Nick, hast du überhaupt noch einen Überblick gehabt, wie viele Fahrer du in der letzten Runde überholt hast?
Nick Heidfeld: Nicht genau. Ich dachte eigentlich, ich wäre Vierter. Aber dann hat mir das Team gesagt, ich sei Dritter, das war natürlich geil. Ein Podium ist immer etwas Besonderes. [Durch die Zeitstrafe von Hamilton rutschte Heidfeld sogar auf den 2. Platz nach vorne]

Wie sicher warst du dir, dass der Wechsel auf Regenreifen die richtige Entscheidung gewesen ist?
Nick Heidfeld: Ich dachte, es würde funktionieren, aber hundertprozentig sicher kann man sich in so einer Situation nie sein. Es regnete immer stärker, aber es war ein bisschen Lotteriespiel dabei. Als ich auf die Strecke zurückkam, war ich mir nicht sicher, weil ja nur noch zwei Runden zu fahren waren und ich nach der ersten Dreiviertelrunde vor mir weit und breit niemanden gesehen habe. Aber dann war die Pace mit den Regenreifen so viel schneller, dass ich sie noch überholen konnte.

Insgesamt waren es also zwei Runden?
Nick Heidfeld: Genau, zwei Runden, um ungefähr 25 Sekunden gutzumachen. Letztendlich sind es sogar viel mehr geworden als diese 25 Sekunden.

Konntest du relativ spielerisch an den Autos vorbeifahren?
Nick Heidfeld: Vom Speed her schon, aber so wie die Herrschaften sich gewehrt haben, natürlich nicht.

Nick durfte auf dem Podium jubeln., Foto: Sutton
Nick durfte auf dem Podium jubeln., Foto: Sutton

Wie kann man sich mit Trockenreifen auf nasser Bahn überhaupt noch wehren, ohne Gefahr zu laufen, abzufliegen?
Nick Heidfeld: Schlecht, aber es waren vier, fünf Autos auf einen Klumpen, da ist die Strecke verstopft. Man kann sich auch so wehren, dass man mit ein bisschen Pech abfliegt und zwei Autos abräumt, was mit Bourdais fast der Fall gewesen wäre. Er hat vor Kurve 10 extrem zugemacht und ich kam mit einem riesigen Überschuss. Er hatte eigentlich keine Chance, sich mit den Reifen zu wehren, machte aber so zu, dass ich fast auf die Wiese musste. Ich bin nur nicht aufs Gras gekommen, weil ich mit meinen Reifen zwischen seinen gefahren bin.

Hast du am Start schon befürchtet, dass das Rennen wieder verkorkst sei?
Nick Heidfeld: Ja, ich dachte, dass das Rennen vorbei wäre. Ich hatte Glück, dass ich überhaupt weiterfahren konnte. Die Kollision war recht heftig und ich habe nur noch darauf gewartet, dass noch einer über uns geflogen kommt. Danach war ich nur froh, dass das Lenkrad gerade stand und das Auto halbwegs heil war.

Waren die Bedingungen am Start so rutschig, dass es unkontrollierbar war?
Nick Heidfeld: Es war besser, als ich gedacht hatte. Es sah sehr nass aus, dafür war der Grip auf den ersten paar Metern aber okay. Die erste Kurve war jedoch ganz schwierig und blieb es auch auf den ersten Runden.

Eigentlich waren das ja Bedingungen, in denen du deine Fähigkeiten ausspielen hättest können.
Nick Heidfeld: Richtig, aber ich hing im Verkehr fest. Einige habe ich überholt, aber am Ende konnte ich ja alles wieder gutmachen.

Das Überholmanöver gegen Timo Glock war klasse.
Nick Heidfeld: Das war recht eng, ja. Ich habe vorher ein anderes Auto überholt, aber Timo ist nicht gerade ein Frühbremser. Das war schon gut.

Insgesamt ein perfekter Abschluss eines perfekten Wochenendes?
Nick Heidfeld: Ja, klar. Die Pace war im Rennen gut, wenn ich denn mal freie Fahrt hatte. Leider hing ich wieder die meiste Zeit im Verkehr fest und habe mir dabei die Reifen ruiniert. Wenn ich aber mal eine freie Runde hatte, war die Pace sehr gut.

Gibt das Auftrieb für das nächste Rennen?
Nick Heidfeld: Ja, vor allem habe ich in Monza getestet und da war ich gut unterwegs. Ich bin einmal die schnellste Zeit gefahren. Natürlich weiß man bei Testzeiten nie, aber man muss sie trotzdem erst fahren.

Das war dein erster großer Erfolg in Spa, obwohl du die Strecke magst.
Nick Heidfeld: Ich mag die Strecke, aber es ist nicht mein Lieblingskurs, wie von vielen anderen Fahrern. Auch in der Formel 3000 war Spa immer ein Rennen, bei dem ich kämpfen musste. Es ist also schön, dass es endlich geklappt hat.