1. - S wie Startaufstellung

Am Samstagmorgen war es für Sebastian Vettel nur ein Scherz mit seinen Mechanikern, am Samstagnachmittag wurde es Realität: die erste Pole Position in der Karriere des jungen Deutschen, der damit Fernando Alonso den Rekord des jüngsten Pole-Mannes abnahm und zugleich seinem Toro Rosso Team die erste Startposition an der Spitze des Feldes bescherte.

"Mit so etwas kann man nicht rechnen", sagte Vettel. "Es war fantastisch für uns, ein großartiger Tag." Den sein Teamkollege Sebastien Bourdais auf Platz 2 abrundete. "Beide Autos stehen so weit vorne, damit haben wir eine sehr gute Ausgangsposition für das Rennen."

Neben Vettel startet Heikki Kovalainen aus der ersten Reihe. Das gute Bild von Red Bull komplettiert Mark Webber auf Startposition 3. Felipe Massa war weniger zufrieden, er kam im verregneten Qualifying nur auf Platz 6. "Ehrlich gesagt hätte es besser laufen können", gestand er. "Aber es hätte auch viel schlimmer kommen können." Am Ende zählt für ihn nur, dass er angesichts der Startplätze von Kimi Räikkönen und Lewis Hamilton Punkte in der WM gutmachen kann. Denn seine beiden Rivalen starten nur von den Rängen 14 und 15.

"Lewis wurde das Opfer einer ungenauen Vorhersage", versuchte Ron Dennis den Patzer zu erklären. Das Team entschied sich dazu, Hamilton auf Intermediates ins Q2 zu schicken, dafür war es allerdings viel zu nass. Er musste zurück an die Box, Regenreifen holen und dann hatte er keine Chance mehr, seine Rundenzeit zu verbessern.

"Wie sich zeigte, gab es nur ein kleines Zeitfenster für eine schnelle Runde, und das hat er leider verpasst", so Dennis, der erklärte, dass man am Freitag genau untersucht habe, bei welcher Rundenzeit man die Reifen verwenden könne. "Wir waren noch innerhalb des Fensters", meinte er. BMW Sauber-Tester Christian Klien sah das anders: "Heute war es immer so nass, dass man auf "full wets" fahren konnte."

Sebastian Vettel ist der erste Deutsche seit Michael Schumacher auf der Pole., Foto: GEPA
Sebastian Vettel ist der erste Deutsche seit Michael Schumacher auf der Pole., Foto: GEPA

Bei Kimi Räikkönen stimmten Fahrweise und Timing nicht. "Ich konnte in Q2 keine gute Zeit fahren, als die Bedingungen es noch zuließen und dann war es unmöglich, noch was gutzumachen", erklärte er sein Ausscheiden. "Auf der entscheidenden Runde kam ich in Ascari von der Bahn, weil dort viel Wasser auf der Strecke war, wodurch ich nicht in die nächste Session kam." Das schafften dafür vier von fünf Deutschen: neben Vettel starten auch Nico Rosberg, Timo Glock und Nick Heidfeld aus den Top10.

2. - S wie Start

Angesichts der Startplätze seiner Rivalen ist Felipe Massas Startplatz besser als es den Anschein hat. "Es ist nicht die Pole Position!", stellte er klar. "Es stehen noch immer fünf Autos vor mir, und zwar fünf Autos, die gegeneinander kämpfen werden." Deshalb müsse er aufpassen, was um ihn herum geschieht. "Da kann viel passieren, also hoffentlich gibt es da keinen Unfall oder schwierigen Moment", hofft Massa.

Auch Timo Glock warnt: "Die erste Schikane wird schwierig, aber wenn es nass sein sollte, ist es immer schwierig. Dann ist die Gischt immer ein Thema." Somit hat Sebastian Vettel gleich eine doppelt so gute Ausgangsposition: er startet vor allen anderen und sieht am meisten.

