In der letzten Woche kam der erlösende Anruf von Mario Theissen: Nick Heidfeld fährt, trotz aller Schwierigkeiten in dieser Saison, auch im Jahr 2009 für BMW Sauber. "Natürlich bin ich glücklich", gesteht Heidfeld. "Denn es war nicht 100% sicher, was nächste Saison passieren würde." Er selbst blieb immer zuversichtlich und vor allem ruhig, letzteres betont er als besonderen Pluspunkt.

Störungen ausgeblendet

"Es zahlt sich nicht aus, viel darüber nachzudenken", meint Heidfeld. "Es macht nur Sinn, ans Fahren zu denken und das habe ich gemacht." Er habe sich nicht ablenken lassen und seine Leistung immer weiter gesteigert. "Ich hatte auch nie Sorgen, dass es nicht in der F1 weitergehen würde." Stattdessen machte er sich höchstens Gedanken darüber, ob er bei BMW Sauber bleiben würde. "Aber in den entscheidenden Momenten mit den Ingenieuren und im Auto ist das ausgeschaltet. Dann sind die unwichtigen Dinge komplett ausgeblendet."

Die Motivation, der Einsatz und der Wille seien immer zu 100 Prozent da gewesen. "Das ist unabhängig von der Situation", auch jetzt. "Die Kunst war es in den letzten Monaten, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren." Das sei nicht ganz einfach gewesen. "Aber ich habe es geschafft." Jetzt könne er die Nebengeräusche und Störungen noch einfach abschalten, da es noch weniger gibt.

Ablenkung und Ablenkungsmanöver

Nick kann in Ruhe weiter arbeiten., Foto: Sutton
Nick kann in Ruhe weiter arbeiten., Foto: Sutton

Ein bisschen Hilfe bekam er in der schweren Zeit auch, und zwar von seinen deutschen Kollegen. Timo Glock, Sebastian Vettel und Nico Rosberg fuhren in den letzten Wochen allesamt aufs Podium, Vettel gewann sogar sein erstes Rennen. Auch das nahm etwas Druck und lenkte das Medieninteresse auf andere.

Nichtsdestotrotz wusste Heidfeld, dass das Team sich auch mit anderen Fahrern unterhielt, etwa Fernando Alonso, der dies übrigens selbst abstreitet. "Man würde es lieber sehen, wenn die Diskussionen gar nicht erst aufgekommen wären, aber das lag sicher auch daran, dass meine Performance dieses Jahr nicht so war, wie das Team und ich es uns vorgestellt hatten." Er selbst stand ebenfalls mit einigen Teams in Kontakt, möchte aber nicht verraten mit welchen und wie weit die Gespräche fortgeschritten waren.

Sein Teamchef Mario Theissen sei auch in den schwierigen Phasen immer ruhig geblieben. "Er war recht angetan von meiner Rennpace, meiner Rennintelligenz, den Überholmanövern und den Punkten, die ich aus den jeweiligen Situationen herausholen konnte", so Heidfeld. Der größte Kritikpunkt sei das Qualifying gewesen. "Da bin ich aber drüber hinweg." Deshalb habe man wieder zueinander gefunden: "Ich suchte das beste Team und sie die besten Fahrer."

Im Windschatten des Weltmeisters

Ganz so schlecht beurteilt Heidfeld seine Saison dann auch gar nicht. "Obwohl ich dieses Jahr das eine oder andere Problem hatte, war es nicht so schlecht, wie es manchmal den Anschein hatte." Heidfeld rechnet vor: "Ich liege einen Punkt hinter Kimi Räikkönen, ja, auch er hatte Probleme, aber einen Punkt hinter dem Weltmeister im Ferrari ist nicht so dramatisch." Und auch der viel gelobte Teamkollege Robert Kubica liege nur 8 Punkte vor ihm.

"Robert fährt in den Augen vieler Leute eine Traumsaison und ist WM-Anwärter, wenn ich dann mit einer schlechten Saison nur 8 Punkte dahinter bin, ist das nicht schlecht", rückt Heidfeld die Situation zurecht. Das Wichtigste für ihn war jedoch, dass er die Probleme meistern konnte. "Es gibt in dieser Saison nicht viele Fahrer, die am Anfang Probleme hatten und es bis jetzt geschafft haben, diese auszusortieren."

Im nächsten Jahr soll es erst gar keine Probleme geben. Das Ziel ist der Angriff auf den WM-Titel. "Ich hoffe es, aber es ist unmöglich, das jetzt vorherzusagen." Die vielen Regeländerungen für das neue Jahr machen Vorhersagen schwierig. "Wenn die Regeln gleich bleiben würden, wäre ich mir ziemlich sicher, dass wir den nächsten Schritt machen und um den Titel fahren könnten. Aber mit den neuen Regelen kann ich es nur hoffen."