1. - S wie Startaufstellung

Höchstens in Monaco wird noch öfter über die Wichtigkeit einer guten Startposition gesprochen als in Ungarn. "Dass unsere Hauptgegner in der ersten Reihe stehen, ist für uns keine vielversprechende Ausgangsposition", musste Ferrari-Ingenieur Luca Baldisseri feststellen, dass die silberne erste Startreihe eine bessere Ausgangsbasis für den überholfeindlichen Ungarn GP ist als die Plätze 3 und 6. "Aber das Rennen ist noch nicht verloren", macht er den Tifosi Mut.

Lewis Hamilton dreht derweil den Finger in der roten Wunde. "Toll, dass Heikki neben mir in der ersten Reihe steht; es sah schon ein paar Mal danach aus und es ist schön, dass wir es gerade hier geschafft haben, wo überholen ziemlich schwierig ist." Marc Surer hätte einen geringeren Abstand zwischen den beiden Top-Teams erwartet. "Ich hätte gedacht, dass es zwischen Ferrari und McLaren ausgeglichener sein würde. Dass McLaren so stark ist, verwundert mich schon."

Gerade die schwache Platzierung von Räikkönen erstaunt ihn. "Mir ist auf meiner letzten Runde ein Missgeschick passiert, das einige Zeit gekostet hat - nachdem schon die vorherige Runde nicht so gut war", suchte Räikkönen nach einer Erklärung. Felipe Massa war etwas zufriedener, aber auch nicht so richtig. "Es ist schade, dass ich es in Q3 nicht mehr geschafft habe, das Beste aus dem Auto herauszuholen - vor allem wegen des Verkehrs", sagte der Drittplatzierte. Die Überraschungen des Qualifyings kamen aus Deutschland: Timo Glock stellte den Toyota auf Platz 5, Nick Heidfeld nur auf 16. Eine Strafe für Sebastian Bourdais, der Heidfeld aufgehalten hatte, bringt gerade mal Startplatz 15 für den Deutschen, der frustriert sagte: "Ich kann kaum in Worte fassen, wie enttäuscht und sauer ich bin."

2. - S wie Start

Ferrari baut auf einen guten Start., Foto: Sutton
Ferrari baut auf einen guten Start., Foto: Sutton

Der Hungaroring ist eine staubige Angelegenheit. Das führt am Freitagmorgen zu wenig Fahrbetrieb und stetig steigendem Griplevel im Laufe des Wochenendes. Trotzdem ist die schmutzige Seite am Start ein großer Nachteil. "Normalerweise ist es hier ein großer Nachteil", gesteht Robert Kubica, der selbst auf der geraden Seite starten muss. "Aber wir können es nicht ändern und müssen unser Bestes geben."

Auch Heikki Kovalainen empfindet Startplatz 2 vom Grip her nicht als ideal. "Aber es ist trotzdem besser, vor den anderen zu stehen." Schon in Hockenheim hatte er erwartet, dass der Startplatz einen großen Unterschied ausmachen würde. "Aber das war nicht der Fall. Also hoffen wir, dass es hier genauso sein wird." Er mache sich deshalb keine Gedanken und werde garantiert keine Minute Schlaf darüber verlieren. Stattdessen möchte er so hart wie möglich am Start angreifen, und zwar um den Teamkollegen zu überholen (gegen den er kämpfen darf und möchte) und gleichzeitig Massa hinter sich zu lassen.

Auf das Gegenteil setzt Baldisseri: "Es wird wichtig sein, einen guten Start zu erzielen - was bedeutet, dass Felipe seine ungerade Startposition und die saubere Seite nutzen muss." Aber auch weiter hinten im Feld bauen die Teams auf einen guten Start. "Leider werden beide Fahrzeuge von der schmutzigen Startseite aus ins Rennen gehe", bedauert Honda-Ingenieur Steve Clark. "Wir müssen unsere Positionen bis zur ersten Kurve vor allem halten." Allzu viele Autos sind ja nicht mehr hinter den Honda...

