Norbert Haug wollte nach der Nullnummer von Fuji und der erneuten Bestrafung von Lewis Hamilton durch die Rennkommissare nicht schäumend in der Ecke des McLaren-Motorhomes sitzen, doch verständlicher wurde die Bestrafung seines Schützlings auch durch die Ruhe nicht.

"Lewis hat ein mutiges Manöver gezeigt", sagte Haug. "Ich glaube nicht, dass es ein übermotiviertes Manöver war, es war Ungarnstil von Massa." Dort hatte der Brasilianer mit einer Hauruckaktion am Start beide McLaren überholt. Auch Teamchef Ron Dennis sah darin eine normale Rennsituation. Umso frustrierender war es für Dennis, dass am Ende null Punkte herausschauten.

"Mir ist nach wie vor nicht ganz klar, warum Lewis bestraft wurde. Das ist Motorsport, oder?", gab sich Dennis nach Rennende sauer. "Er hat niemanden berührt, er hat sich praktisch selbst Schaden am Auto zugeführt. Keine Ahnung, warum er bestraft wurde. Es ist rätselhaft, was da für Entscheidungen gefällt werden."

Keinem geschadet

Als richtig stuften die McLaren-Chefs die Bestrafung von Felipe Massa ein, der Lewis Hamilton umdrehte. "Er war neben der Strasse, er war komplett ab von der Strecke und ist dann Lewis in die Seite gefahren", sagte Dennis. Auch nach Haugs Ansicht war es "komplett daneben, was Massa gemacht hat". Ohne den Umdreher hätte man einen fairen Fight sehen können. "Massa war dahinter, er hatte einen ordentlichen Speed. Hier muss Felipe einsehen, dass wir nicht Rodeo spielen."

Hier sieht Haug einen Unterschied zu Hamiltons Manöver in Kurve 1: "Wenn man sagt, Lewis war in der ersten Kurve zu heiß: Er hat niemanden geschadet, aber Felipe hat seinen unmittelbaren WM-Rivalen umgedreht und ich denke nicht, dass es das ist, was die Zuschauer sehen wollen. Die hätten viel lieber den Kampf auf der Strecke gesehen."

Für dieses Manöver wurde Hamilton bestraft., Foto: Sutton
Für dieses Manöver wurde Hamilton bestraft., Foto: Sutton

Schon vor dem Rennen gab es Diskussionen um den harten und aggressiven Fahrstil von Hamilton. Als Lektion wollte Haug die Aktion von Massa nicht deuten. "Er hat Lewis unfair umgedreht, er ist nicht dafür da, Lektionen zu erteilen." Zudem betonte er: "Das sind alles keine Chorknaben." Wer im Glashaus sitze, dürfe nicht mit Steinen werfen. Andererseits gehöre das zum psychologischen Spielchen dazu und zeige, dass auch Massa unter Druck stehe. "Absolut. Er hat auch den Preis dafür bezahlt."

Hamilton werde man aber nicht einbremsen. "Das sind erwachsene Menschen", so Haug. "Wir haben mit ihm darüber gesprochen, vorsichtig zu sein, aber das darf man sich nicht wie bei einem Schulkind vorstellen, dem man sagt, was es zu tun hat. Wir geben Ratschläge, aber er möchte selbst Weltmeister werden und muss selbst Entscheidungen fällen."

Pech für Kovalainen

Hamilton war mit dem Ergebnis natürlich alles andere als glücklich. "Aber ich werde das hinter mich bringen und morgen ist ein neuer Tag", kündigte er an. "Ich startete nicht besonders gut, kam in den Windschatten hinter Kimi und fuhr auf die Innenseite. Wie alle anderen auch bremste ich etwas spät und mehrere Autos fuhren in der ersten Kurve neben die Strecke - ich etwas weiter als die anderen."

Mehr wollte er zu seinem Angriff in Kurve 1 nicht sagen, dafür aber zur Aktion mit Massa: "In der zweiten Runde kam Felipe von der Ideallinie ab, ich fuhr nach innen und ließ ihm Platz, doch er rammte mich recht hart in einen Dreher.

Eigentlich hätte jetzt Teamkollege Heikki Kovalainen einspringen sollen, doch dessen Rennen wurde vorzeitig von einem Motorschaden beendet. "Das war Pech für Heikki", so Haug. "Er war in einer guten Position, um zu gewinnen." Ein Motorschaden dürfe nie passieren, aber er hätte eben auch in einem anderen Rennen geschehen können, als Kovalainen keine Siegchancen hatte.

"Das Rennen begann viel versprechend, endete aber sehr enttäuschend", so der frustrierte Finne. "Ich hatte einen guten Start und obwohl ich in der ersten Kurve weit hinausgetragen wurde, konnte ich hinter Robert und Fernando bleiben." Die wollte er nach dem ersten Boxenstopp überholen. "Ich war zuversichtlich, dass ich sie beide schnappen würde, da sich das Auto fantastisch anfühlte, aber dann ging der Motor aus."

Haug versucht wenigstens etwas Positives aus dem Wochenende mitzunehmen. "Das Gute an der Sache ist, dass wir immer noch fünf Punkte Vorsprung haben", rechnete er vor. "Wir hätten den Vorsprung ausbauen können - der Speed war da." Bei nur noch zwei zu fahrenden Rennen hätte sich statistisch gesehen die Lage sogar verbessert."