "Ich hoffe, dass kein Fahrer in die WM eingreift und die beiden Titelrivalen gegeneinander kämpfen lässt. Alle sollen sauber und fair fahren. Das gilt auch für Heikki und Kimi. Das ist unser Wunsch, hoffentlich wird die WM nicht durch andere Fahrer entschieden."

Drei Stopps zu riskant

Hamilton muss nur Fünfter werden., Foto: Sutton
Hamilton muss nur Fünfter werden., Foto: Sutton

Die Strategie könnte hingegen sehr wohl eine Rolle spielen. Deshalb sieht Dennis Platz 4 nicht als bedenklich an. "Die beiden Jungs in der ersten Reihe sind auf einer Dreistoppstrategie, so einfach ist das", erklärt er die Pole und Platz 2 für Massa und Jarno Trulli. "Es geht nur um die Spritmenge. Wir wissen, wie viel Sprit wir im Auto haben, wir wissen, was die erwartete Rundenzeit für diese Spritmenge ist. Wir waren nah an dieser zeit dran. Es ist eindeutig eine andere Strategie."

Eine Strategie, die laut Dennis mit sehr viel Risiko behaftet ist. "Das Problem bei einer Dreistoppstrategie ist, dass man extrem anfällig ist für Regen und Safety-Car-Phasen." Genau dieser Gefahr möchte McLaren bei Hamilton entgehen. "Unser Ziel ist es, in die Top5 zu kommen. Toyota ist keine Gefahr für uns, Massa müssen wir nicht schlagen und können hinter ihm bleiben. Wir müssen einen Erstrundenunfall vermeiden und dann ein diszipliniertes Rennen fahren. Wer so leicht fährt, geht ein großes Risiko ein, wenn es regnen sollte."

Zudem läuft er Gefahr, hinter die schweren Autos zurückzufallen. Ab Platz 10 erwartet Dennis alle Autos mit einer schweren Tankladung. "Wer früh stoppt, wird hinter alle zurückfallen und dann wird es eine große Herausforderung, an ihnen vorbeizukommen. Obwohl man hier überholen kann, ist es ein großes Risiko." Ein Risiko, welches die ausführlichen Risikoanalysen von McLaren als zu hoch einstuften.