In zwei Punkten war man sich bei Ferrari und McLaren nach dem Freitag in Singapur einig: das Nachtrennen wird toll und die Ein- und Ausfahrt der Boxen ist gefährlich. Auch sonst kamen die Teams zu recht ähnlichen Schlüssen, denn auf beiden Seiten erwartete man sich für den weiteren Verlauf des Wochenendes konkurrenzfähig. "Es war insgesamt ein positiver Tag. Wir haben viele Daten gesammelt, die wir nun analysieren müssen, damit wir für Qualifying und Rennen so gut wie möglich vorbereitet sind. Von dem, was wir heute gesehen haben - und wenn man die üblichen Unbekannten eines Freitags berücksichtigt -, sollten wir im Vergleich zu unseren engsten Konkurrenten stark sein", meinte Stefano Domenicali.

Norbert Haug konnte für Silber ähnliches sagen. "Auf der Strecke sah es für uns am ersten Tag ganz zufriedenstellend aus, mit guten Rundenzeiten während unseres geplanten Programms am Freitag", sagte der Mercedes Motorsport-Chef. Teamchef Ron Dennis konnte auch noch verraten, was so getan wurde, obwohl er damit kein großes Geheimnis ausplauderte. "Wie am Freitag üblich beschäftigten wir uns mit der Auswahl der Reifenmischung für das Rennen."

Optimistisch und zurückhaltend

Und die Fahrer? Nun, die gaben sich bei Ferrari zurückhaltend optimistisch. Felipe Massa meinte beispielsweise: "Das ist erst der Start des Wochenendes und es gibt noch viel Arbeit, aber wir sind mit dem richtigen Fuß weggekommen. Das Auto verhält sich gut, vor allem auf den härteren Reifen, aber wir wissen, dass sich die Streckenbedingungen noch verbessern, also ist es zu früh, um echte Rückschlüsse zu ziehen", sagte der Brasilianer. Deswegen sagte er nur, dass er Ferrari stark erwarte, aber nicht genau wisse, ob man stärker sein wird als McLaren. Kimi Räikkönen fasste sich etwas kürzer. "Ich denke, wir werden konkurrenzfähig sein", erklärte der Finne.

Kimi Räikkönen erwartet sich am Samstag wieder weiter vorne, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen erwartet sich am Samstag wieder weiter vorne, Foto: Sutton

Dass er im zweiten Training nicht so schnell gewesen war, erklärte er damit, dass er am Nachmittag eine Änderung am Auto vorgenommen hatte, die bei den Tests funktionierte, diesmal aber nicht. "Es war dann nicht genug Zeit, um wieder zurück zu wechseln", sagte er und wollte nach einem Rückbau am Samstag wieder vorne dabei sein. Pessimistisch war der Finne dafür bezüglich der Überholmöglichkeiten. "Überholen? Ich denke nicht, dass wir da viel sehen werden, eigentlich so wie immer." Deswegen dürfte das Qualifying umso wichtiger werden, wobei Heikki Kovalainen neben einem Lob für den Kurs für das Zeittraining eine mögliche Hürde gefunden hatte. "Es gibt zwar schwierige Kurven, aber mir gefällt die Strecke. Allerdings war heute viel los und es war nicht einfach, eine freie Runde zu finden. Wenn du es geschafft hast, ist es ein tolles Gefühl."

Wie zwei Runden in Monaco

Lewis Hamilton hatte noch ein paar andere Hürden gefunden. "Das Auto setzt in mehreren Kurven auf und auf den Bodenwellen versetzt das Auto ziemlich heftig." Das kann bei einer Fahrt am absoluten Limit dann auch unfreiwillig im Aus enden. Doch Hamilton hatte sich schon gut eingefunden. "Auf meiner ersten Runde fand ich bereits eine gute Linie, auch wenn das Auto einige Male aufsetzte. Doch ich kam dann immer besser zurecht und offensichtlich hat die Strecke guten Grip, sodass man spät bremsen kann", erklärte der WM-Führende. Das kostet aber auch Kraft und laut Hamilton ist das in Singapur noch anstrengender als sonst. "Hier brauchst du für eine Runde doppelt so viel Kraft wie in Monaco - eine Runde hier ist wie zwei Runden Monte Carlo."

Ob diese Tatsache im Kampf um die WM mitentscheidend ist, sei einmal dahingestellt, aber wenn man Norbert Haug glauben darf, dann gibt es beim Wettstreit um den Titel ohnehin mehr zu berücksichtigen als jene zwei Fahrer, die mittlerweile bei vielen nur mehr alleine auf der Rechnung stehen. "Solange die mathematischen Chancen existieren, existieren sie. Ich denke, voriges Jahr hat da jeder seine Lektion gelernt, nicht zuletzt wir. Es sind da noch mehr als zwei Fahrer beteiligt und das ist gut für den Sport. Wir sollten vielleicht mehr Punkte haben, aber es ist so, wie es ist. Ich denke, es ist eine spannende Saison", meinte er.