The kids are out to play. Das war das Motto der fünf Deutschen am Hungaroring, der direkt neben einem berühmten Aquapark liegt, an dem Familien mitsamt ihren Kindern eine gute Zeit genießen, aber sich vor allem ausgiebig mit den vorhandenen Rutschen beschäftigen.

Und so ging es auch diesmal darum, wie sich die fünf deutschen Jungs rund um die Rasselbande mit dem zotteligen Nick, dem Klaviergenie Adrian, dem Gerüstbauer Timo, dem Schönling Nico und klein Sebastian, an der Wasserrutsche anstellten.

Die Rutsche am Hungaroring zählt zu den engsten und kurvenreichsten ihrer Art., Foto: Sutton
Die Rutsche am Hungaroring zählt zu den engsten und kurvenreichsten ihrer Art., Foto: Sutton

Mit allerlei wahnwitzigen Gummitieren und anderen Verkleidungen treffen sich in Ungarn einmal im Jahr Kinder vieler Familien, um den Grand Prix von Ungarn im Wasserrutschen auszutragen. Da wären zum Beispiel die finnischen Spielkameraden, die nicht selten in bräunlichen Gorillakostümen anzutreffen sind oder frühreife spanische Jungs mit Oberlippenbart, die auf ausrangierten Bridgestone-Formel-1-Reifen die Rutsche hinunter zu jagen pflegen.

Die Sicherheit im Rutsch-Sport

Der älteste der deutschen Rasselbande, der zugleich deren Anführer ist, zeigt sich vor allem um die Sicherheit seiner Freunde besorgt. Beim letzten Treffen der Clique, bei einem Wochenendausflug der Eltern in Hockenheim, war die vorhandene Rutsche noch wesentlich harmloser. "Wir konnten reagieren, wenn etwas schief geht und das haben wir auch", sagte Nick. Der Grund war ein Defekt am Gummitierchen von Freund Timo, es verlor plötzlich Luft und Timo wurde von einer Seite der Rutsche zur anderen geschleudert.

Nick selbst war mit seiner Leistung in Ungarn nicht sehr zufrieden. Zuviele Kinder standen vor der Rutsche schlange, alle wollten die monströse Höllenrutsche hinunter jagen. "Wir waren sogar eher zu früh als zu spät dran für das zweite Outing", sagte Nick, der sich von den anderen Kindern blockiert fühlte. Die Abfahrt ist hier zwar wesentlich langsamer als in anderen Schwimmbädern und Aquaparks, doch ist die Rutsche sehr viel verwinkelter und kurvenreicher als es bei anderen der Fall ist.

Auch Nick rauscht mit einem Reifen die Röhre hinunter. Für eine vergleichsweise schnelle Zeit bis zum Erreichen des Wasserbeckens am Ende der Rutsche wäre aber freie Bahn nötig gewesen. Doch wieder einmal waren es andere Kinder, die Nick behindert haben, aber auch sein Reifen, auf dem er unterwegs war, schien nicht mehr im Top-Zustand zu sein. "Einerseits waren Bourdais und Fisichella vor mir und ich hätte keine freie Strecke gehabt, andererseits waren die Reifen nicht mehr gut genug."

Klein Timo, dessen Leidenschaft nicht Matchboxautos und Dinosaurier - sondern Gerüste sind, ist das Ergebnis in Ungarn nicht so wichtig, auch wenn er einer der schnellsten in der Rutsche war. "Ich würde mich mehr freuen, wenn wir die Konstanz über das Jahr hinweg reinbringen können, als wenn wir hier ein gutes Einzelresultat einfahren", sagte Timo. Genervt war er zudem auch schon, denn immer wieder sprachen ihn Leute im Aquapark an, denn Timo wirkte nicht besonders fröhlich für einen Jungen der gerade eine tolle Zeit erlebt. Die Erwachsenen verstehen ihn ohnehin nicht und so viel seine Antwort meist knapp aus. "Ich bin zufrieden, aber deswegen muss ich keine Freudensprünge machen."

Diese Reifen werden vorzugsweise zum rutschen verwendet., Foto: Sutton
Diese Reifen werden vorzugsweise zum rutschen verwendet., Foto: Sutton

Auch Timo bevorzugt für die rasante Abfahrt in der monströsen Röhre gen Wasser einen Reifen als Sportgerät. Gleich mehrere Reifen hatte er in Reserve dabei, doch auch er wurde von den nervigen Kindern aufgehalten, die in der Tunnelröhre stoppten und sich nur langsam vor ihm fortbewegten. "So habe ich meine Reifen nicht auf Temperatur gebracht und war sogar langsamer als auf gebrauchten Reifen."

Übertroffene Ziele, verfehlte Zeiten und Long-Runs

Die ungarische Rutsche ist für ihren Reichtum an Kurven bekannt. Am Ende der Rutsche befindet sich ein Display inklusive Zeitnahme bei der die Kinder die gerutschten Zeiten vergleichen können. Adrian, ein Junge mit früher Gabe am Klavier, konnte seine eigenen Erwartungen heute übertreffen. "Das Ziel war, eine Zeit von 1:21.700 Minuten zu erzielen - am Ende waren wir sogar um eine Zehntelsekunde schneller", sagte klein Adrian. Trotzdem meinte er zu seinen Freunden: "Ich bin nicht zu 100 Prozent zufrieden mit meiner Session."

Um morgen bei den großen Jungen mit zu mischen hat dem kleinen Sebastian aus Heppenheim leider etwas Zeit gefehlt. "Das war schade, nur ein paar Hundertstel haben mir gefehlt", sagte Sebastian."Wir können trotzdem zufrieden sein, gerade angesichts der Tatsache, dass ich gestern nur neun Runden gefahren bin", sagte er. "Neun Runden" bedeuten im Profi-Rutscher Fachjargon soviel wie neun mal rauf und runter, also neun mal die Stiege ganz hinauf zur Rutsche laufen und sich neun mal waghalsig in den Schlund der Monster-Rutsche zu wagen. Ein weiteres Wort aus dem Fachjargon des Kindersports sind die Long-Runs. Long-Runs nennt man die Hauptbewerbe am Sonntag, bei denen natürlich ausgebildete Bademeister vor Ort sind, wo die Kinder ungefähr 58 Mal zur Rutsche gebeten werden.

"Ich bin noch keinen Long Run gefahren, aber wir können sicher einen guten Kompromiss finden", war sich Sebastian sicher. Ein Problem mit den Wasserpumpen dürfte der Grund dafür gewesen sein, dass der Schönling Nico nicht in Q3 gelangen konnte. Für Nico sind seine Spielkameraden Nebensache, er lehnt stets lässig am Geländer und blickt mit einem Auge in Richtung Mädls. Ins Q3 brachte ihn das aber nicht, so darf Nico morgen lediglich als 14. Kind mit dem rutschen beginnen. Nico gehört zu den Jungs, die sich sehr genau mit dem rutschen beschäftigen. Sie kennen jedes Detail, wissen wie man das Gewicht am besten verlagert, aber auch auch was bei den Reifen, die so gerne zum rutschen verwendet werden, wichtig ist. "Was die Reifen angeht, wird es auch morgen interessant. Beide Mischungen sind hier sehr weich. Heute waren die härteren besser für mich."