Vor einem Jahr begann in Shanghai der Anfang vom Ende von Lewis Hamiltons Titelhoffnungen. Der WM-Leader strandete in der Boxeneinfahrt im Kiesbett. Auch an diesem Wochenende verbremste er sich dort einmal, allerdings nur im Freien Training auf der Suche nach dem Limit. Im Rennen musste er gar nicht bis ans Limit gehen: Hamilton führte das Rennen vom Start weg an und ließ der Scuderia keine Chance.

Ferrari gab sich vor dem Start aggressiv: Kimi Räikkönen und Felipe Massa starteten auf den weichen Reifen, Lewis Hamilton auf der harten Mischung. Profitieren konnten die Roten davon nicht: Hamilton zog am Start und in den ersten Runden auf und davon. Räikkönen konnte ihm mit einem Respektabstand folgen, Massa fiel selbst im Vergleich zum Teamkollegen zurück, obwohl er in Runde 14 als erster Fahrer des Führungstrios an die Box kam. Die anderen zogen eine Runde später parallel nach.

Nach dem zweiten Boxenstopp holte Massa mit großen Schritten auf Räikkönen auf. Acht Runden vor dem Ende kam dann das Überholmanöver: Massa fuhr am Ende der Geraden an Räikkönen vorbei und übernahm Platz 2. Diese beiden zusätzlichen Punkte verkürzten Massas Rückstand in der WM auf sieben Punkte. Beim Stand von 94:87 geht es ins Finale in Brasilien.

Diskussion um Stallregie

Hamilton war nicht zu stoppen., Foto: Sutton
Hamilton war nicht zu stoppen., Foto: Sutton

"Das war ein weiterer Schritt in Richtung Titelgewinn, zur Erfüllung meines Traums", sagte Hamilton nach seinem Sieg. Dennoch erwartet er in Brasilien einen harten Kampf um den Sieg und den WM-Titel. In Shanghai sei sein Auto hervorragend gewesen. "Ich hatte den besten Start der Saison, kam sauber durch Kurve eins und konnte den Vorsprung ausbauen." Das Manöver von Massa gegen Räikkönen verwunderte ihn nicht. "Es war klar, dass Kimi Felipe vorbeilassen würde."

Ron Dennis wollte sich dazu nicht äußern. "Was soll ich dazu sagen? Kimi war anscheinend schnell genug, um vor Alonso zu bleiben", sagte er. Massas Renningenieur Rob Smedley dementierte eine Stallregie: "Es war absolut keine Teamorder und ich rechne nicht mit einer Strafe oder Untersuchung. Felipe hat Kimi eindeutig auf der Strecke überholt."

Der Brasilianer sah es ähnlich, wenn er auch auf der Pressekonferenz etwas ins Stottern kam. "Am Ende war es die beste Zeit des Rennens für mich, ich war ziemlich stark und habe Kimi ein- und überholt. Das war gut, aber es hat nicht gereicht." Denn sein Kampf sei mit McLaren und Hamilton. "Lewis war stärker. Wir sind am Limit gefahren, aber er hatte das ganze Wochenende das bessere Auto."

Das musste auch Räikkönen eingestehen. "Wir hatten ein gutes Auto, aber es war nicht schnell genug, Lewis ist uns davon gefahren und ich konnte ihn nicht einholen." Als er etwas besser in Fahrt kam, habe er im Verkehr gesteckt und sei zu weit weg gewesen. "Am Ende waren die Plätze 2 und 3 das Optimum für uns. Wir wussten, was wir als Team wollten und das haben wir erreicht."

Kollisionen, Unfälle und Reifenschäden

Für Jarno Trulli war früh Schluss., Foto: Sutton
Für Jarno Trulli war früh Schluss., Foto: Sutton

Etwas Aufregung gab es am Start zwischen Sebastien Bourdais und Jarno Trulli. Der Italiener zog in der ersten Kurve nach innen, wo Bourdais bereits war. Der Toyota drehte sich und musste nach zwei Boxenbesuchen aufgeben. Bourdais konnte weiterfahren, fiel jedoch weit zurück.

Der einzige weitere Ausfall war Adrian Sutil, der mit einem Getriebeschaden ausfiel. "Ich konnte nicht mehr schalten und musste das Auto abstellen", verriet er. "Der Start war gut, ich bin gut durch die erste Kurve gekommen und habe ein paar Positionen gutgemacht. Aber weit bin ich danach nicht mehr gekommen."

Pech hatte Heikki Kovalainen. Der Finne lag im Fight mit Fernando Alonso um Platz 4, als sein rechter Vorderreifen platzte und er sich langsam an die Box zurückschleppen musste. Von dort nahm er das Rennen am Ende des Feldes wieder auf, um sechs Runden vor dem Ende doch noch aufzugeben. Das Team machte sich Sorgen um seinen Motor und wollte außerhalb der Punkte nichts mehr riskieren.

Hinter Hamilton, Massa und Räikkönen überquerte der Sieger der vorangegangenen beiden Rennen, Fernando Alonso, die Ziellinie als Vierter. Nick Heidfeld fuhr für BMW Sauber von Startplatz 9 auf Platz 5 nach vorne und glich damit seine Strafe aus dem Qualifying aus. Sein Teamkollege Robert Kubica kämpfte sich von Startplatz 11 auf Platz 6 vor. Timo Glock und Nelson Piquet komplettierten die Punkteränge.