Nick, wie viel besser fühlst du dich hier in Monza als vor einer Woche in Spa?
Nick Heidfeld: [lacht] Viel besser! Die Rennen haben recht großen Einfluss auf die allgemeine Gemütssituation. Es ist nicht so wichtig, ob es jetzt ein 2. oder 3. Platz gewesen ist. Es zählt die Tatsache, dass sich das Risiko ausgezahlt hat. Ich habe mich auch auf der Auslaufrunde extrem gefreut. Bis kurz vorher war ich Sechster oder Siebter und dass sich das Pokern in der letzten Runde so ausgezahlt hat, war einfach geil.

Wie viel Schub gibt so ein Erfolgserlebnis?
Nick Heidfeld: Es gibt mir schon Rückenwind, aber nicht nur das Rennen, sondern das gesamte Wochenende. Es hat von Anfang bis Ende gut funktioniert. Die Pace hat immer gestimmt und ich war am Samstagmorgen Schnellster. Im Qualifying habe ich mit Platz 5 das Maximum herausgeholt, ebenso im Rennen. Für mich war es sehr wichtig, dass es unter recht schwierigen Bedingungen funktioniert hat. Mittlerweile ist ja bekannt, dass ich Probleme habe, die Reifen zum Arbeiten zu bekommen. In Spa sind wir die härtesten Reifen bei nicht gerade warmen Bedingungen gefahren. Deshalb stimmt es mich zuversichtlich, dass es unter diesen Voraussetzungen gut gelaufen ist.

Bist du mit einem anderen Gefühl nach Spa gereist als sonst?
Nick Heidfeld: Nein, nicht mit einem anderen Gefühl, aber mit einer veränderten Herangehensweise. Ich habe beim Monza-Test vor Spa ein paar Dinge erkannt und geändert, die ich in Spa umsetzen konnte.

Nick Heidfeld verließ Spa mit einem starken Ergebnis., Foto: Sutton
Nick Heidfeld verließ Spa mit einem starken Ergebnis., Foto: Sutton

Wie viel sicherer fühlst du dich jetzt im Hinblick auf 2009?
Nick Heidfeld: Gute Rennen helfen immer, aber keine Entscheidung hängt nur von einem Rennen ab. Ich kann und möchte nicht auf meine vertragliche Situation mit BMW eingehen. Allerdings glaube ich nicht, dass man sich nur das eine Rennen anzuschauen braucht. Ich bin mit den Problemen in dieser Saison nicht zufrieden, ich bin aber sehr zufrieden damit, wie ich in dieser schwierigen Phase trotzdem das Maximum herausholen konnte. Ich habe wenig Fehler gemacht und stehe in der Meisterschaft gut da. Wenn man das Krisengerede so hört, müsste man meinen, ich hätte nur 10 Punkte. Also bin ich zufrieden, wie ich mit der Situation umgegangen bin. Es gibt nicht viele Fahrer, die in den letzten Monaten bessere Ergebnisse eingefahren haben als ich. Zudem hängt das Standing in der Formel 1 nicht nur von einem Rennen ab, da spielen auch die ganzen letzten Jahre eine Rolle, in denen ich ja gezeigt habe, dass die Probleme, die ich dieses Jahr ab und zu hatte, nicht der Normalfall sind.

Du glaubst also, dass deine Resultate im Team die entsprechende Anerkennung finden?
Nick Heidfeld: Auf jeden Fall. Andererseits sieht man aber auch die Probleme, die ich im Qualifying hatte. Diese werden angesprochen, um sie zu lösen. Der erste Schritt in diese Richtung war der Test in Barcelona vor einigen Monaten, der nächste hier in Monza vor zwei Wochen. Das ist auch wichtig: man darf nicht alles schön reden, muss mit dem Team darüber sprechen, aber gleichzeitig die Rückendeckung genießen, um die Probleme zu lösen. Es war nicht optimal, dass die Probleme da waren, aber die Art und Weise wie wir damit umgegangen sind, war gut.

Bist du durch die Probleme und deren Lösung vielleicht noch ein Stück besser geworden?
Nick Heidfeld: Ja, aber ich glaube nicht, dass es ein Riesenunterschied ist. Vielleicht wird es mir helfen, um in Zukunft Dinge schneller zu verstehen, vor allem bei Reifenproblemen.

