Es könnte ein Wochenende der Überraschungen werden, ein Wochenende der Kleinen, das Wochenende in Valencia. Eine neue Strecke wirft immer viele Unbekannten auf, erst recht, wenn es sich dabei um einen Straßenkurs handelt. "Ich finde es vor allem spannend, zu sehen, welche Fahrer auf einer neuen Strecke am besten zurecht kommen", sagt Marc Surer. Dort könnten sie ihr Talent zeigen. Dieser These stimmt auch Fernando Alonso zu: "Ein neuer Kurs gibt jedem Fahrer die Chance, zu zeigen, was wirklich in ihm steckt."

Der neue Stadtkurs gibt den 20 besten Sonntagsfahrern dieses Planeten noch mehr Möglichkeiten dazu: "Es ist eine sehr schnelle Strecke ohne Auslaufzonen", analysiert Surer. "Das wird einigen Fahrern Schwierigkeiten bereiten. Denn ein Fehler endet meistens mit verlorenen Rädern." Wie in Monaco könnten auch in Valencia einige Überraschungen auf dem Programm stehen. Wirklich sicher ist vor den ersten Trainings am Freitag aber nichts. Marc Surer sagt die Erfahrung: "McLaren und BMW waren in Montreal und Melbourne sehr stark, sie haben für mich auch in Valencia gute Chancen." Andererseits sei Ferrari überall schnell.

Video: Vorschau Valencia

Räikkönen gibt nicht auf

Bei den Roten musste Kimi Räikkönen zuletzt schwere Kritik einstecken. Er sei nicht mehr richtig bei der Sache, habe Motivationsprobleme. "Ich bin noch immer derselbe Kerl", wehrte sich der Iceman in der Sommerpause. "Wenn ich ein Rennen fahre, dann will ich es auch gewinnen. Es macht nie besonderen Spaß, nur Fünfter oder gar Sechster zu werden, selbst der dritte Platz fühlt sich für mich nicht mehr besonders gut an." Räikkönen möchte immer gewinnen, auch in Valencia. "Wer denkt, dass ich unmotiviert oder müde bin, liegt falsch."

Mit nur fünf Punkten Rückstand auf Lewis Hamilton ist Räikkönen der erste Verfolger des WM-Spitzenreiters. "Ab sofort wird jedes Rennen extrem wichtig", betonte der Finne. "Jeder einzelne Punkt wird wertvoll: je weniger noch zu vergeben sind, desto wertvoller werden sie."

Valencia ist bereit für die Formel 1., Foto: Moy/Sutton
Valencia ist bereit für die Formel 1., Foto: Moy/Sutton

Seine Ausgangsposition schätzt Räikkönen besser denn je in dieser Saison ein. "Noch ist nichts verloren, aber wir müssen konstant bessere Ergebnisse abliefern." Noch sieht er, im Gegensatz zu Niki Lauda, drei Titelanwärter aus den Reihen von McLaren und Ferrari: Felipe Massa, Lewis Hamilton und natürlich sich selbst. "Mein Ziel ist es, am Ende der Saison einen Punkt mehr zu haben als meine Rivalen." Der Rest seien Details. Dazu gehören auch das wichtige Qualifying in den Straßen von Valencia sowie die Temperaturen. "Wenn es heiß wird, sollte das Ferrari helfen", glaubt Räikkönen. "Wie in Montreal braucht man hier auch ein bisschen Glück, hoffentlich wird es für mich nicht genauso ausgehen wie in Kanada..."

Das Wettrüsten geht weiter

Dafür sorgen will Technikchef Aldo Costa, dessen Mitarbeiter auch in der entscheidenden WM-Phase noch voll am F2008 weiterentwickeln, obwohl mittlerweile bereits die ersten Teile des neuen Autos in Produktion gehen. "Wir beginnen gerade die Produktionsphase der Hauptkomponenten für das 2009er Auto", verriet Costa. Dazu zählen Teile wie das Chassis und das Getriebe. Sorgen macht sich Costa wegen der Doppelbelastung nicht. "Ferrari hat die Fähigkeiten und Ressourcen, um am neuen Auto zu arbeiten, ohne auch nur für eine Sekunde bei der Entwicklung des F2008 zurückstecken zu müssen."

In Valencia ist es das erklärte Ziel, das Maximum das dem Paket herauszuholen und so viele Punkte wie möglich mitzunehmen. "Hoffentlich werden wir die Ersten sein, die ihren Namen auf einen Valencia-Siegerpokal schreiben dürfen." Lewis Hamilton wagt keine solche Prognose. "Ich mache keine Vorhersagen - das Rennen in Ungarn hat gezeigt, wie unwägbar die Formel 1 ist", betonte er. Trotzdem weiß er um die gute Position, in der er sich befindet. "Ich werde alles dafür geben, dass dies so bleibt."

Auch sein Teamkollege Heikki Kovalainen hat die Lust am Siegen entdeckt. "Ich will in diesem Jahr noch mehr Rennen gewinnen und regelmäßig Spitzenplätze einfahren", kündigt er an. "In der ersten Saisonhälfte gelang mir das ab und zu; jetzt glaube ich, dass mir das öfter gelingen kann und darauf freue ich mich." Die nächste Chance erhält er in Valencia.

Video: Erkundungstour in Valencia