"Im Regen ist die Sicht sehr eingeschränkt", weiß Vettel. "Die ersten beiden Fahrer können ein bisschen herumspielen, aber bereits ab Platz 5 wird es schwierig." Deshalb könnte sich die Rennleitung bei zu starkem Regen auch für einen Start hinter dem Safety Car entscheiden. "Das würde mir das Leben in der ersten Kurve einfacher machen, aber wir müssen uns auf einen normalen Start vorbereiten und dürfen nicht mit einem Safety-Car-Start kalkulieren."

Heikki Kovalainen geht ebenfalls von einem stehenden Start aus. "So lange nicht allzu viel Wasser steht, sollte es okay sein", sagt der Finne. Besonders knifflig wird es für die Fahrer im Mittelfeld, und zwar egal, ob es trocken oder nass ist. "Hamilton muss erst einmal heil aus der ersten Runde herauskommen", sagt Niki Lauda. Dieser Gefahr im Pulk ist sich auch Räikkönen bewusst. "Wenn man aus der siebten Reihe startet, kann es schon beim Start recht schwierig werden, denn die Einfahrt zur ersten Schikane ist sehr eng und da berührt man leicht andere Autos."

3. - S wie Strecke

"In Monza dominiert das Thema Höchstgeschwindigkeit", verrät Nick Heidfelds nichts Neues. Über 350 km/h erreichen die Fahrer auf den trockenen Geraden im königlichen Park, so viel wie auf keiner anderen Strecke. "Extrem ist auch, wie hart wir in den Schikanen über die Randsteine fahren", fügt Heidfeld an.

"Monza ist eine der anspruchvollsten Strecken für die Autos, denn hier fahren wir mit dem niedrigsten Downforce-Level und den höchsten Topspeeds der gesamten Saison", fasst sein Teamkollege Robert Kubica zusammen. "Es gibt auch einige berühmte Kurven wie Parabolica, Ascari oder Lesmo, die deutlich schneller durchfahren werden als die ersten Schikanen." Gleichzeitig ist Monza die klassische Motoren-Rennstrecke. Mit dem Umstieg auf V8-Motoren ist der Volllastanteil pro Runde auf 70 Prozent gestiegen. Kubica erzielte 2007 mit 351,7 km/h den höchsten Top-Speed aller Piloten.

4. - S wie Setup

Regen im Qualifying stellt die Teams vor eine schwierige Entscheidung: wie soll man angesichts der Parc Fermé-Regeln, die eine Änderung des Setups verbieten, das Auto abstimmen - für nasse Bedingungen im Qualifying, für eventuell trockene Bedingungen im Rennen oder mit einer Mischlösung?

"Im Normalfall fährt man heutzutage auch im Regen mit einem Trockensetup", verrät Christian Klien. "Du kannst ein bisschen mit dem Flügel spielen, aber im Großen und Ganzen muss man auf ein Trockensetup setzen." Wenn man auf ein Regensetup setzen und zu viel Flügel haben würde, verlöre man in einem Trockenrennen zu viel Speed auf den Geraden. "Dann würde man gnadenlos nach hinten durchgereicht", warnt Klien.

Trotzdem glaubt Ron Dennis, dass einige Fahrer im Qualifying mit viel Downforce unterwegs waren. "Das wird ihnen im Rennen nicht gut tun", rechnet Dennis mit einem trockenen Rennen. Seine Fahrer sieht er gut vorbereitet. "Wir glauben, den richtigen Downforce für beide Bedingungen zu haben und haben im Qualifying nichts geopfert." Soll bedeuten: "Wir können auch im Rennen überholen." Lewis Hamilton muss das auch.

Die Verfolger haben noch nicht aufgegeben., Foto: Sutton
Die Verfolger haben noch nicht aufgegeben., Foto: Sutton

Auch Sebastian Vettel wurde angesichts seiner Pole Position schnell nachgesagt, dass er mit viel Flügel fahren könnte. Der Deutsche wiegelte aber ab: "Wir haben auch im Trockenen gute Chancen", verriet er. "Es ist nicht so, dass wir mit einem Regensetup unterwegs sind. Wir sind nicht volles Risiko gegangen und haben nicht nur auf Regen gesetzt. Wenn es trocken sein sollte, haben wir damit kein Problem."

