1. - S wie Startaufstellung

Für Lewis Hamilton war es eine nahezu perfekte Runde, für Norbert Haug die vielleicht wichtigste Pole Position des Jahres. So oder so hat der WM-Führende seinen Kritikern eine klare Antwortet gegeben: nur eine Woche nach dem viel diskutierten Startmanöver gegen Kimi Räikkönen steht er wieder auf dem ersten Startplatz - zwei Plätze vor seinem Titelkonkurrenten Felipe Massa.

"Ich kann nicht verhehlen, dass ich etwas enttäuscht bin", verriet der Brasilianer. "Ich werde mein Bestes geben, aber es war schwierig, die richtige Balance zu finden, besonders im Q3", klagte er. Noch vor ihm steht sein Teamkollege Kimi Räikkönen auf Platz 2. Die ersten beiden Startreihen komplettiert Fernando Alonso. "Wir sind hier etwas langsamer und werden nicht Rad an Rad gegen die Topteams kämpfen können", gestand der Sieger der letzten beiden Rennen. "Aber obwohl es schwierig wird, um den Sieg zu fahren, verspricht meine Startposition ein tolles Rennen."

Enttäuschend verlief das Qualifying für den dritten WM-Kandidaten Robert Kubica. Er schied schon im zweiten Abschnitt aus. "Ich hatte bisher das gesamte Wochenende Probleme mit der Fahrzeugbalance", erklärte er. "Vor dem Qualifying haben wir einige Änderungen vorgenommen, doch leider hatten diese keine positiven, sondern negative Auswirkungen. Das Auto war schwierig zu fahren, ich konnte nicht so attackieren, wie ich das wollte."

2. - S wie Strafen

Massa muss erneut aufholen., Foto: Sutton
Massa muss erneut aufholen., Foto: Sutton

Gleich zwei Fahrer finden sich in der Startaufstellung nicht auf den Startplätzen, die sie im Qualifying erfahren haben. So freute sich Nick Heidfeld zunächst darüber, dass er durch Mark Webbers Motorwechsel Platz 6 erben würde. Der Australier fiel durch die Strafversetzung bis auf Position 16 zurück. Doch dann wurde auch Heidfeld bestraft. Er soll Webbers Teamkollegen David Coulthard am Ende des 1. Qualifyings aufgehalten haben.

"Er musste wissen, dass er eh schon in den Top10 war, also war es aus meiner Sicht ein sehr unsportliches Verhalten, da er nur meine letzte schnelle Runde behindert hat - er hatte nicht vor, eine schnellere Zeit zu fahren", beschwerte sich der Schotte.

Heidfeld war hingegen überrascht, eine Strafe zu erhalten. "Aber natürlich haben wir in diesem Jahr schon ein paar Strafen gesehen, die ich nicht verstanden habe." Er selbst schilderte die Situation so: "Wenn ich es richtig verstanden habe, meinte er, ich hätte ihn überholen lassen, aber wenn ich auf meiner schnellen Runde bin, werde ich ihn kaum vorbeilassen."

3. - S wie Start

Hamilton auf Pole, Räikkönen wie in Fuji daneben auf Platz 2, Massa dahinter auf 3 und Alonso mittendrin. "Der Start schreit nach Spannung", meint Alex Wurz. Hamilton und Massa haben dabei den Vorteil auf der sauberen Seite zu stehen. Hamilton möchte es nach dem aggressiven Start von Fuji aber ruhig angehen lassen, selbst Räikkönen bereitet ihm keine Sorgen, obwohl dieser nichts zu verlieren hat.

"Kimi ist Weltmeister", betont Hamilton. "Er möchte genauso sehr gewinnen wie alle anderen, aber er wird vernünftig sein." Trotzdem weiß Hamilton, dass es eng werden könnte. "Ich bin in der besseren Position und selbst wenn er vor mir sein sollte, wäre das nicht so schlimm, so lange Felipe [Massa] hinter mir ist." Die Kupplungsprobleme von Fuji sollten sich diesmal nicht wiederholen. "Wir haben eine neue Kupplung drin, die keine Probleme macht."

Marc Surer erwartet, dass Hamilton diesmal cooler reagieren wird. Christian Danner hält dagegen: "Nein, er kann nicht anders." Das sei aber okay. "Wenn das seine Art ist, dann muss er eben so gewinnen", meint Danner. Den Renault von Alonso sieht Surer beim Start nicht als Zünglein an der Waage: "Sie sind zuletzt nicht durch besonders gute Starts aufgefallen", sagt er. "Also glaube ich nicht, dass er vorne mitspielen kann."