3. - S wie Strecke

Der Hungaroring ist nicht gerade für Überholfeste bekannt. Neben einer verschmutzten Bahn und großer Hitze ist die Überholfeindlichkeit eines der Markenzeichen des ungarischen Kurses. "Überholen ist aufgrund des engen, kurvigen Layouts praktisch unmöglich", weiß Pat Symonds. Ausbremsmanöver wie von Lewis Hamilton in Hockenheim sind deshalb höchstunwahrscheinlich. Die einzige, minimale Überholchance bietet sich in Kurve 1.

4. - S wie Setup

Aerodynamik Das winklige Layout des Hungarorings mit seinen 14 schnell aufeinanderfolgenden Kurven bietet bloß eine echte Überholmöglichkeit: das Ende der Geraden. Abgesehen von diesem 700 Meter kurzen Geradeausstück besteht die Strecke aus einer Abfolge von langsamen bis mittelschnellen Kurven mit kurzen Bremszonen, in denen kaum ein Weg an einem Gegner vorbeiführt. Aufgrund dieser Charakteristik fahren alle Teams mit maximalem Abtrieb. Diese "Monaco-Konfiguration" optimiert sowohl die Kurvengeschwindigkeiten als auch Bremsverhalten und Traktion. Auf der Geraden erreichen die Boliden der V8-Ära kaum einmal mehr als 300 km/h.

Aufhängung Auf Strecken dieser Art ist der mechanische Grip ein wesentlicher Faktor. Für die Teams bedeutet dies: eine im Vergleich zu anderen Kursen weichere Abstimmung an beiden Achsen. Die Piloten wünschen sich in den langsamen Passagen ein schnell reagierendes Auto mit zugleich guter Traktion am Kurvenausgang. Die Vorderachse wird deshalb etwas härter abgestimmt. Die Ingenieure müssen jedoch besonders bei der weicheren der beiden Laufflächenmischungen den Verschleiß der stark geforderten Hinterreifen im Auge behalten.

Kühlung Der andere wichtige Chassis-Parameter ist die ausreichende Kühlung. Obwohl die Ingenieure mit den Kühlleistungen ihres Autos bestens vertraut sind, müssen die Kühlluftöffnungen exakt auf die Bedingungen abgestimmt werden. Die im Windkanal erzielten Ergebnisse werden an der Strecke laufend angepasst, um sicherzustellen, dass ausreichende Kühlung mit einem Minimum an Aerodynamik-Einbußen erzielt wird.

Motor Die längste Vollgaspassage auf dem Hungaroring beträgt gerade einmal zehn Sekunden, insgesamt haben die Piloten nur für 57 Prozent der Runde das Gaspedal voll durchgetreten. Diese klar unter dem Saisondurchschnitt liegenden Werte lassen keine besondere Belastung der Motoren erwarten. Von den 14 Kurven werden fünf im zweiten Gang mit rund 100 km/h gefahren. Anders als in Monaco - wo die Autos in den Haarnadelkurven abnormal niedrige Geschwindigkeiten fahren - sinkt die virtuelle Tachonadel auf dem Hungaroring nicht unter 90 km/h. Das heißt, die Motoren laufen überwiegend in dem relativ kleinen Fenster zwischen 100 und 250 km/h. Damit sie in diesem Geschwindigkeitsbereich optimal arbeiten, werden die Gänge sehr eng abgestuft. Wie auf jedem Kurs mit vielen langsamen Kurven hilft ein kraftvolles Drehmoment beim Beschleunigen aus den Kehren.

5. - S wie Strategie

Timo Glock wusste zu überzeugen., Foto: Sutton
Timo Glock wusste zu überzeugen., Foto: Sutton

Vor einigen Jahren überraschten Ross Brawn und Michael Schumacher die F1-Welt mit einer Dreistoppstrategie. Ein ähnliches Wunder müssen Willy Rampf und Nick Heidfeld austüfteln, wenn der Deutsche von Startplatz 15 nach vorne kommen möchte. Aber selbst Heidfeld stuft das als fast aussichtslos ein. "Bei der Strategie kann man nichts Exotisches machen", stimmt Rampf zu.

