Es war nicht die Woche der Fotografen. Erst wagte es einer der Altgedienten, sich in der Startaufstellung des Silverstone GP auf eine Tasche des Weltmeisters höchstpersönlich zu stellen - darin enthalten: der Ersatzhelm des Iceman. Der Finne kochte danach über und schickte den Fotografen zu Boden - klarer Knockout ohne Qualifying.

Dann ging es zu den Testfahrten nach Hockenheim, eigentlich ein relativ ungefährlicher Ort, obwohl der heißblütige Iceman auch dort zwei Tage im Einsatz war. Doch schon am ersten Tag begrüßte die Fotografen - sowie alle Kollegen der schreibenden und sprechenden Zunft - ein ungewohnter Anblick im Media Centre: keine funktionstüchtigen (da weder mit Strom- noch Antennenkabel angeschlossenen) Zeitenmonitore und bewegten Bilder von der Rennstrecke, keine Steckdosen auf den Tischen ohne direkten Wandkontakt und kein freier Internetzugang (nur ein T-Mobile Hotspot mit den spottgünstigen Preisen von 8 EUR die Stunde). Selbst als die Fernseher endlich Zeiten und Bild lieferten, war der Schwund groß: jeden Tag wurde es ein funktionstüchtiger TV-Apparat weniger. Die offizielle Öffnungszeit des Pressezentrums war zunächst auf 18:30 Uhr festgesetzt, also eine halbe Stunde nach Testende. Man merkte der Organisation die 16-jährige Pause seit dem letzten F1-Test an Ort und Stelle schon ein bisschen an.

Die Fotografen erwischte es noch schlimmer: keine Fotografenshuttles, um zu verschiedenen Fotopunkten an der Strecke zu gelangen, viele versperrte Durchgänge und ein kleiner Skandal am Mittwoch. Wegen diverser Vorfälle wurden plötzlich alle Fotografen per Streckensprecher ins Pressezentrum gerufen. Dort mussten sie ihre Fotowesten abgeben und waren somit vorübergehend arbeitslos - denn ohne Weste kein Weg in die Box oder an die Strecke, um zu fotografieren. Wer es dann von einer der freigegebenen Tribünen versuchte, wurde aus unerfindlichen Gründen erneut ermahnt.

Keine Kameras., Foto: Sutton
Keine Kameras., Foto: Sutton

Was war passiert? Einige der für den Test akkreditierten, so genannten Fotografen stellten sich ungeniert hinter die Stellwände in die Boxen der Teams und knipsten munter drauf los - das würden sie schließlich in der DTM genauso machen, berichtete ein perplexer Profi über die Antwort des offensichtlichen Amateurs. Ein ganz Wagemutiger überquerte während der laufenden Tests die Strecke (dafür müssen selbst Rennfahrer an einem Rennwochenende viel Geld bezahlen), um an einem nicht autorisierten Punkt Fotos zu schießen. Das war den Veranstaltern zu viel: die Einsammelaktion wurde gestartet und die Diskussionen begannen, denn später sowie am Donnerstag durfte nur noch eine kleine Anzahl an Fotografen zurück ans Werk, jene mit permanenten FIA-Akkreditierungen. Alle mussten unter den Fehlern einiger leiden, die eigentlich gar nicht erst hätten zugelassen werden dürfen.

Für die unbetroffenen Schreiberlinge bot der Aufstand der Fotografen jede Menge Stoff zum Schmunzeln und Scherzen. Schnell wurde vom Streik auf der Zielgeraden gesprochen, von fliegenden Objektiven und Massenunruhen. Als am Abend nach Testende verdächtige Autos im Motodrom wild die Reifen qualmen ließen, gab es auch dafür schnell eine passende Erklärung: die Fotografen probten ihren Demonstrations-Autokorso für den nächsten Tag. Tatsächlich sollen es Beamte eines Sondereinsatzkommandos gewesen sein, die Highspeedfahrten übten - da wäre eine Demonstration wohl weniger erfolgreich gewesen...