4. - S wie Schlüsselstellen

Überholmöglichkeiten sind rar in Shanghai., Foto: Sutton
Überholmöglichkeiten sind rar in Shanghai., Foto: Sutton

Der Kurs in Shanghai ist eine Herausforderung für Fahrer und Ingenieure. Er besteht sowohl aus langen Geraden und schnellen Kurven als auch aus einigen engen, langsamen Kehren - das Fahrzeug-Set-up muss deswegen ein Kompromiss sein: "Kurvenstabilität mit viel Abtrieb auf der einen Seite, ausreichender Speed um überholen zu können andererseits", verrät Fernando Alonso.

Sein Technikchef bremst die Überholeuphorie jedoch ein: "Es bieten sich nicht viele Überholmöglichkeiten, dafür gibt es aber einige aufregende Kurven wie Turn 13, eine lange Rechts, die auf die Gegengerade führt", verrät Bob Bell. Auch Mark Webber rechnet nicht mit vielen Überholmöglichkeiten, was angesichts seiner Strafversetzung doppelt ärgerlich ist. "Es ist heutzutage eh schon schwierig zu überholen, da das Feld so eng zusammen ist", sagt er. "In Fuji hätte ich die Chance gehabt, einige Plätze gutzumachen, weil es dort einfacher ist, zu überholen, aber hier gibt es einige schnelle Kurven und das macht es schwierig."

5. - S wie Strategie

Sam Michael betrachtet den China GP als ein klares Zweistopprennen, doch in den letzten Jahren sorgten Wetterkapriolen oft für unerwartete Wendungen in den Strategien der Teams. In diesem Jahr könnte noch ein weiteres Thema interessant werden: "Die Schwierigkeit besteht darin, mit den Reifen hauszuhalten", sagt Sebastian Vettel. "Der Asphalt ist sehr aggressiv, ähnlich wie in Japan, und das Streckenlayout nimmt die Reifen hart ran."

Nach dem Qualifying schätzen die Experten die beiden Fahrer in der ersten Reihe als relativ leicht ein. "Ich glaube, dass Hamilton relativ leicht und auf einer aggressiven Strategie ist", sagt Christian Danner. Marc Surer sieht hingegen Räikkönen als leichter an. "Damit er nach vorne kommt. So können sie ihn taktisch einsetzen und Hamilton am Start fordern." Das sei die gleiche Taktik wie beim letzten Rennen in Fuji. "Da hat es am Start funktioniert, weil für Lewis alles schief gegangen ist."

6. - S wie Sonntagswetter

Auf 40-50% beziffern einige Wetterfrösche die Regenwahrscheinlichkeit für das Rennen. Nico Rosberg käme das gelegen, denn sein Auto ist im Trockenen nicht konkurrenzfähig. "Wenn es aber regnet, sind wir gut", sagt er. Sebastian Vettel ist ebenfalls ein guter Regenfahrer, aber er ist sich nicht ganz sicher, ob er wirklich ein Regenrennen möchte.

"Wir haben im Regen eine größere Chance, nach vorne gespült zu werden", stimmt er zu. "Aber das Risiko ist auch größer. Ein kleiner Fehler wird teuer bestraft."

7. - S wie Spannung

Ferrari und McLaren berufen sich vor dem Rennen auf das Wichtigste - die Rennpace. "Wir können auf eine bessere Pace im Rennen als im Qualifying bauen", meint Kimi Räikkönen. Norbert Haug hält dem entgegen: "Wie unsere Longruns am Freitag zeigten, sollten Lewis und Heikki morgen schnelle und konstante Rundenzeiten fahren können."

Alex Wurz stimmt eher Haug zu. "Der McLaren ist hier das bessere Auto", sagt er. "Ferrari war mit den Long Runs am Freitag nicht zufrieden, deswegen haben sie sich auch am Samstagvormittag noch auf das Rennen vorbereitet. Vielleicht zahlen sich diese Hausaufgaben im Rennen aus." Im Normalfall sitze jedoch Hamilton im stärksten Auto.

Für Robert Kubica scheint der WM-Zug nach Platz 11 abgefahren zu sein. "Ich sehe keine Chance mehr für ihn im WM-Kampf", glaubt Surer. Wurz schreibt Kubica hingegen noch nicht ab. "Das kann schnell gehen", meint er. "In Hockenheim war Piquet mit 15 Sekunden Letzter und dann kam zur richtigen Zeit das Safety Car und er hätte fast gewonnen."