Keine Frage, die Zeit zwischen dem Nachtrennen in Singapur und dem Auftakt hier in Fuji war sehr ereignisreich für mich. Ich war am Wochenende in Südkorea, und kurz vor meiner Abreise dorthin haben wir noch die Vertragssituation für 2009 geklärt. Ich freue mich natürlich über diese Bestätigung. Entscheidend ist, dass wir auch in einer schwierigen Zeit konstruktiv zusammen gearbeitet haben und so aus dieser Situation herausgekommen sind. Das Team steht hinter mir, und ich stehe hinter dem Team. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass jeder mit anderen gesprochen und Alternativen geprüft hat. Ich musste mir keine Sorgen machen, ob ich 2009 ein Formel-1-Cockpit bekomme, aber ich bin froh, dass ich das Cockpit bekommen habe, das ich am meisten wollte.

Freude auf 2009

Auch wenn man die bisherige Saison 2008 betrachtet, muss man manches relativieren. Von Robert sagt man, dass er eine phantastische Saison habe, und er ist ja auch in Topform. Ich dagegen ackere mich durch die schlimmste Saison meiner Karriere. Ich bin aber nur acht Punkte hinter ihm und einen hinter Kimi im Ferrari. Für "richtig schlimm" geht das noch.

Heidfeld bleibt 2009 bei BMW Sauber., Foto: Sutton
Heidfeld bleibt 2009 bei BMW Sauber., Foto: Sutton

Ich arbeite jetzt ja schon seit 2005, damals noch mit Williams, mit BMW zusammen und kenne die Sauber-Mannschaft schon ewig. Seit es das BMW Sauber F1 Team gibt, also seit 2006, haben wir jedes Jahr alle unsere Ziele erreicht, teilweise auch übertroffen. 2009 lautet das Ziel, um die WM zu kämpfen, und ich glaube wirklich, dass wir das schaffen können. Natürlich steht ein Fragezeichen hinter allen Prognosen fürs kommende Jahr, weil wir die radikalste Reglementänderung der F1-Geschichte vor uns haben. Die Aerodynamik wird erheblich schlichter, die Autos werden ganz anders aussehen. Wir bekommen wieder Slicks, und KERS kommt ins Spiel.

Jetzt, nachdem alle Nebengeräusche zum Thema Vertragsverhandlungen weg sind, freue ich mich noch mehr auf die letzten drei Saisonrennen. Ich bin zwar auch mit diesem Maß an zusätzlichem Druck nie übers Limit gegangenen und habe nicht plötzlich zu viele Fehler gemacht, aber jetzt fährt es sich schon noch einmal stressfreier.

Abenteuer Südkorea

Ein Abenteuer war übrigens die Fahrerei am vergangenen Wochenende in Südkorea. Ich bin mitten in Seoul auf einer mehrspurigen, in eine Richtung abgesperrten Straße eine Demo gefahren. Dort waren zigtausend Zuschauer, und sie waren absolut begeistert. Am Tag drauf in Gwang-ju, das liegt in der Provinz, in der die neue Rennstrecke gebaut wird, war etwas weniger Publikum, dafür aber noch mehr Politiker, Organisatoren und Promoter. Alle waren extrem bemüht und freundlich. Offenbar wünscht man sich sehr, dass wir dort 2010 einen Grand Prix fahren.

Nick begeisterte Südkorea., Foto: BMW
Nick begeisterte Südkorea., Foto: BMW

Nach zwei freien Tagen mit meiner Familie in Tokio hatten wir am Mittwoch die nächste offizielle Veranstaltung bei BMW Japan. Sie fand im Studio von BMW mitten in Tokio statt. Vor dem verglasten Raum versammelten sich natürlich ruckzuck eine Menge Leute, während Robert, Mario und ich drinnen Interviews gaben und Autogramme schrieben. Wir wiederum konnten auf das gegenüberliegende Gebäude schauen. Es hatte ein Laufband mit den Aktienkursen und einen riesigen Screen mit dem Diagramm des Nikkei-Index. So wurden wir Zeuge eines historischen Tiefs. Die Finanzkrise beschäftigt dieser Tage natürlich auch die Formel 1 und sicher ohnehin jeden Einzelnen. Da kommt sicher noch einiges auf uns zu. Und vermutlich gilt dabei wie in jeder Lebenssituation, dass Angst und Panik schlechte Berater sind.

Probleme in Fuji

In höchstem Maße erfreulich war bisher das Wetter hier. Der majestätische Fujiyama zeigte sich in seiner ganzen Pracht - das ist ein beeindruckendes Bild. Beide Trainings fanden auf trockener Piste statt, aber bei mir lief es heute nicht so glatt. Ich bin noch nicht zufrieden mit der Balance des Autos, es rutscht zu sehr. In der ersten Session habe ich mich deswegen sogar gedreht, was mir selten passiert. Ebenfalls bei uns eine Ausnahme sind technische Störungen. Aber heute ist in der zweiten Session erst der Hebel zum Einstellen der Bremsbalance im Cockpit abgebrochen, und kurz vor Schluss des zweiten Trainings hatten wir eine Hydraulikwarnung, woraufhin ich zur Box fahren musste. Das hat aber beides nicht allzu viel Zeit gekostet, und außerdem ist heute ja erst Freitag. Ich bin zuversichtlich, dass wir uns für morgen verbessern werden.