Er war am Sonntagabend in Valencia geknickt wie selten, wusste selbst natürlich am besten, dass er einer der großen Verlierer des Tages gewesen war. Und das Schlimmste für Nick Heidfeld war daran wohl, dass er sich selbst nicht erklären konnte, warum er gerade in der ersten Phase des Valencia GP mit den harten Reifen so langsam gewesen war. "Am Ende, mit den weichen, da ging es dann einigermaßen, aber dann hatte ich natürlich schon viel zu viel Boden verloren. Es war eines meiner schlimmsten Rennen."

Platz neun, vom achten Startplatz aus, hinter drei anderen Deutschen, die Punkte holen, hinter einem Sebastian Vettel im Toro Rosso, hinter einem grippekranken Timo Glock im Toyota und auch hinter einem Nico Rosberg im Williams, dessen Tempo er in der Anfangsphase des Rennens nicht einmal mitgehen konnte, während der Teamkollege Robert Kubica vorn aufs Podium fuhr, das muss für Heidfeld, der ja bis jetzt zumindest unter normalen Umständen immer auf starke Rennleistungen bauen konnte, ein bitterer Rückschlag sein. Vor allem, nachdem es gerade in England und Hockenheim so ausgesehen hatte, als seien seine Probleme einigermaßen überwunden.

Immer wieder die Reifen

Seine einzige Erklärung blieb die, die er ja auch schon zuletzt immer vorsichtig versuchte, als es im Qualifying nicht so richtig klappen wollte. Dass nämlich die diesjährige Reifengeneration, speziell bei den etwas härteren Mischungen, nicht für die Fahrer mit einem weichen Fahrstil gemacht sei, dass nur diejenigen Piloten zurechtkommen, die aggressiv zu Werke gehen.

Nick Heidfeld steckt in einer schwierigen Situation., Foto: Sutton
Nick Heidfeld steckt in einer schwierigen Situation., Foto: Sutton

Nicht nur der Blick auf BMW-Sauber, wo Robert Kubica ja einer der profiliertesten Vertreter dieser Fraktion ist, scheint diese Theorie durchaus zu bestätigen. Bei McLaren-Mercedes kommt Lewis Hamilton deutlich besser zurecht als Heikki Kovalainen, und bei Ferrari fährt Felipe Massa dem Weltmeister Kimi Räikkönen derart um die Ohren, dass ein Rücktritt des Finnen zum Saisonende für einige in der Formel 1 schon keine Riesenüberraschung mehr darstellen würde.

Schwierige Situation

Heidfeld weiß, dass seine Probleme natürlich auch BMW-Motorsportchef Dr. Mario Theissen gewisse Überlegungen auslösen müssen, sei es in Richtung Fernando Alonso oder doch noch Nico Rosberg. Nicht nur, weil jetzt landauf, landab viele Experten wieder die Auswechslung des Mönchengladbachers für 2009 fordern - wenn man bei BMW-Sauber 2009 wie geplant um den WM-Titel fahren will, braucht man zwei superstarke Fahrer. Noch bleibt Theissen bei seiner Linie: "Fahrer sind kein Thema, dazu werde ich mich im Moment nicht äußern."

Wenn ein Fahrer strauchele, dann müsse man aber genau das tun, was man bei anderen Schwächen auch tue: "Versuchen, diese Schwäche zu überwinden, und zwar mit den Personen und mit dem Material, das ich im Team habe. Das heißt im Fall des Fahrers, mit ihm arbeiten, so wie wir dies auch schon in den vergangenen Monaten getan haben." Heidfeld müsse weiter an sich arbeiten, "er muss sich mit den Ingenieuren zusammensetzen, die Daten analysieren und über seinen Fahrstil nachdenken. Er muss versuchen, herauszufinden, woran es liegt."

Daran, am erforderlichen Einsatz, wird es bei dem 31-Jährigen sicher nicht fehlen. Und noch ein Aspekt muss für BMW sicher eine Rolle spielen: Niemand weiß, wie die Situation 2009 aussehen wird - mit den komplett neuen Autos und den Slicks. Nicht wenige halten es für möglich, dass gerade die wieder so viel mehr Grip aufbauen, dass dann genau der weiche Fahrstil der diesjährigen "Verlierer" wieder zum Erfolgsgeheimnis werden könnte...