5. - S wie Strategie

Die Tankstrategien sind in Monza wegen der relativ kurzen Boxenein- und -ausfahrt nicht so festgezurrt wie andernorts. Sowohl ein als auch zwei Stopps sind möglich, die wechselhaften Bedingungen unterstützen die Variationen sogar. "Absolut, weil es unvorhersehbar war und im Rennen genauso sein wird", glaubt Klien. "Deshalb werden die Teams auf verschiedene Strategien setzen, die in Monza möglich sind."

Demnach sei eine aggressive Strategie mit einem frühen Stopp ebenso möglich wie nur eine Einstoppstrategie mit einem schweren Auto. Toro Rosso kommt aufgrund des guten Qualifyingergebnisses natürlich für eine aggressive Strategie in Frage. "Sie haben vielleicht eine andere Strategie gewählt als wir oder andere, der Abstand war immer recht groß, das lässt darauf schließen", meint Timo Glock. Auch Klien bestätigt: "Das kann ich mir vorstellen, weil alle drei Red Bull Autos vorne dabei waren."

Sogar Toro Rosso-Technikchef Giorgio Ascanelli gesteht: "Es ist klar, dass wir nicht die größte Spritladung der Welt im Tank haben, also müssen wir auf ein konkurrenzfähiges Rennen hoffen."

6. - S wie Sonntagswetter

Wie wird das Wetter am Sonntag? Mario Theissen spricht nur noch von einer 40-prozentigen Regenwahrscheinlichkeit. Eine Garantie für ein trockenes Rennen ist das nicht, auch wenn sich Felipe Massa ein solches wünschen würde. "Dann wäre es konstanter."

Sollte es regnen, wäre es auch kein Problem, außer es wird so wie teilweise im 1. und 3. Training. "Wenn du auf der Gerade nicht mehr Vollgas fahren kannst, ist es zu gefährlich." Das sei am Samstagmorgen der Fall gewesen. "Sonst fahre ich gerne im Regen", so Heidfeld, "aber hier hätte ich es lieber trocken." Denn die Gischt schießt durch die hohen Geschwindigkeiten noch höher und es gibt durch die Bäume keinen Wind, der sie wegbläst. "Wenn die Bedingungen sind wie am Ende von Q2, ist es echt gefährlich", bestätigt Timo Glock. "Dann siehst du nichts mehr."

7. - S wie Spannung

Darf Sebastian Vettel auch am Sonntag jubeln?, Foto: Sutton
Darf Sebastian Vettel auch am Sonntag jubeln?, Foto: Sutton

Der Italien GP verspricht so viel Spannung wie schon lange nicht mehr, und das selbst im Trockenen. "Wenn die Schnellen hinten stehen, werden wir bei jedem Wetter ein spannendes Rennen mit Überholmanövern sehen", betont Kai Ebel. Das sieht Christian Klien genauso: "Es wird sicher das spannendste Rennen der Saison. Vorne stehen Autos, deren Pace nicht so schnell sein wird wie die der hinteren Fahrer, die wiederum versuchen werden, nach vorne zu gelangen. Das wird extrem spannend."

Ebel ist davon überzeugt, dass sich Räikkönen, Hamilton und auch Massa schon irgendwie nach vorne kämpfen werden. "Aber Vettel, Rosberg und Heidfeld geben sich garantiert nicht so leicht geschlagen." Deshalb wagt er die Prognose: "Wir werden im Rennen auf jeden Fall einen Deutschen auf dem Podium haben." Niki Lauda würde sogar einen Deutschen in der Mitte nicht ausschließen: "Wenn es nass bleibt und die Bedingungen wie am Samstag sind, dann kann Vettel gewinnen."

Auch Lewis Hamilton hat den Renntag noch nicht abgeschrieben. "Ich habe immer noch eine Chance, mich nach vorne zu kämpfen", kündigt er an. Das glaubt auch sein Boss. "Auch wenn sein Startplatz alles andere als ideal ist, hat er noch immer die Chance auf ein gutes Ergebnis", so Dennis, "gerade, wenn das Wetter so wechselhaft bleibt." Mark Webber gibt jedoch zu bedenken: "Je weiter er und Kimi nach vorne kommen, desto härter wird es für sie."