Die Lehre vom Treffen

So ein Ex-Doppelweltmeister mit Wechselambitionen hat es nicht leicht. Egal wen er trifft, er wird mit intensiven Vertragsgesprächen in Verbindung gebracht. Mario Theissen? Dann geht's zu BMW Sauber. Luca di Montezemolo? Ferrari ruft. Der Weihnachtsmann? Also wird er Reintier. "Fernando, letzte Woche in Monza hast du Luca di Montezemolo getroffen..." - "Und das ist die erste Frage!", erwiderte Alonso im Donnerstagspressegespräch in Spa. Nach einem kurzen Gelächter ging es weiter: "Wie hast du dich dabei gefühlt?" - "Es war kein besonderes Gefühl, ich habe ihn schon vorher in Zeitungen und auf Bildern gesehen. Ich habe ihn nur für ca. fünf Sekunden getroffen, ich hatte den Helm auf und stieg ins Auto. Es ging nur 5 Sekunden: 'Wie geht's dir?' 'Gut, wie geht's dir?' 'Auch Gut.' Nicht mehr." Dann wird's wohl doch die Reintierrolle...

Die Lehre vom Doktor

Mit wem telefoniert Fernando? Mario, Luca oder doch dem Weihnachtsmann?, Foto: Sutton
Mit wem telefoniert Fernando? Mario, Luca oder doch dem Weihnachtsmann?, Foto: Sutton

Dr. Mario Theissen lässt sich so schnell nicht austricksen, weder von Regen in den letzten Runden noch von Journalistenfragen. "Welche drei Fahrer außer Ihren eigenen finden Sie noch interessant?", wurde Theissen gefragt. "Zwecklos", sagte er trocken, um danach mit einem Lächeln hinzuzufügen: "Wir waren vor zwei Wochen doch schon mal soweit, dass die mit den schwarzen Haaren die Schnelleren sind. Was Schlaueres fällt mir auch heute nicht ein." Wie würde er also die Rolle von Nick Heidfeld charakterisieren? "Fahrer."

Die Lehre vom Chaos

Der Belgien GP hatte genug Aufregung und Chaos zu bieten, gerade in den letzten Runden. Timo Glock war da aus dem letzten Jahr aber noch Schlimmeres gewohnt. Er wurde im Sonntagsrennen der GP2 auf dem Weg aus der Box in die Startaufstellung von einem Kontrahenten abgeschossen. "Als ich mit dem Roller herumgefahren bin, habe ich mir den Weg noch mal angeschaut, den ich letztes Jahr zurückgestapft bin", konnte er dieses Jahr darüber scherzen. Letztes Jahr war ihm da ganz anders zumute... Vor dem F1-Vorstart hatte er keine Angst: "Hier sind weniger Chaoten dabei." Was nicht bedeutet, dass es kein Chaos geben kann.

Die amerikanische Lehre

Mit 7,004 Kilometern ist Spa-Francorchamps die längste Strecke im Kalender. Nur 44 Runden fahren die Piloten in Belgien. Zum Vergleich: die DTM-Fahrer mussten eine Woche zuvor 82 Mal um die Kurzanbindung in Brands Hatch düsen. Timo Glock ist beides egal. "Mich kann nichts mehr schocken", sagt er. "Ich bin mal 225 Runden in Milwaukee gefahren. Da wirst du echt blöd."

Die Lehre vom Nachtleben

Alex Wurz scherzte schon in Valencia: "Vielleicht dreht Kimi ja in Singapur voll auf." Sebastian Vettel und Nico Rosberg haben sich schon jetzt ihre Strategien für den ersten Nacht-GP überlegt. "Man geht später ins Bett und schaltet länger das Licht an, um das Bett zu finden", verriet Vettel seinen Geheimplan. "Vielleicht ist das eine gute Vorbereitung für Singapur." Rosberg hält es da eher mit den vermeintlich finnischen Methoden: "Der beste Weg ist wohl direkt nach der Ankunft in eine Disco zu gehen, mörderisch abzufeiern und dann den ganzen Tag zu schlafen. Danach hätte ich den perfekten Rhythmus für das Nachtrennen, richtig? Wenn sich jemand anschließen möchte, gerne!"

Die Lehre vom Bigboss

Immer schön die Akkreditierung zeigen..., Foto: Sutton
Immer schön die Akkreditierung zeigen..., Foto: Sutton

Wer glaubt, dass die perfektionistische und alles kontrollierende Ader von Bernie Ecclestone reine Erfindung ist, dass die graue Eminenz des F1-Zirkus doch schon lange nicht mehr so pingelig genau auf alles achtet, der wurde in der Startaufstellung eines Besseren belehrt: Mr. E. schritt durch den Grid, Blick links, Blick rechts, erblickte Red Bull-Tester und GP2-Pilot Sebastien Buemi, erspähte mit Adleraugen, dass da etwas fehlte, ging zum Schweizer hin, ein paar Handzeichen und schon öffnete Buemi die Reißverschlüsse von Jacke und Pulli und kramte seine Akkreditierung hervor - immer schön sichtbar tragen! Mission erfüllt. Bernie konnte seinen Kontrollgang fortsetzen.

Die Lehre der 25

Die 25 spielte in Belgien eine wichtige Rolle. 25 Sekunden Zeitstrafe erhielt Timo Glock, weil er Mark Webber auf den letzten Metern unter Gelb überholt haben soll. 25 Sekunden Zeitstrafe erhielt Lewis Hamilton, weil er sich beim Abkürzen der Bus-Stop-Schikane einen Vorteil verschafft haben soll. Rund 25 Sekunden für einen zusätzlichen Regenreifenwechsel musste Nick Heidfeld in zwei Runden wettmachen, damit seine Strategie aufging. "Am Ende waren es sogar noch mehr", sagte der zunächst Dritte und später Zweite. Er war der einzige des Trios, der sich über die 25 freuen konnte.

Die Lehre von der Geduld

Valencia, kurz nach dem Rennen. Sieger Felipe Massa muss um seinen Sieg zittern, denn es läuft eine Untersuchung gegen ihn, da er in der Boxengasse direkt neben Adrian Sutil losgelassen wurde. Spa-Francorchamps, kurz nach dem Rennen. Sieger Lewis Hamilton muss um seinen Sieg zittern, denn es läuft eine Untersuchung gegen ihn, da er die letzte Schikane abgekürzt haben soll und so an Kimi Räikkönen vorbeiging. Die Rennsieger scheinen also erst befreit feiern zu können, wenn die Rennkommissare Feierabend machen. In Valencia wollten sie vielleicht schnell an den Strand, in Belgien regnete es, also nahmen sie sich etwas mehr Zeit - und bestraften Hamilton. "Heute haben wir eine Lektion gelernt", meinte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. "Man muss warten. Wir haben das immer gesagt, aber heute war es klar: man muss warten, nicht nur bis zum Rennende, sondern auch noch auf das Danach."