Welche Strategien die Teams ausgeklügelt haben, verraten sie natürlich noch nicht. Fernando Alonso sprach immerhin von einer konservativen Strategie, die ihn zur eigenen Überraschung auf Platz 7 gebracht habe. Das sei für die gewählte Strategie eine gute Ausgangsposition. Timo Glock betonte derweil, dass der Abstand zu seinem Teamkollegen sicher nicht durch allzu wenig Benzin zustande gekommen sei. "Klar werden Jarno und ich nicht in der gleichen Runde reinkommen", verriet er. "Aber so viel Unterschied kann ich mir nicht vorstellen."

Eine wichtige Rolle werden bei der Strategie die weichen und superweichen Reifen spielen. "Ich hatte keine großen Probleme mit den Reifen", sagte Robert Kubica. "Aber manche Autos scheinen bei diesen Bedingungen besser zu liegen als andere." Die gleichen Probleme wie in Hockenheim erwartet er nicht noch einmal. Dort verloren er und einige weitere Fahrer nach der Safety Car-Phase im letzten Stint massiv an Speed. Lewis Hamilton schätzt die Performance der beiden Reifenmischungen als ähnlich ein, zumindest auf einer Runde. Glock glaubt hingegen, dass der superweiche Reifen vom Fahrgefühl her etwas schwieriger sein könnten.

6. - S wie Sonntagswetter

Bis zu 30 Grad, bewölkter Himmel und sogar ein Regenrisiko von 25% sind für den Rennsonntag prognostiziert. Timo Glock wird für ein Hitzerennen beten. "Wenn es so warm ist, funktioniert unser Auto gut und die anderen verlieren anscheinend etwas an Speed", verriet er. "Unser Auto scheint gut mit den Reifen umzugehen, wenn es warm ist." Bei kühleren Temperaturen bringe man die Reifen hingegen nicht so gut zum Arbeiten.

7. - S wie Spannung

Zwei überlegene Trainingsbestzeiten, eine deutliche Pole Position und die Erkenntnis, dass es bei den letzten beiden Rennen nicht anders war, lassen Lewis Hamilton und McLaren Mercedes zum großen Favoriten aufsteigen. "McLaren hat das schnellste Auto", sagt selbst Ex-McLaren-Pilot Fernando Alonso. Es sei schwierig zu sagen, wie viel besser der Silberpfeil sei, "aber das werden wir sehen, wenn sie an die Box kommen". In Hockenheim kam Hamilton vor den Ferrari. Nichtsdestotrotz sieht Alonso eine 90-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass McLaren den Sieghattrick perfekt machen wird.

Fährt Hamilton dem Sieg-Hattrick entgegen?, Foto: Sutton
Fährt Hamilton dem Sieg-Hattrick entgegen?, Foto: Sutton

Felipe Massa widerspricht dieser Ansicht. "Ich glaube, dass wir ziemlich stark sind", sagt er. Bis zum Samstagmorgen habe es vielleicht nicht danach ausgesehen, aber anhand der Rundenzeiten aus dem Q1 und Q2 leitet Massa ab, dass man vorne dabei sei. "Ich kann die Jungs vor mir angreifen." Mit dieser Meinung steht Massa allerdings weitestgehend alleine da. "Ein Alleingang wird es nicht, aber Hamilton hat die besten Voraussetzungen, das Rennen zu gewinnen", glaubt Niki Lauda. Marc Surer ergänzt: "Jedes Mal wenn Hamilton draußen war, fuhr er die schnellste Zeit." Also könne man davon ausgehen, dass er das Rennen im Griff haben werde. "McLaren ist deutlich vorneweg. Ihre Pace ist am besten", sagt Christian Klien. "Es spricht alles für Lewis Hamilton."

Ein bisschen Hoffnung auf ein spannendes Rennen lässt Surer den Fans: "Zum Glück ist der Motorsport nie ganz klar." Darauf hofft auch Nick Heidfeld, wenn auch nur ganz insgeheim. Ansonsten ist seine Lage fast aussichtslos. Die Motivation sei vorhanden, aber die Wahrscheinlichkeit sei sehr gering. Besser sieht es für Kubica aus. Der sieht zwar Ferrari ein bisschen vor BMW Sauber, aber er glaubt auch, dass Ferrari in diesem Jahr Probleme mit den weichen Reifen habe. "Unsere Rennpace war schon in den letzten Rennen relativ gut", fügt Willy Rampf an. "Es ist also realistisch, dass wir aufs Podium fahren können."