Bob, in Singapur hattet ihr sicherlich etwas Glück, aber Fernando hat die gute Strategie auch mit einer brillanten Leistung umgesetzt. Wie beurteilst du seine Leistung?
Bob Bell: Das war wieder der alte Fernando - einer, der niemals aufgibt, voll attackieren kann, wenn es die Rennsituation erfordert und immer das maximal Mögliche herausholt. Bei der Safety Car-Phase hatten wir sicher etwas Glück, aber Fernando war schon das gesamte Wochenende über bei der Musik. Als das Rennen wieder freigegeben wurde, konnte er Nico Rosberg und Lewis Hamilton sofort distanzieren. Das unterstreicht die gute Performance des Autos und seine fahrerische Extraklasse.

Das Pokerspiel mit der aggressiven Strategie hat sich voll ausgezahlt...
Bob Bell: Welche Strategie du wählst, hängt stark davon ab, ob und welche Zwischenfälle du im Rennen erwartest. Auf einem Straßenkurs mit vielen kniffligen Ecken wie Singapur war der Einsatz des Safety Cars ziemlich wahrscheinlich. Wir starteten als 15. und 16. und mussten auf eine andere Strategie setzen, weil wir wenig zu verlieren hatten und eventuelle Safety Car-Phasen ausnutzen wollten. Unser Team folgt nicht immer den ausgetretenen Pfaden. Wir gehen auch gern mal Risiken ein, wenn sich die Situation ergibt. Ich glaube, das zeichnet ein gutes Rennteam aus. Singapur war das beste Beispiel dafür.

Du hast gleich nach dem Rennen mit Fernando gesprochen. Was bedeutet ihm dieser Sieg?
Bob Bell: Er war absolut aus dem Häuschen. Er ist ein Racer, er will immer gewinnen. Deshalb war der Sieg beim ersten Nacht-Grand Prix der Geschichte etwas ganz Besonderes für ihn. Etwas, an das sich die Menschen immer erinnern werden. Er war auch sehr glücklich für das Team, und ich glaube, wir haben ihm bewiesen, dass wir nach wie vor das Potenzial haben, Rennen zu gewinnen. Er hat miterlebt, wie wir zu alter Form zurückfanden, und das bedeutete ihm genauso viel wie der Sieg selbst.

Warum war der Renault R28 in Singapur so stark?
Bob Bell: Ich glaube, es lag an einer Reihe von Gründen. Einer davon ist, dass wir auf eine neue Strecke kamen und sowohl Fernando als auch das Team sehr gut darin sind, sich auf neue Herausforderungen einzustellen. Das Team kam sehr gut vorbereitet nach Singapur, was uns half, gleich das Optimum aus dem Auto herauszuholen. Wir hatten ein neues Aerodynamik-Paket dabei und gingen bei seiner Abstimmung neue Wege, was auf jeden Fall Performance gebracht hat. Wir haben Fortschritte in allen Bereichen erzielt, die in ihrer Summe dazu führten, dass unser Auto ideal zur Strecke und zu den Bedingungen passte.

Was bedeutet dieser Sieg für das Team und für die Stimmung der Mitarbeiter?
Bob Bell: Der Triumph in Singapur war natürlich ungemein wichtig, denn nach den beiden WM-Titeln 2005 und 2006 hatten wir eine schwierige Phase zu überstehen. Wir mussten uns neu aufstellen, neues Selbstvertrauen finden und zeigen, dass wir als Team immer noch ein konkurrenzfähiges Auto bauen und Rennen gewinnen können. Das haben wir jetzt geschafft. Dieses Ergebnis hat jedem bei Renault noch einmal einen Motivationsschub für die letzten drei Saisonrennen gegeben. Aber noch wichtiger: Wir glauben wieder an uns selbst, was im Hinblick auf das kommende Jahr sehr wichtig ist.