Ich bin am Dienstagabend in Singapur angekommen. Wir wohnen im höchsten Hotel der Stadt, der Blick aus meinem Zimmer im 58. Stockwerk ist einfach phantastisch. Ich kann weite Teile der Strecke sehen, das Riesenrad "Singapore Flyer", einen schwimmenden Fußballplatz, die Skyline, den Singapore River... das sieht großartig aus. Vor allem bei Nacht, und das ist hier ja überhaupt das Thema.

Der 800. Formel-1-Grand Prix wird das erste Nachtrennen. Angeblich sind es 1.500 Strahler, die hier die Piste ausleuchten. Es ist richtig hell, das ist kein Problem. Nach ein, zwei Runden denkt man nicht mehr darüber nach, dass es sich um künstliches Licht handelt, obwohl es nicht überall exakt gleich hell ist. Ein größeres Thema sind die Bodenwellen, davon gibt es hier reichlich. Insgesamt verlief mein erster Trainingstag aber gut. Ich habe alles planmäßig erledigt. Meine schnellste Runde aus dem zweiten Training sieht zwar nicht so gut aus, aber die Longruns waren in Ordnung.

Die Streckenbesichtigung habe ich am Mittwochabend gemacht - um Mitternacht bin ich sie abgegangen. Das ist natürlich von der Uhrzeit her schon sehr ungewöhnlich, normalerweise gehe ich um diese Zeit am Rennwochenende ins Bett. Hier aber bin ich danach auf eine BMW Party gegangen. Es ist schon komisch, wenn man das ganze Team noch nachts um zwei auf den Beinen sieht, aber wir müssen einfach im europäischen Rhythmus bleiben. Unser spätestes Briefing am Wochenende geht bis 3.00 Uhr. Das hält ja keiner durch, wenn er normal aufsteht. Und wir müssen so essen und schlafen, dass wir am späten Abend unsere maximale Leistung abrufen können. Das Qualifying ist Samstagabend von 22.00 bis 23.00 Uhr, das Rennen startet um 20.00 Uhr.

Als ich zu Fuß gegangen bin, hatte ich Gefühl, die Kurven nehmen nie ein Ende. Noch eine und noch eine und noch eine. Da kamen einem die drei Geraden auch relativ lang vor, aber die verschwinden praktisch, wenn man da mit einem Formel 1 angeflogen kommt.

Einige Fahrbahnmarkierungen sind leider nicht aus rutschfester Farbe gemacht, und einige Randsteine hätte man besser gestalten können. Singapur ist viel mehr Stadtkurs als die vergleichsweise großzügige Anlage von Valencia. Von der Enge her erinnert mich der Kurs eher an Monaco, der Sicherheitsstandard ist allerdings höher, obwohl er auch noch deutlich besser sein könnte. Vor allem in Kurve zehn fehlt Auslaufzone. Überholmöglichkeiten gibt es praktisch keine. An ein paar Stellen kommt man sicher an einem vorbei, wenn der einen Fehler macht, aber einfach wird das nicht.