Kommt mit den Slicks im nächsten Jahr allgemein eine neue Situation auf euch zu, in der es wichtig sein wird, richtig auf Probleme zu reagieren?
Nick Heidfeld: Es wird eine große Herausforderung, nicht nur wegen der Slicks, sondern auch wegen KERS und der limitierten Aerodynamik. Darauf muss man sich einstellen und darauf freue ich mich. Denn ich denke, dass mir das theoretisch entgegen kommen sollte.

Aus Platz 3 wurde mindestens bis zur Hamilton-Berufung Platz 2., Foto: Sutton
Aus Platz 3 wurde mindestens bis zur Hamilton-Berufung Platz 2., Foto: Sutton

Spricht man darüber schon jetzt innerhalb des Teams?
Nick Heidfeld: Natürlich spricht man mit den Ingenieuren über das nächste Jahr, aber bis es soweit ist, sind es auch nur Vermutungen.

Wie wichtig ist der Rückhalt im Team, den du offensichtlich hast?
Nick Heidfeld: Das ist wichtig, wichtiger ist aber, dass das Team und die Ingenieure mit mir zusammen nach Lösungen suchen.

Glaubst du, dass du dieses Vertrauen auch in allen deinen bisherigen Teams bekommen hättest?
Nick Heidfeld: Da gibt es von Team zu Team schon Unterschiede, aber BMW Sauber und Mario Theissen schätzen die Situation zum Glück immer objektiv ein. Es hilft mir aber auch, dass ich schon lange mit diesem Team zusammenarbeite und schon lange in der F1 bin. Wenn es meine erste oder gar zweite Saison wäre, würde man es vielleicht anders sehen, aber so wissen alle, dass dies nicht der Normalfall ist.

Würdest du also wiederholen, dass du zuversichtlich bist für 2009?
Nick Heidfeld: Ja, ich bin zuversichtlich. Aber auch hier gilt: das hilft mir im Moment nicht weiter. Ich muss auf der Strecke gute Leistungen zeigen, deshalb muss ich darüber nachdenken, was das Auto und mich auf der Strecke schneller macht. Man darf nicht das Wesentliche vergessen.

Kannst du das Drumherum ausblenden?
Nick Heidfeld: Ich glaube schon, dass das eine meiner Stärken ist. Ich kann mit Druck recht gut umgehen, aber natürlich kann es niemand hundertprozentig zur Seite schieben. Man liest Dinge, hört Dinge und denkt darüber nach. Wichtig ist, dass die Schlussfolgerungen stimmen, nämlich, dass es nichts bringt, sich den Kopf zu zerbrechen und damit Zeit zu verbringen.

Rechnest du dir in Monza gute Chancen aus, noch mal ein Highlight zu setzen?
Nick Heidfeld: Wir sollten hier besser aufgestellt sein als auf vielen anderen Strecken. Das bedeutet aber nicht, dass wir aufs Podium fahren werden. Mit McLaren und Ferrari sind noch immer zwei Teams vor uns. Wenn sie ins Ziel kommen, ist Platz 5 unser Maximum. Der Test ist aber gut verlaufen.

Nick Heidfeld freut sich auf Monza., Foto: Sutton
Nick Heidfeld freut sich auf Monza., Foto: Sutton

Freust du dich noch auf ein Rennen ganz besonders?
Nick Heidfeld: Im Moment ist es Monza, weil wir hier getestet haben und ich weiß, dass das Auto hier funktionieren sollte. Singapur ruft eher eine positive Nervosität hervor. Mit der neuen Strecke und dem Nachtrennen gibt es zwei Unbekannte. Aber insgesamt ist es sehr schade, dass wir nicht in Suzuka fahren, denn das ist mein absoluter Lieblingskurs.

Würdest du es befürworten, Ex-Fahrer in die Entscheidungsgremium einzubeziehen?
Nick Heidfeld: Bei der Beurteilung von Rennsituationen würde ich das befürworten, da könnten sie die Stewards beraten. Aber ich wäre dagegen, dass es nur ein Ex-Fahrer wäre. Die Ideallösung wären mehrere. Ohne zu sagen, dass ich die Entscheidung in Spa richtig oder falsch gefunden habe, finde ich es schade, dass wir nicht mehr einen permanenten Steward haben. Obwohl ich nicht immer mit seinen Entscheidungen einverstanden war, war das schon recht gut, weil man zumindest eine Konstante drin hatte. Jetzt kommen die Stewards immer woanders her. Das ist ein Kritikpunkt, den wir Fahrer schon früher hatten.