Als insgesamt enttäuschend musste Adrian Sutil seine Saison 2008 am Donnerstag in Shanghai bezeichnen. Zwar stehen noch zwei Rennen aus, in denen es eine Aussöhnung geben könnte, doch die vielen Ausfälle und auch Pech haben ihn nicht unbedingt glücklich gemacht. "Oft bin ich im Rennen gut gelegen, fiel dann aber durch irgendein Problem am Auto oder einen Umstand im Rennen aus. Es gab zu viele Ausfälle, das war nicht gut", meinte er. Deswegen war sein Ziel für 2009 auch ganz klar. Er würde gerne alle Rennen zu Ende fahren. "Wir müssen auch sehen, was mit dem Auto passiert. Natürlich wollen wir ein besseres Auto haben. Letztendlich wollen wir aber konstanter werden und ins Ziel kommen."

Dazu würde natürlich auch gehören, dass Sutil weniger Pech hat - sein unglücklicher Ausfall in Monaco, als er auf Rang vier lag und von Kimi Räikkönen abgeschossen wurde, ist diesbezüglich schon oft genug durchgekaut worden. Natürlich wäre es Sutil auch lieber, wenn er einen ähnlichen Weg hätte gehen können wie sein ehemaliger Teamkollege Lewis Hamilton. Doch deswegen wollte er sich nicht zermürben lassen. "So ist es halt manchmal. Das ist aber kein Grund, warum man aufgeben oder alles hinschmeißen sollte. Mir macht das im Moment nichts aus, ich sehe meine Chancen. Das ist halt ein anderer Weg, den man einschlägt, sagen wir, der normale Weg. Man fängt bei einem kleinen Team an und arbeitet sich nach oben. Er hat bis jetzt die perfekte Karriere hingelegt und kam von einem Top Team zum nächsten", sagte Sutil.

Sieger haben wenige Freunde

Und bei seinem Einstieg in die Formel 1 sei es Hamilton genauso gegangen und sein Kumpel Sutil musste betonen, dass der Brite daraus auch richtig etwas gemacht hätte. Allerdings soll sich Hamilton unter den restlichen Fahrerkollegen nicht viele Freunde mit seiner harten Fahrweise gemacht haben. "Manche Sachen von ihm sind schon hart, aber ich denke immer, es ist am Limit. Es ist hart, aber fair. Jeder hat halt anscheinend ein Problem mit ihm, weil er in die Formel 1 gekommen ist und gleich um die Weltmeisterschaft gekämpft hat", meinte der Deutsche. Und auch durch seine überraschende Art zu überholen hätte er einige Konkurrenten nicht gut aussehen lassen, was denen nicht so geschmeckt hat. "Jetzt geht es halt los, dass sie mehr dagegen halten und deswegen passiert auch mehr. Natürlich fährt Lewis auch hart, das ist keine Frage."

Adrian Sutil ist überzeugt, Lewis Hamilton zieht es durch, Foto: Sutton
Adrian Sutil ist überzeugt, Lewis Hamilton zieht es durch, Foto: Sutton

Und noch etwas war Sutil klar: einer, der gewinnt, hat nie viele Freunde. Dennoch sieht er Hamilton als stark genug, um den Druck am Ende der Saison auszuhalten. "Da er aber sehr viel riskiert, kann am Ende des Jahres auch etwas schief gehen. Gerade da muss man alles auf Sicherheit setzen. Ich denke aber, dass er vom Vorjahr etwas gelernt hat", meinte der Force-India-Pilot. Als Beispiel nahm er die Rennen vor Fuji zur Hand, wo der Brite ins Ziel gekommen ist und teilweise sogar nur auf die Punkte geschaut hat. "Es wird die letzten zwei Rennen sicher interessant, aber ich glaube, dass er es durchzieht." Im Gegensatz dazu glaubte Sutil nicht, dass Hamilton die Nerven verlieren wird und wollte vor allem Fuji nicht falsch gedeutet wissen. "Das Einzige, was beim letzten Rennen schief gelaufen ist, war der Start. Der war nicht gut, da hat er in der ersten Kurve gleich zu viel gewollt und zu spät gebremst. Nach der ersten Kurve war er trotzdem noch Dritter, das war alles im grünen Bereichen. Letztendlich wurde er dann von Massa gedreht."

McLaren auf der schwarzen Liste

Womit auch schon das Thema Strafen auf dem Tisch lag, dass sich durch den Shanghai-Donnerstag zog wie eine rote chinesische Mauer. Sutil meinte, dass Hamilton stehende Räder gehabt habe und sich damit nur schwer einlenken ließe. "Deswegen hat er die Ferrari auch rausdrücken müssen. Ich glaube, da gab es in der Formel 1 schon sehr viele Situationen am Start, wo jemand zu spät gebremst hat und da vielleicht andere gefährdet hat, aber nichts passiert ist. Es sind alle um die Kurve gekommen, er ist niemandem reingefahren. Die Strafe war schon wieder ein bisschen grenzwertig."

Mit einem Blick auf die anderen Strafen, die Hamilton in diesem Jahr bereits bekommen hat, musste sich Sutil da schon ein wenig wundern, da er viele davon nicht verstehen konnte. Die Strafe gegen Felipe Massa nach dem Schupfer an Hamiltons Auto war für Sutil dafür eine klare Sache, auch wenn er betonen musste, dass es ein Versehen des Brasilianers war und keine Absicht. Klar schien dem Deutschen zu sein, dass Hamilton momentan unter besonderer Beobachtung der Stewards steht. "Das glaube ich schon im Moment. Ich glaube aber auch, dass McLaren bei den Kommissaren ein bisschen auf der schwarzen Liste steht. Es kommt einem einfach so vor, dass es immer wieder McLaren trifft."