Singapur. Das erste Rennen ohne Tageslicht. Ungewissheit und Spannung pur für Fahrer und Teams, die Fans und den Reifenhersteller. Bridgestones Entwicklungschef Hirohide Hamashima gab einen Einblick in die Herausforderungen auf neuen Rennstrecken, beim ersten Nachtrennen und die speziellen Anforderungen.

Entwicklung für neue Rennstrecken

Bridgestone bereitet sich auf neuartige Rennstrecken mit speziellen Abläufen vor. "Wie schon in Valencia, so werden wir uns auch beim kommenden Singapur Grand Prix sorgfältig mit dem Lernprozess für neue Rennstrecken auseinandersetzen", so Hirohide Hamashima, Direktor der Bridgestone Motorsport-Reifen-Entwicklung.

"Wir arbeiten eng mit der FIA zusammen, wodurch wir in einer frühen Phase das Streckenlayout für einen neuen Grand Prix erhalten. Diese Informationen werden gemeinsam mit den Teams verarbeitet. Damit können die Teams dann ihre aufwendigen Simulationen berechnen."

Auch auf die Bridgestone-Mitarbeiter wartet viel Arbeit in Singapur., Foto: Sutton
Auch auf die Bridgestone-Mitarbeiter wartet viel Arbeit in Singapur., Foto: Sutton

Bridgestone tauscht mit den Formel-1-Teams bereits vor dem Start auf neuen Rennstrecken gesammelte Fahrzeugdaten von bestehenden Strecken aus. Diese sind von unschätzbarem Wert. "Im Vorfeld zu einem neuen Rennen entsenden wir ein Team von Ingenieuren, welche die Oberfläche mittels eines Lasers scannen", sagt Hamashima. "Wir scannen die ganze Strecke. Die Informationen werden dann analysiert. Sie geben uns eine gute Vorstellung davon, wie die Fahrbahn mit unseren Reifen reagieren könnte."

Das Besondere an Straßenkursen

Straßen-Kurse stellen noch eine weitere Herausforderung dar, da sie normalerweise für andere Zwecke als den Motorsport benutzt werden. Allgemeiner Straßenverkehr, vom Lastkraftwagen bis zum Roller und die Nutzung der Straßen für 360 Tage im Jahr bedeuten eine Ansammlung von Schmutz. Dies ist in der Regel auf einer permanenten Rennstrecke nicht wirklich erheblich.

Aber auch für die Fahrer gibt es eine Reihe von einzigartigen Herausforderungen, wenn die Straßen-Oberfläche nicht für Rennveranstaltungen ausgelegt ist. Dies können zum Beispiel die weißen Markierungen sein oder Deckel für die Entwässerungssysteme.

Die Reifen-Auswahl ist natürlich von entscheidender Bedeutung für ein Rennwochenende und die Bridgestone-Ingenieure haben die schwierige Aufgabe zu entscheiden, welche von zwei Mischungskomponenten an die Rennstrecke gebracht werden sollen.

Bridgestone weiß, wie man Reifen für neue Strecken entwickelt., Foto: Sutton
Bridgestone weiß, wie man Reifen für neue Strecken entwickelt., Foto: Sutton

"Es gibt verschiedene Faktoren, die uns bei der Entscheidung der Reifenauswahl begegnen. Insbesondere konzentrieren wir uns auf das Strecken-Layout, die Fahrbahn und die Temperaturen", meint Hamashima.

Während das Strecken-Layout und die Wetterbedingungen aus der Ferne analysiert und vorhergesagt werden können, ist für die Fahrbahn-Analyse ein Team von Bridgestone-Ingenieuren vor Ort erforderlich.

"Es gibt fünf Strecken in dieser Saison, wo wir den Begriff Straßen-Kurs benutzen", sagt Hamashima, "Albert Park, Monaco, Montreal, Valencia und Singapur, und bei all diesen, ausgenommen Albert Park, verwenden wir die Kombination der Soft- und Super-Soft-Reifen", so der Japaner.

Spezielles Singapur

Nicht nur eine neue Formel-1-Umgebung samt einer neuen Rennstrecke ist die Herausforderung. Die Formel 1 macht den Tag zur Nacht. Von der Reifenperspektive betrachtet, wird es aber nicht allzu viele Probleme mit der Dunkelheit geben.

"Es ist viel über dieses Rennen geredet worden und das ist gut für den Sport, allerdings wird es im Reifensektor nicht allzu viele Fragen geben", meint Hamashima. "Die Temperatur ist in der Nacht zwar geringer als am Tag, aber im Vergleich zu anderen Rennstrecken ist es in Singapur nachts immer noch wärmer als anderswo", so der Bridgestone Direktor über das mögliche Temperatur-Problem.

In Singapur werden die weißen Rillen reflektieren., Foto: Bridgestone
In Singapur werden die weißen Rillen reflektieren., Foto: Bridgestone

Zwar brauchen die Formel-1-Autos keine eigene Beleuchtungsanlage, da die ganze Strecke durch das einzigartige Lichtsystem beleuchtet sein wird, trotzdem hat Bridgestone an eine spezielle Entwicklung für die Erkennung der weicheren Reifenkomponente gedacht.

"Wir haben eine spezielle Farbe zur Reifenmarkierung für Singapur", sagt Hamashima. "Wir glauben nicht, dass dies einen Unterschied für das Rennen darstellt. Aber für die Zuschauer und die Medien sollte es ein wenig leichter sein zu erkennen, welche unserer Reifen verwendet werden."

Schlafende Formel-1-Mitarbeiter

Das Singapur-Rennen in der Nacht ist auch eine zusätzliche Herausforderung für die Teams, zum Beispiel die Gestaltung der Logistik und die ungewöhnliche Arbeitszeit.

"Der vielleicht schwierigste Aspekt für unsere Mitarbeiter wird ihr Arbeitstag sein", denkt Hamashima. "Weil das Rennen und die Trainings-Sessions in der Nacht stattfinden, haben unsere Mitarbeiter die zusätzliche Herausforderung die Arbeitszeit in die Nacht zu verlagern."

"Wir haben eine Menge Arbeit nach den Sitzungen, somit wird es sehr spät werden. Das wird ein spannender Aspekt des Wochenendes. Aus diesem Grund werden wir unsere Tage viel später beginnen, als wir es in der Regel machen. Dadurch wird es das erste Mal an einem Formel-1-Wochenende ein offizielles - im Bett liegen bleiben - geben."