Einen deutschen Grand Prix Sieger. Das gab es schon lange nicht mehr. Am 1. Oktober 2006 gewann ein gewisser Michael Schumacher seinen 91. und damit letzten Formel 1-Grand Prix. Seitdem wurde die deutsche Nationalhymne nur noch ein einziges Mal auf einem F1-Siegerpodest gespielt, allerdings nach der polnischen und für den siegreichen Hersteller BMW Sauber.

Stefan Brad list der neueste deutsche GP-Sieger., Foto: Kiefer Racing/Friedrich Weisse
Stefan Brad list der neueste deutsche GP-Sieger., Foto: Kiefer Racing/Friedrich Weisse

Am heutigen Sonntag feierte die deutsche Hymne auch außerhalb der chinesischen Landesgrenzen ihr Comeback auf dem Siegertreppchen: Stefan Bradl gewann seinen ersten Grand Prix, nur eben auf zwei statt auf vier Rädern. Der 18-jährige triumphierte beim WM-Lauf der 125er Klasse in Brünn. Die Erwartungen werden dadurch nicht geringer, davon können seine Kollegen auf vier Rädern ein Liedchen singen - obwohl noch keiner von ihnen ein Rennen gewonnen hat. "Ich setze mich nicht unter Druck und werde mich nicht unter Druck setzen lassen", sagte uns Bradl kämpferisch. "Mein Ziel ist es, von Rennen zu Rennen aufs Podium zu kommen. Auf den WM-Titel schauen wir dann nächstes Jahr."

Fünf Chancen

Davon träumt auch Nick Heidfeld. Er ist der offensichtlichste Anwärter auf die Nachfolge von Michael Schumacher als nächster deutscher GP-Sieger. In Kanada hätte es in dieser Saison beinahe geklappt, doch am Ende hatte sein Teamkollege Robert Kubica das Glück auf seiner Seite. Ansonsten erlebte Heidfeld eine schwierige Saison, die stark begann, dann von Qualifyingproblemen geprägt wurde und zuletzt in Fehlern mündete. Die Stärke von McLaren und Ferrari lässt zurzeit vermuten, dass der erste GP-Sieg aus eigener Kraft in dieser Saison wohl kaum möglich sein wird. Aber in der Formel 1 ist ja bekanntlich alles möglich, vor allem bei Stadtrennen, von denen noch zwei auf unbekannten Kursen zu fahren sind...

Heidfeld war in Kanada nah dran., Foto: Sutton
Heidfeld war in Kanada nah dran., Foto: Sutton

Darauf müssen auch die anderen vier Deutschen setzen, wenn sie einen Überraschungscoup landen möchten. Nico Rosberg und Williams sind zu weit weg, um ernsthaft an einen Sieg zu denken - selbst wenn die drei Top-Teams ausfallen sollten, ist noch das dichte Mittelfeld mit Toyota, Renault und Red Bull schneller als das Traditionsteam. Timo Glock hatte in Ungarn ein Erfolgserlebnis, aber ohne die Probleme bei Lewis Hamilton und den Ausfall von Felipe Massa wäre ein Podium nicht möglich gewesen. Auch hier gilt: er scheint derzeit die besten Karten auf eine Sensation zu besitzen, das kann sich aber von Strecke zu Strecke ändern und hängt stark vom Chaosfaktor ab.

Auf diesen muss auch Sebastian Vettel setzen, dessen Toro Rosso zwar für Punkte gut sein kann, aber mit dem Sieg vorerst nichts zu tun hat. Das ist bei Adrian Sutil und Force India erwartungsgemäß nicht viel anders. Zwar zeigte Monaco, dass eine Überraschung drin ist, so lange ihm kein Weltmeister ins Heck rauscht, doch damit er gewinnt, müssten sich wohl mindestens 18 andere Fahrer gegenseitig abräumen. Demnach ruhen die Hoffnungen auf dem nächsten deutschen Sieg in der Formel 1 auf Nick Heidfeld und BMW Sauber. Bis dahin gibt es vielleicht auf zwei Rädern noch ein paar GP-Siege zu bejubeln...