Ron Dennis geht mit einer klaren Maxime in die Rennwochenenden: "Wir müssen nach jedem Grand Prix sagen können: wir haben unser Bestes gegeben." Manchmal gewinne man, obwohl man nicht glaubt, alles gegeben zu haben. Manchmal werde man Zweiter, obwohl man alles perfekt gemacht habe. In Valencia gab sich McLaren mit Platz 2 zufrieden.

"Wir haben die Motoren gegen Rennende heruntergedreht", verriet Martin Whitmarsh. Das Team wollte die 8 Punkte für Lewis Hamilton mitnehmen und keine Risiken eingehen. "Es war clever, Zweiter zu werden", stimmte Dennis zu. Die Überholchancen seien auf der Strecke minimal gewesen. "Es haben auch nur wenige Fahrer Fehler gemacht. Wenn viele Fehler passiert wären, hätten wir die Lücke zu Massa geschlossen und mehr Druck ausgeübt, aber das machte keinen Sinn."

Stattdessen schonte man das Material und fuhr einen sicheren zweiten Platz nach Hause. Nur eins galt es zu bedenken: "Vielleicht hätte es eine 10 Sekundenstrafe für Massa gegeben, deshalb durften wir nicht mehr als 10 Sekunden hinter ihn zurückfallen", sagte Dennis. So habe man die letzten 15 Runden ins Ziel gebracht. Whitmarsh betonte jedoch, dass dies nicht unbedingt ein Verdienst des Teams war. "Lewis lernt dazu, er wird mental stärker und weiß, wie er den WM-Kampf zu führen hat." Demnach wolle Hamilton jedes Rennen gewinnen und in jeder Session der Schnellste sein. "Aber er weiß, was im WM-Kampf wichtig ist."

Zuverlässigkeit ist Trumpf

McLaren zog einen sicheren 2. Platz vor., Foto: Sutton
McLaren zog einen sicheren 2. Platz vor., Foto: Sutton

Neben der Cleverness zählt auch die Zuverlässigkeit zu den entscheidenden Faktoren im Titelkampf. Die beiden Motorschäden bei Ferrari in Ungarn und Valencia sieht Whitmarsh aber nicht als Fingerzeig für die kommenden Rennen. "Ferrari ist ein professionelles Team, sie werden die Probleme lösen", glaubt er. "Sie hatten in der Vergangenheit eine fantastische Zuverlässigkeit und wir dürfen nicht darauf zählen, dass sie weiter Probleme haben werden."

Gleichzeitig sei man selbst auf Nummer sicher gegangen. "Wir haben daran gedacht und die Motoren heruntergedreht", sagte Whitmarsh, der nicht nur Massa als Titelrivalen sieht. "Er ist ein Gegner und hat die Erwartungen vieler übertroffen. Aber wir kennen Kimi gut. Er wird in Spa stark zurückschlagen."

Immer das Beste geben

Apropos Spa: schon am Rennwochenende in Valencia waren laut Dennis 90% der McLaren-Mitarbeiter mit dem Rennwochenende in Monza beschäftigt. "Wir denken gar nicht darüber nach, was die Konkurrenz macht." Denn das könne man nicht beeinflussen. "Wir müssen unser Bestes geben."

Und zwar bis zum Schluss. Bei den kommenden beiden Rennen in Spa und Monza wird es für die High-Speed-Strecken ein neues Aerodynamikpaket geben. "Davon erwarten wir uns eine gute Leistung", so Dennis. Ein weiteres Update ist für die Asienrennen geplant. Ein Zurückstecken zugunsten der Entwicklung des 2009er Boliden ist bei McLaren nicht geplant. Während andere Teams sich schon voll oder zu einem Großteil auf das neue Jahr konzentrieren, arbeitet McLaren mit voller Pulle weiter.

Dennis gibt niemals auf

"Das ist keine Frage der Prioritäten", sagte Dennis, "nur eine Frage dessen, wo man steht und wie viel Ressourcen man einsetzt." McLaren habe immer 150% an Ressourcen zur Verfügung und leide deshalb nicht unter der Parallelentwicklung.

McLaren gibt bis zum bitteren Ende Gas., Foto: Sutton
McLaren gibt bis zum bitteren Ende Gas., Foto: Sutton

Dennis rechnet vor: "Wenn man beispielsweise 100 Leute braucht, um ein F1-Auto zu bauen, dann haben wir 150 Leute." In Realität kommen wahrscheinlich eher 200 hin. Zu Beginn einer Saison arbeiten alle am aktuellen Auto. "Dann verschiebt es sich im Laufe der Saison." Entsprechend würden in diesem fiktiven Beispiel aktuell 50 Leute am Auto für 2009 arbeiten und 100 am Auto von 2008. "Zwei Rennen vor Schluss sind es dann vielleicht 70 Leute am 09er Auto und so weiter..."

Für Dennis ist dies der einzige Weg. "Selbst wenn wir keine Titelchance haben sollten - und ich betone: wenn... -, dann würden wir immer noch mit voller Entschlossenheit das letzte Rennen gewinnen wollen", so Dennis. "Wir werden nie zurückstecken. Ich werde niemals verstehen, wieso manche Teams sagen: wir geben diese Saison auf und konzentrieren uns auf das nächste Jahr. Wir wollen jeden Grand Prix gewinnen. Diese Entschlossenheit ist beim letzten Rennen nicht geringer als beim ersten."