Reisen ist gefährlich, das durfte Nico Rosberg zwischen dem Rennen in China und jenem in Brasilien feststellen. Denn der Williams-Pilot machte in New York Station, um ein wenig die Sehenswürdigkeiten zu begutachten. Als er in der U-Bahn-Station der Wall Street ein paar Fotos machen wollte, wurde er fast festgenommen. "Man darf da keine Bilder machen, denn man könnte ja etwas planen", sagte der Deutsche. Da er auch keinen Ausweis dabei hatte, wurde Rosberg dann beinahe schon mit auf die Wache genommen. "Ich habe dem Polizisten gesagt, ich bin Formel-1-Fahrer. Er hat nur gemeint: 'Formula What?'" Dennoch will er nach dem Saisonfinale wieder nach New York reisen, nachdem er sich erst noch etwas am Strand entspannt hat.

Davor muss Rosberg aber noch ein wenig arbeiten und in Sao Paulo hofft er, dass Williams noch Red Bull schlagen kann. "Sie sind nur drei Punkte vor uns, ob man es glaubt oder nicht", sagte er. Besonders einfach erwartete er es für sein Team aber nicht, denn wenn es trocken sein sollte, rechnete er durchaus mit keiner besonders starken Performance und auch einem Nachteil gegenüber Red Bull. Sollte es regnen, dann rechnet sich Rosberg durchaus gute Chancen aus. "Auch die Strecke hilft ein bisschen, aber insgesamt nicht genug", sagte er und prognostizierte bei trockenem Wetter keine Chance auf Q3.

Die WM ist noch offen

Was den WM-Kampf betrifft, so erwartet er weiter alles, denn auch der Deutsche hat 2007 und den etwas bizarren WM-Ausgang nicht vergessen. "Es ist also alles offen. Der Reifen ist hier aber eine Sache, die gegen Ferrari geht. Normalerweise gibt es ja eher die Tendenz, dass es Richtung Ferrari geht, aber hier sieht man, dass es auch Ausnahmen gibt. Denn die härteren Reifen gehen voll gegen Ferrari. Außerdem soll es regnen, da ist alles offen", erklärte Rosberg. Da er sich mit beiden WM-Anwärtern gut versteht, wollte er keine Präferenz im WM-Kampf haben.

Zur besonderen Herausforderung von Interlagos, das wie nur wenige andere Strecken gegen den Uhrzeigersinn geht, musste er anmerken, dass das einerseits schon hart für den Nacken ist. Doch: "Heute sind die Cockpits so eng, dass es nicht wirklich ein Problem ist. Kubica fährt beispielsweise nur mit Anlehnen. Er fährt auch im Freien Training nur mit Anlehnen. Er versucht da gar nicht mehr, dagegenzuhalten. Das ist nichts gegen ihn, das zeigt nur, dass man den Kopf heutzutage nicht mehr unbedingt halten muss." Rosberg ist die etwas anstrengendere Methode aber lieber, denn er hält seinen Kopf gerne in die Richtung, in die er fährt, da er so aggressiver sein kann.

Eine enttäuschte Rückschau

Mit der Aggressivität ist es bei ihm in diesem Jahr allerdings nicht immer so gut gelaufen. Zwar hat er die bislang schönsten Höhepunkte erlebt, ist aber sonst enttäuscht. "Ich habe mir viel mehr erhofft. Besonders enttäuschend für mich war, wie wir während der Saison abgebaut haben. Am Anfang standen wir ganz gut da, dort, wo wir sein wollten und dann haben wir so stark abgebaut. Wenn man schaut, was Renault erreicht hat und wie die entwickelt haben, das ist Wahnsinn", betonte Rosberg. Als schönsten Moment des Jahres bezeichnete er Melbourne, da er dort ohne Hilfe auf das Podest kam. Die größte Enttäuschung für ihn war Monaco. "Dort hatte ich mir viel vorgenommen und mich eigentlich wohl gefühlt." So ist er nun aber froh, dass die Saison am Sonntag vorbei ist, da es auch ihm keinen Spaß macht, wenn man in ein Wochenende geht und keine Chance auf Q3 und Punkte hat. "Nicht falsch verstehen, es ist ein schöner Sport, aber jetzt ist das Ende der Saison und ich bin froh, dass es vorbei ist." Und das ist für ihn das erste Mal so.