Es gibt Rennfahrer, die in der Lage sind, auch aus einem unterlegenen Auto das Beste herauszuholen. Sicher, Fernando Alonso hätte nie das Rennen in Singapur gewonnen, wenn er nicht das Jahrhundertglück mit dem Safety Car gehabt hätte. Aber unverdient war sein Sieg keineswegs. Denn der Spanier war schon das ganze Wochenende schnell in den engen Kurven des Stadtkurses.

Hellwach in der Nacht

Fernando Alonso siegte für sich und Renault., Foto: RenaultF1
Fernando Alonso siegte für sich und Renault., Foto: RenaultF1

Dass Alonso schon im zweiten und dritten Training die Bestzeit markierte, spricht eine klare Sprache. Der schwachbrüstige Renault litt auf dem Straßenkurs nicht so sehr unter der fehlenden Motorleistung wie auf anderen Strecken. "Und wir müssen eine fantastische Mechanik haben", meinte Renault-Chefingenieur Pat Symonds.

Renault trat in Singapur mit einem neuen Frontflügel an, der offenbar bestens funktionierte. Dazu war Alonso im Cockpit hellwach. Er muss gespürt haben, dass im Nachtrennen mehr zu holen ist als auf einem Retortenkurs. Das zeigt schon seine Reaktion, als er im zweiten Qualifying seinen Renault parken musste und der ganze Körper des Spaniers fluchte.

Abgedrehte Verschwörungstheorie

Dass es vom 15. Startplatz zum Sieg reichen würde, konnte natürlich auch Alonso nicht ahnen. "Ich brauche ein paar Tage, um zu verstehen, dass ich hier wirklich gewonnen habe", sagte Alonso nach dem Rennen. In der Nacht von Singapur machte dann gleich eine Verschwörungstheorie die Runde, nachdem ausgerechnet Alonso vom Unfall Nelson Piquet's profitiert hatte, als das Safety Car just in dem Moment auf die Strecke musste, als Alonso als einziger Pilot schon zum ersten Mal beim Tanken gewesen war.

Ganz abgesehen davon, dass es eine Überdosis Zynismus braucht, um auf solch wilde Spekulationen zu glauben, nahm Alonso den Verschwörungstheorien die Luft aus den Segeln mit einem einfachen Argument: "Mir hätte eine zweite Safety-Car-Phase wieder das Rennen kaputt machen können."

Renault oder nicht Renault?

Wohin geht es für Fernando Alonso?, Foto: RenaultF1
Wohin geht es für Fernando Alonso?, Foto: RenaultF1

Für die Formel 1 ist es schade, dass ein Fahrer von Alonsos Kaliber in einem chancenlosen Renault sitzt und gar nicht um die WM fährt. Der Spanier weiß das und sucht seit Monaten nach einem neuen Cockpit. Sein Lobeslied auf Renault nach dem Rennen bringt auch in diese Angelegenheit neue Töne: "Wir haben alle unglaublich hart gearbeitet. Am Anfang der Saison waren wir eine Sekunde von BMW entfernt, jetzt fahren wir auf einem Niveau." Aber die direkte Nachfrage, ob das auch bedeutet, dass er bei Renault bleibt, beantwortet Alonso mit einem entschiedenen Nein. "Aber Renault ist schon meine erste Priorität, weil ich mich in diesem Team zu Hause fühle."

Die Chancen, dass er bleibt, sind dennoch mit dem Sieg gestiegen. "Ich hoffe, dass auch er jetzt glaubt, dass wir siegen können", sagte Symonds in Singapur. Als die Renault-Mannschaft um drei Uhr nachts das Fahrerlager verließ, sah man immer noch wild jubelnde Mechaniker, Ingenieure, Physiotherapeuten. Es war eben doppelte Freude. Über den Sieg. Und über den Glauben, dass die Führungsfigur dem Team vielleicht doch noch erhalten bleibt.