Was ging bei Massas Boxenstopp schief?

Gleich zwei Dinge auf einmal. Zunächst wurde dem Brasilianer zu früh das grüne Losfahrlicht angezeigt, obwohl der Tankschlauch noch am Auto war. Da beide Fahrer gleichzeitig an die Box kamen, wurde das automatische System ausgeschaltet und die Boxenampel manuell bedient. "Leider gab es einen Bedienungsfehler", gestand Teamchef Stefano Domenicali. Zur Sicherheit griff man bei den ausstehenden Boxenstopps auf den altbewährten Lollipop zurück. Das System soll bei den nächsten Rennen aber genauso wieder zum Einsatz kommen wie der zugeteilte Mitarbeiter an der Steuerung. Der zweite Fehler war, dass Massa direkt vor Adrian Sutil rausgeschickt wurde, wofür er eine Drive Through Strafe erhielt.

Dem verletzten Ferrari-Mechaniker geht es den Umständen entsprechend gut., Foto: Sutton
Dem verletzten Ferrari-Mechaniker geht es den Umständen entsprechend gut., Foto: Sutton

Warum dauerte es so lange, bis die Mechaniker den abgerissenen Tankstutzen rausziehen konnten?

"Stellen Sie sich die Kraft vor, die nötig war, um den gesamten Stutzen herauszureißen", sagte Domenicali. "Er war nicht in der richtigen Position, deshalb ging er nur schwer raus."

Was ist der Vorteil des Ampelsystems?

Das System soll die Reaktionszeit des Lollipopmannes ausschalten und dadurch ein schnelleres Wegfahren ermöglichen. "Wenn alles funktioniert und es keine Probleme mit der Boxeneinfahrt gibt, kann man sofort losfahren, sobald die Wagenheber und der Tankstutzen weg sind", erklärt Stefano Domenicali. "Es gibt keine Reaktionszeit." Keke Rosberg überzeugt das nicht: "Es wird Zeit, dass man die Boxenanlage umbaut und wieder mit Lollipop arbeitet", forderte er. "Im Endeffekt müsste man die Anlage verbieten. Wir haben heute riesiges Glück gehabt, dass es kein Feuer gegeben hat."

War die Strafe für Massa gerechtfertigt?

"Ja, die Strafe wurde ausgesprochen, weil Felipe unsicher losgelassen wurde", bestätigte Domenicali. Es sei eine Entscheidung der Rennkommissare gewesen, die man nicht weiter kommentieren werde. Einen Vergleich zum ähnlichen Vorfall in Valencia ließ der Italiener nicht zu. "Es ist ganz anders", betonte er. In Valencia wurde Massa nicht bestraft, weil er keinen sportlichen Vorteil aus der Situation gezogen hat. Damals bekam das Team nur eine Geldstrafe von 10.000 Euro. Diesmal ließ er Sutil nicht vorbei, sondern blieb vorne.

Warum wurden Kubica und Rosberg bestraft?

Weil sie an die Box gingen, als die Boxengasse zu Beginn der Safety-Car-Phase noch geschlossen war. So soll verhindert werden, dass alle Fahrer an die Box zurückeilen und vielleicht unvernünftig schnell an einer Unfallstelle vorbeifahren. Die Regel sorgte seit ihrem Bestehen schon mehrmals für Diskussionsstoff. "Wir sind zum zweiten Mal in diesem Jahr durch die Safety-Car-Regel aus dem Rennen geworfen worden", klagte Mario Theissen. "In meinen Augen gehört die Regel nicht erst nächstes Jahr abgeschafft, sondern sie hätte längst abgeschafft werden müssen." Auch Nico Rosberg erwischte es nicht zum ersten Mal. "Das war eine Katastrophe, dass das Safety Car genau dann kommt, wenn ich rein muss; das war katastrophal."

Warum musste Vettel um seinen 5. Platz zittern?

Adrian Sutil hatte eine harte Landung., Foto: Sutton
Adrian Sutil hatte eine harte Landung., Foto: Sutton

Erst einige Stunden nach Rennende wurde Sebastian Vettels 5. Platz bestätigt. Toyota hatte Protest gegen Toro Rosso eingelegt. Das Team soll den Deutschen beim Boxenstopp "unsicher" losgelassen haben. Nach Anhörung der Beteiligten wiesen die Rennkommissare den Protest jedoch ab. Als Begründung wurde nur angegeben, dass der Protest keine Grundlage habe und demnach abgelehnt würde. Toro Rosso liegt mit 31 Punkten nur noch 15 Zähler hinter Toyota.

Warum war Massa an Sutils Unfall schuld?

"Es war einfach nur Pech", erklärt Adrian Sutil, "als sich Felipe vor mir drehte. Ich wollte einen Unfall mit ihm vermeiden und bin dann leider selbst in den Leitplanken gelandet." Damit war das Rennen für ihn beendet.

Wie geht es den verletzten Mechanikern?

Nicht nur bei Ferrari gab es einen Zwischenfall beim Boxenstopp. Auch bei Red Bull wurde David Coulthard zu früh vom Lollipopmann losgelassen - ein Mechaniker stürzte zu Boden. "Er ist in Ordnung", sagte ein Ferrari-Sprecher. Zu weiteren Untersuchungen wurde der Mechaniker ins Medical Centre gebracht. Jener Mechaniker, der während des letzten Boxenstopps von Coulthard umgestoßen wurde, hat sich am Knöchel verletzt und seinen Daumen verbrannt.

Was führte zu Piquets Unfall?

Die Verschwörungstheoretiker sind im F1-Fahrerlager zahlreich vertreten. Nachdem Nelson Piquet mit seinem Unfall und der folgenden Safety-Car-Phase maßgeblich für den Sieg seines Teamkollegen Fernando Alonso verantwortlich war, wurde schnell gemunkelt: der könnte das Auto doch absichtlich weggeschmissen haben! Diese Theorie ist natürlich, wie jene, dass 3+3 ungefähr 99 ergibt, völliger Blödsinn. "Mein Team hat mich aufgefordert, zu pushen. Das habe ich auch gemacht", enthüllte Piquet den wahren Grund für den Abflug. "Plötzlich habe ich das Heck meines Wagens verloren und bin ziemlich heftig in die Wand eingeschlagen." Das Team war schuld, oder doch eher der Fahrer...