Wenn Gary Paffett drei Wünsche frei hätte, würde er sich ein F1-Stammcockpit, eine weniger strenge Testlimitierung oder wenigstens eine Zeitmaschine wünschen. Mit letzterer würde er weder H. G. Wells' Morlocks besuchen noch Marty McFly's Abenteuern nacheifern, er würde sich lediglich zwei Jahre in der Zeit zurückversetzen. Denn 2006 war noch ein guter Jahrgang für F1-Testfahrer.

An insgesamt 37 Testtagen spulte Paffett damals 3.026 Testrunden oder sage und schreibe 13.478 Testkilometer ab, und war damit noch nicht einmal der am meisten beschäftigte Testfahrer der Formel-1-Welt. Nur ein Jahr danach versandeten seine F1-Träume im neuen Testreglement: nur ein einziges Mal durfte er für 89 Runden oder mickrige 394 Kilometer in einem McLaren Platz nehmen. Auch in diesem Jahr sah es nur bedingt besser aus: immerhin acht Testtage und 1.816 Testkilometer stehen bislang für ihn zu Buche.

Zu wenig Tests

Ende von Tag 8: Gary wäre gerne noch weiter gefahren., Foto: Sutton
Ende von Tag 8: Gary wäre gerne noch weiter gefahren., Foto: Sutton

Was für einen Urlaubstrip in der Familienkutsche nach einem immensen Unterfangen klingt, ist für einen F1-Testfahrer ein kleines Trauerspiel. "2006 haben wir viel mehr getestet", erinnert sich Paffett im Gespräch mit dem adrivo Motorsport-Magazin fast schon sehnsüchtig zurück. "Wir hatten zwei Autos bei jedem Test und es gab viel mehr Testarbeit zu verrichten. Damals sind wir sind jede Woche gefahren, jetzt bekommt selbst Pedro [de la Rosa] nur wenig Einsätze."

Das neue Testlimit soll Kosten sparen und nicht wenige wünschen sich für die Zukunft noch weniger Testfahrten. Ein Team wie McLaren, das zwei Testfahrer beschäftigt, stellt das vor Schwierigkeiten. "Es gibt zu viel Arbeit für einen Testfahrer, aber vielleicht nicht genug für zwei", verrät Paffett, dem die Reglementierung erwartungsgemäß zu weit geht. Die Folgen sind klar: "Die Arbeit an dem einen Auto wird viel wichtiger und das Team hat mit nur einem Auto viel mehr Arbeit als zuvor." Alles müsse perfekt vorbereitet werden, da die Zeit auf der Strecke so kostbar ist. "Wir haben durch die Ein-Auto-Regel wahrscheinlich kein Geld gespart, es nur schwieriger gemacht", glaubt Paffett.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

In der letzten Woche war es wieder soweit. In Jerez durfte der DTM-Pilot zum achten Mal in diesem Jahr ausrücken. "Es war gut, denn ich komme ja nur alle paar Monate zum Fahren", erzählt er uns. "Es ist jedes Mal ein großer Sprung, aber es ist auch immer toll, wieder ein F1-Auto zu fahren, gerade ein so gutes Auto wie den McLaren." Den würde er gerne öfter ausfahren, auch wenn es nur zu Testzwecken ist. "Tests sind eine andere Herausforderung, man kämpft nicht gegen andere, sondern entwickelt nur das vorhandene Paket weiter", erklärt er.

Den großen F1-Traum hat der Ex-DTM-Champion noch nicht zu den Akten gelegt. "Klar würde ich gerne in der F1 fahren", antwortet er uns prompt. "Momentan konzentriere ich mich auf die DTM, aber in der F1 zu fahren, wäre fantastisch." Derzeit sieht er allerdings keine Chance, es in die Königsklasse zu schaffen. "Aber man weiß ja nie", lässt er das Ende offen. Paffetts Fluxkompensator hieß in Jerez KERS, zum erwünschten Zeitsprung reichte die Zusatzleistung aber noch nicht. Dafür braucht er wohl noch mehr Testkilometer.