Zum letzten Mal treffen sich die F1-Teams in dieser Woche zu einem gemeinsamen Test. Während Williams BMW Sauber und Honda schon am Dienstag mit ihren Nachwuchspiloten in Jerez de la Frontera unterwegs waren, kamen am Mittwoch alle anderen Rennställe außer Force India und Ferrari hinzu. Die Inder lassen den Test aus, die Italiener testen lieber in der Abgeschiedenheit von Mugello.

Das große Thema der Woche ist KERS. Bereits am Dienstag testen Honda und Williams ihre Systeme im Auto, mit McLaren zog am Mittwoch ein weiteres Team nach. Dabei kamen einige neue Dinge zum Vorschein: die Williams-Mechaniker benutzten Spezialhandschuhe, um sich vor einem Stromschlag zu schützen, wie ihn vor einigen Wochen ein BMW Sauber-Kollege an gleicher Stelle erlitt. Bei McLaren wurde aus Sicherheitsgründen ein Ableiter vor der Box installiert. Die Maßnahmen wirkten: es kam zu keinen nennenswerten Zwischenfällen.

Bestzeit für Weiß-Blau

Vettel fuhr die zweitschnellste Zeit hinter Klien., Foto: Sutton
Vettel fuhr die zweitschnellste Zeit hinter Klien., Foto: Sutton

Christian Klien war der Fahrer des KERS-Unglücksautos, diesmal musste er kein ungutes Gefühl haben: in 1:19.357 Minuten fuhr er die schnellste Zeit des Tages. Sein Hauptaugenmerk lag auf dem mechanischen Setup und aerodynamischen Neuerungen für den Saisonschlussspurt.

"Es gab keinerlei Probleme und so konnte ich die Ingenieure mit vielen Informationen über die neuen Komponenten versorgen", erklärte Klien, der in der letzten Woche einen KERS-Test in Miramas gefahren ist. "Die neue Streckenoberfläche bietet besseren Grip und hat einige der Bodenwellen ausgeglichen."

Klien wird am Donnerstag nicht wie geplant von Robert Kubica abgelöst. Der Pole hat eine Zahninfektion und wird an den kommenden beiden Tagen durch Nick Heidfeld ersetzt.

Vettel blieb stehen

Mit Spannung erwartet wurde das Red Bull-Debüt von Sebastian Vettel. Der viel umjubelte Sieger von Monza fuhr in Jerez zum ersten Mal seit der Bekanntgabe seines Wechsels für sein neues Team Red Bull Racing. Den allerersten Test für Red Bull absolvierte er schon vor Saisonbeginn, als er als Ersatzmann einsprang. Noch lief nicht alles perfekt: Vettels RB4 blieb mit einem Getriebeproblem liegen und musste auf dem Transporter zurück an die Box gebracht werden. Trotzdem reichte es für ihn auf seinen 60 Runden zur zweitschnellsten Zeit des Tages.

Vettels Getriebe streikte., Foto: Sutton
Vettels Getriebe streikte., Foto: Sutton

Neben Setuparbeiten und der Eingewöhnung im Team testete Vettel auch einige neue Komponenten. Am Donnerstag erhält er eine weitere Chance, sich mit seinem neuen Team vertraut zu machen. Dann wechselt er für den letzten Testtag dieser Saison am Freitag wieder in sein Arbeitsgerät für die letzten vier Rennen: den seit Sonntag siegreichen STR3.

Für Vettels Noch-Team saß am Mittwoch der Schweizer Sebastien Buemi im Auto. Er ist einer der Nachfolgekandidaten für den Deutschen. Buemi konnte seine Arbeit erst mit Verspätung aufnehmen, da es mechanische Probleme an seinem Auto gab. Danach arbeitete er an der Aerodynamik und dem Setup. Gegen Ende des Tages absolvierte er auch einen Long Run. "Ich bin ziemlich zufrieden, es war ein sehr guter erster Tag und ich möchte Red Bull dafür danken, dass ich dieses Auto testen durfte", sagte er. Am Donnerstagabend darf sich Takuma Sato für seinen Testtag bei Toro Rosso bedanken.

Vorbereitung auf Singapur

Bis auf Vettel und Kazuki Nakajima kamen am Mittwoch nur Testfahrer zum Einsatz. Bei McLaren saß DTM-Pilot Gary Paffett im Auto. Er konzentrierte sich auf Entwicklungsarbeiten an der Front-Aerodynamik und Setuparbeiten für die noch ausstehenden Rennen. Zudem begann er die Streckenerprobung des McLaren-KERS. Im ersten Schritt wurde vor allem auf Vibrationen und die Unterbringung im Auto geachtet. Das System blieb noch in einem passiven Modus.

Auch bei Toyota griff ein Testfahrer ins Lenkrad. GP2-Pilot Kamui Kobayashi konzentrierte sich auf Vorbereitungen für den Singapur GP. Aus diesem Grund fuhr er, im Gegensatz zur Monza-Konfiguration, mit relativ viel Downforce und arbeitete an den Bremsen und anderen Systemen. "Es gab keine größeren technischen Probleme und wir konnten unser gesamtes Programm durchziehen", sagte der Japaner.

"Dies ist die letzte Chance für die Teams, noch einmal etwas zu testen, bevor es zu den abschließenden Überseerennen geht", betonte Gerd Pfeiffer, seines Zeichens Testteammanager bei Toyota. Entsprechend viel gibt es in dieser Woche zu tun. Nach den Vorbereitungen für Singapur wird man sich ab Donnerstag auf die weiteren ausstehenden Rennen in Asien und Südamerika konzentrieren.

Kobayashi arbeitete im Hinblick auf Singapur., Foto: Sutton
Kobayashi arbeitete im Hinblick auf Singapur., Foto: Sutton

Wie Kobayashi arbeitete auch Renault-Testfahrer Lucas Di Grassi an neuen Teilen für die letzten Rennen. "Alles lief gut und es gab keine Probleme", bilanzierte er. "Ich fühlte mich auf Anhieb wohl im Auto und freue mich auf die restliche Woche." Denn Di Grassi wird auch an den kommenden beiden Tagen im Auto sitzen.

"Er ist eine Weile nicht gefahren und musste sich so erst einmal wieder an alles gewöhnen", fasste Cheftestingenieur Christian Silk zusammen. "Sie haben die Strecke teilweise neu asphaltiert, was die Charakteristik für das Auto und die Reifen etwas verändert hat." Nachdem das Team diesen Lernprozess abgeschlossen hatte, konnte es sich auf die Testarbeit konzentrieren.