Die Formel 1 gastierte zum ersten Mal in den Straßen von Valencia. Trotzdem machte Felipe Massa genau dort weiter, wo er in der 67. Runde in Ungarn aufhörte: mit einer überlegenen Führung. In Ungarn riss ihn ein Motorschaden aus den Siegträumen, in Valencia erwischte es seinen Teamkollegen: in Runde 45 löste sich Kimi Räikkönens Ferrari-Motor in eine dicke Rauchwolke auf.

Massa setzte sich am Start ab., Foto: Sutton
Massa setzte sich am Start ab., Foto: Sutton

Mit dem Sieg hatte der Finne ohnehin nichts zu tun. Massa setzte sich am Start direkt von seinem Verfolger Lewis Hamilton ab, hielt den Abstand konstant bei mehreren Sekunden und verteidigte die Führung auch nach Hamiltons erstem Boxenstopp in Runde 17. Massa war als zweiter Fahrer überhaupt schon in Runde 15 an die Box abgebogen. "Mein Start war fantastisch, wie schon so oft in dieser Saison", freute sich Massa. "Ich hatte etwas weniger Benzin an Bord als Lewis und habe in der ersten Kurve etwas zu früh gebremst, aber ich blieb dennoch vorne." Der erste Stint sei dann gut verlaufen. "Ich konnte leicht davonziehen und im zweiten Stint haben wir das Rennen gewonnen. Das Auto lief perfekt und ich habe meine Zeiten ständig verbessert."

Schrecksekunde in der Box

Auch bei der zweiten Boxenstopprunde zwischen Runde 36 und 39 setzte sich Massa durch, obwohl der Brasilianer eine Schrecksekunde zu überstehen hatte: bei der Boxenausfahrt gab ihm das Team freie Fahrt, als Adrian Sutil an ihm vorbeischoss. Massa konnte nur geradeso eine Kollision bei der Ausfahrt verhindern. "Das war von Sutil nicht sehr clever, weil er mich eh gleich hätte vorbeilassen müssen", klagte Massa. "Ich habe etwas Zeit verloren, aber glücklicherweise war mein Vorsprung groß genug." Die Rennleitung kündigte eine Untersuchung nach Rennende an. "Um einer eventuellen Strafe vorzubeugen, haben wir Lewis gesagt, dass er innerhalb von 10 Sekunden dran bleiben soll", verriet Ron Dennis. "Aber so wollen wir keine Rennen gewinnen."

Michael Schumacher hatte Grund zur Freude., Foto: Sutton
Michael Schumacher hatte Grund zur Freude., Foto: Sutton

Das sollte nicht der einzige Boxenstoppzwischenfall bei Ferrari bleiben: bei Räikkönens zweitem Stopp, kurz vor dessen Ausfall, fuhr der Finne zu früh los und riss den Tankmann um, der danach ins Medical Centre gebracht werden musste. Ersten Informationen zu Folge hat er Probleme mit dem Knöchel und Rückenschmerzen, aber keine ernsthaften Verletzungen.

Der Titelkampf

Felipe Massa rückte mit seinem vierten Saisonsieg bis auf sechs Punkte an WM-Spitzenreiter Hamilton heran. "Wir freuen uns auf die kommenden Rennen", so Massa. "Ich bin froh, dass wir nach dem Desaster von Ungarn so zurückschlagen konnten." Auch Michael Schumacher freute sich mit seinem Ex-Teamkollegen. "Uns allen ist ein großer Stein vom Herzen gefallen", sagte der Rekordweltmeister in einem Fernsehinterview. "Er ist schon in Ungarn einzigartig gefahren, aber hier hat er diese Leistung mit einer Brillanz fortgeführt, die man nicht besser machen kann." Dennoch sei es noch ein langer Weg und für beide Ferrari-Fahrer alles offen.

Daran glaubt auch Hamilton. "Ich kann mich über Platz 2 nicht beklagen", sagte er. "Ich hatte etwas gesundheitliche Probleme und habe das Rennen gut überstanden. Ich war nicht so schnell wie Felipe und Robert [Kubica] machte in den ersten Runden viel Druck. Danach versuchte ich mit Felipe mitzuhalten, aber es ist schwer zu überholen." Teamboss Ron Dennis war ebenfalls zufrieden. "Wir haben relativ früh entschieden, dass wir einen sicheren 2. Platz mitnehmen wollten", sagte er. "Das war eine clevere Entscheidung. So haben wir in der Fahrer-WM 8 Punkte mitgenommen und in der Konstrukteurswertung aufgeholt."

Der spanische Schock

Toyota brachte beide Autos in die Punkte., Foto: Sutton
Toyota brachte beide Autos in die Punkte., Foto: Sutton

Der Start in den Grand Prix verlief relativ ereignislos, keine Massenkarambolage, keine Gefahr in der ersten Kurve. Vorne schoss Felipe Massa davon, dahinter wehrte sich Lewis Hamilton gegen Robert Kubica, behielt aber die Oberhand. Besser machte es der angreifende McLaren: Heikki Kovalainen kassierte Kimi Räikkönen und fuhr auf Platz 4 nach vorne. Weiter hinten lief es für die Deutschen gut: Nico Rosberg überholte Nick Heidfeld und Timo Glock kam von 13 auf 10 nach vorne, unter anderem begünstigt durch ein kleines Durcheinander im Mittelfeld.

Der große Schock für die 115.000 spanischen Fans kam noch in Runde 1: Fernando Alonso bremste, weil sich vor ihm zwei Autos duellierten, Kazuki Nakajima konnte nicht schnell genug reagieren und fuhr dem Spanier ins Heck. Der Japaner beschädigte sich den Frontflügel, Alonso verlor den Heckflügel und musste in der Box mit einem Aufhängungsschaden aufgeben. "Ich bin sehr enttäuscht", sagte er hinterher in einem TV-Interview. "Es waren zwei Rennen in Spanien und beide Male bin ich ausgefallen. Nakajima war aggressiv, aber wenn man so weit hinten startet, besteht immer ein Risiko. Wir müssen weiter vorne starten."

Dann sind ähnlich gute Ergebnisse wie für Robert Kubica und Heikki Kovalainen drin. Der Pole belegte hinter Massa und Hamilton den dritten Podestplatz, der Finne erfuhr sich Rang 4. Wieder Punkte gab es für Jarno Trulli auf Position 5. Auch dessen Teamkollege Timo Glock fuhr, trotz einer Erkältung, von Platz 13 mit einer Einstoppstrategie auf Platz 7. Zwischen die beiden Toyota quetschte sich Sebastian Vettel. Der letzte Punkt ging ebenfalls an einen Deutschen: Nico Rosberg erkämpfte sich Platz 8 gegen Nick Heidfeld, der als Neunter ohne Punkte blieb. Adrian Sutil schied nach einem Unfall aus.