Immer wieder hatte der einstige Silberpfeil-Pilot Kimi Räikkönen die überlegene Performance der McLaren Mercedes auf dem Hungaroring betont - und fuhr ihnen auch im Rennen hinterher. Felipe Massa hingegen hatte sich weniger bescheiden gezeigt: Nach dem dritten Platz im Qualifying hatte er nicht aufgeben wollen - und schob sich an beiden McLaren-Boliden vorbei. Nachdem einem packenden Zweikampf zwischen Lewis Hamilton und dem Brasilianer der Defektteufel zuvorgekommen war, hieß der lachende Dritte ausgerechnet Heikki Kovalainen...

"Es gab in diesem Jahr bereits einige Rennen, in denen ich in der Lage war, um den Sieg zu kämpfen und in denen ich dann Pech hatte", erinnert der Finne an seine lange währende Pechsträhne. "Nach der Hälfte des heutigen Grand Prix begann sich das Blatt für mich zu wenden, ich attackierte Felipe Massa nach Kräften - und es funktionierte. Es tut mir Leid für ihn, denn er fuhr ein gutes Rennen." Nach der verlorenen zweiten Position am Start hatte Kovalainen lange ein unauffälliges Rennen bestritten, in dem ihm immerhin der erst zweite Podestplatz seiner Saison sicher schien.

Mehr Action erlebte in unfreiwilliger Form Lewis Hamilton. Nach dem ebenfalls verlorenen Startduell gegen Felipe Massa war es im zweiten Stint ein Reifenschaden, der sich dem Briten in den Weg stellte. "Zu Beginn hatte ich schon Probleme mit den Reifen. Aber der Plattfuß hatte sich nicht angekündigt. Plötzlich wurde das Auto in Kurve eins auf der linken Seite instabil und ich dachte schon, ich hätte einen Fehler gemacht", berichtete Hamilton. "In der zweiten Kurve habe ich dann begriffen, was passiert war. Mit unserer Strategie rechnete ich mir immer noch eine Siegchance aus, doch der Reifenschaden zerstörte mein Rennen."

Für Lewis Hamilton begann das Rennen schon am Start wenig aussichtsreich, Foto: Sutton
Für Lewis Hamilton begann das Rennen schon am Start wenig aussichtsreich, Foto: Sutton

Auch Norbert Haug war sich sicher, dass man auf die Strategie Massas perfekt hätte reagieren können. Laut dem Mercedes-Motorsportchef wäre Hamilton mit einem um vier Runden späteren Boxenstopp noch an den Brasilianer vorbeigezogen. Den Reifenschaden bei Hamilton sieht Haug als Ergebnis eines Fremdkörpers, der sich in die Außenwand des Pneus gebohrt hatte. Eine Sichtweise, die trotz der wenig reifenschonenden Fahrweise seines Schützlings auch Ron Dennis bestätigt: "Leider sollte das nicht sein - durch einen Bremsplatten und einen unabhängig davon aufgetretenen Reifenschaden verlor er seine Siegchance."

So rühmte man sich bei McLaren Mercedes mit Blick auf Lewis Hamiltons Meisterschaftsführung von nunmehr fünf Punkten Vorsprung auf Kimi Räikkönen bestmöglicher Schadensbegrenzung - und freute sich mit Kovalainen. "Mit unseren Finnen haben wir offensichtlich Erfolg, erst Mika, dann Kimi und jetzt Heikki", stellte Haug fest. Und nach Jahren der wenig zuverlässigen McLaren-Boliden entdeckt auch Teamchef Ron Dennis einen alten Spruch wieder: "Eine der ältesten Regeln im Motorsport lautet: Um Erster zu werden, musst du zuerst ins Ziel kommen. Das klingt abgedroschen, ist aber wahr."