Auch wenn es bei McLaren offiziell nie eine Nummer 2 gegeben hat und wohl auch nie eine geben wird, ist Heikki Kovalainen in diesem Jahr dort klar derjenige, der die Helferrolle einnehmen muss, wenn er Lewis Hamilton damit in der Weltmeisterschaft nach vorne helfen kann. Dass er mit seinem Teamkollegen nicht ganz mithalten konnte, lag an mehreren Faktoren. Der Finne kam in ein neues Team, ein neues Auto und eine neue Umgebung, während Hamilton sich bereits eingelebt hatte. Aber Kovalainen litt auch unter den Reifen, so wie es andere namhafte Kollegen wie beispielsweise Kimi Räikkönen und Nick Heidfeld auch taten und tun.

Dass er kein Einzelfall ist, sieht Kovalainen aber weniger als Zufall, sondern eher daran, dass unterschiedliche Fahrstile eben unterschiedlich gut zu den Reifen passen. Vor allem wie die Gummis auf Temperatur gebracht werden, spielt seiner Meinung nach eine große Rolle. "Das ist für mich sicher schwer dieses Jahr. Manchmal geht es richtig gut, aber es passiert auch, dass es nicht funktioniert und dann ist der ganze Stint kaputt. Im Qualifying hatte ich weniger ein Problem, aber das liegt wohl eher an unserem Auto", erklärte er. Dass es bei ihm nicht so gut funktioniert wie bei Hamilton, ortet Kovalainen speziell am Fahrverhalten in der Kurve. Der Finne fährt die Kurven eher rund und zieht sie ein wenig aus, während Hamilton die Kurven lieber schnell abschließt und damit länger geradeaus unterwegs ist.

Eine Lösung ist allerdings in Sicht und der ehemalige Michelin-Jünger Kovalainen ist optimistisch, dass die Reifenprobleme bald der Vergangenheit angehören werden. "Ich bin zuversichtlich, dass wir hinkommen. Wir haben jetzt gute Fortschritte gemacht. Es gab gute Momente, gute Stints, aber auch weniger gute Stints. Das Wichtigste ist, dass wir in die richtige Richtung gehen." Das war bei den Tests in Monza anscheinend auch gelungen, denn dort hatte sich Kovalainen im Auto gut gefühlt, wobei das Gefühl in Monza sowieso eigen ist. "Wenn man den Abtrieb wegnimmt, dann ist das Auto beim Bremsen sehr leicht. Da kann man auf der Bremse nicht so angreifen wie sonst. In den Kurven ist die Stabilität anders, man hat weniger Grip." Auto und Reifen seien aber gut gelaufen und man müsse das Ganze nur ein wenig anders angehen, betonte er. Besonders wichtig seien dabei die Kerbs. "Wenn man die richtig erwischt, kann man viel Zeit holen."

Im Idealfall würde Kovalainen natürlich gerne so viel Zeit herausholen, dass er seinen zweiten Grand-Prix-Sieg herausfahren kann. Wie er gestehen musste, hatte sich nach seiner Premiere in Ungarn aber nicht viel geändert. "Vielleicht sehe ich erst später, dass Leute anders auf mich zugehen, aber bislang habe ich nichts gemerkt." Immerhin durfte er merken, dass das jährliche Sommerfest bei sich zuhause recht ausgelassen war, fand es doch eine Woche nach Ungarn statt. "Da sind viele Leute gekommen, um mich zu sehen und mit mir zu reden. Das ist gut für meine Stadt und die Gegend." Klare finnische Nummer 1 sei aber weiter Kimi Räikkönen, musste Kovalainen betonen. "Er hat bessere Ergebnisse geholt, also verdient er das auch. Wenn es mit der Aufmerksamkeit so bleibt, ist das aber gut. Ich bleibe lieber im Hintergrund und bin still, würde aber gerne die gleichen Ergebnisse holen wie er."