Pat, in Hockenheim hat Nelson den ersten Podestplatz der Saison für Renault geholt. Das Team muss überglücklich sein...
Pat Symonds: Dieses Resultat kam zum richtigen Zeitpunkt, und auch die WM-Punkte waren sehr willkommen. Bisher mussten wir in diesem Jahr oft darüber sprechen, dass wir die Möglichkeiten des Autos nicht voll genutzt haben. In Deutschland war zwar etwas Glück im Spiel, doch dieser Podestplatz hat uns für so manches Rennen entschädigt, in dem das Glück absolut nicht auf unserer Seite war. Gerade für Nelson ist das Ergebnis großartig, denn er hatte eine harte erste Saisonhälfte. Ich hoffe, dass Hockenheim für ihn zum Wendepunkt wird. Aber wir müssen auf dem Boden bleiben: Uns steht noch viel Arbeit bevor. Toyota und Red Bull, unsere Rivalen um Platz vier in der Konstrukteurs-Wertung, leisten auch gute Arbeit. Wir müssen also intensiv weiterentwickeln. Wir haben jetzt satt Punkte eingefahren, und die Performance des Autos sollte uns erlauben, zumindest um diesen vierten WM-Platz zu kämpfen.

Glauben Sie, dass Nelson durch dieses Erfolgserlebnis Selbstbewusstsein für den Rest der Saison getankt hat?
Pat Symonds: Es kommt oft vor, dass ein Fahrer, der nicht optimal in die Formel 1 gestartet ist, nur ein gutes Ergebnis braucht, und schon scheint vieles wie von selbst zu klappen. Ich habe das schon so oft gesehen und hoffe, dass wir diesen Effekt jetzt auch bei Nelson erleben. Wir wissen, wie schnell er ist und dass er alle nötigen Fähigkeiten für die Formel 1 mitbringt. Es war offensichtlich, dass ihm der Druck bisher manchmal zuviel wurde, doch mit dem Ergebnis von Hockenheim hat er die perfekte Antwort gegeben.

Wie hat sich der zweite Platz auf das Team ausgewirkt?
Pat Symonds: Ich glaube, das war ein Motivationsschub für jeden von uns. Egal, wie stark du als Team bist: Es ist immer angenehm, dies auch durch ein gutes Resultat bestätigt zu sehen. Aber ich glaube auch, dass das Team sehr analytisch ist und wir alle wissen, dass unser Auto nur mit viel Glück einen zweiten Platz erreichen kann. Realistisch ist es, auf dem Niveau von BMW zu kämpfen und genau das muss unsere Zielsetzung sein. Auf der anderen Seite fühlen wir alle, dass die Punkte aus Hockenheim uns für so manche vorherige Enttäuschung in dieser Saison entschädigen.

Fernando hatte im Rennen zwar keine ausdrücklichen Probleme, doch ihm fehlte das Glück. Wie haben Sie sein Hockenheim-Wochenende gesehen?
Pat Symonds: Fernando erlebte ein hartes Rennen. Das ganze Rennwochenende über haben wir gemeinsam nicht das Maximum aus dem Auto herausgeholt. Es war schwierig zu fahren, besonders hinter einem direkten Gegner. Während Nelson durch glückliche Umstände nach vorn gespült wurde, ging bei Fernando so ziemlich alles zu seinen Ungunsten aus. Aus seiner Sicht können wir Hockenheim also vergessen - doch ich bin sicher, dass er sich in Ungarn stärker denn je zurückmelden wird. Wir wissen, was das Auto kann und was Fernando kann.

Blicken wir voraus auf den Großen Preis von Ungarn: Worauf kommt es auf dem Hungaroring an?
Pat Symonds: Der ungarische Grand Prix-Kurs ist keine einfache Strecke. Am ersten Trainingstag ist die Piste noch sehr schmutzig, deshalb rutschen die Fahrer am Freitag viel herum, klagen über Untersteuern am Scheitelpunkt und Übersteuern am Kurvenein- und -ausgang. Aber davon darfst du dich nicht verrückt machen lassen. Du solltest bei deinen Vorgaben bleiben und abwarten, dass sich die Strecke in deine Richtung entwickelt. Der Hungaroring verlangt wie Monaco nach maximalem Abtrieb. Wegen der vielen traktionsintensiven Beschleunigungsvorgänge ausgangs der langsamen Kurven müssen die Reifen Schwerstarbeit leisten. Überholen ist aufgrund des engen, kurvigen Layouts praktisch unmöglich, deshalb ist eine gute Startposition hier noch wichtiger als anderswo - und genau darauf werden sich die Teams auch konzentrieren.

In Ungarn wird mit extrem viel aerodynamischem Abtrieb gefahren. Gibt es in diesem Bereich spezielle Neuentwicklungen am Renault R28?
Pat Symonds: Wir haben gerade ein ziemlich umfangreiches Entwicklungsprogramm abgeschlossen, dass sich teils auf Hockenheim und teils auf den Hungaroring bezog. Doch die Updates sind nicht Ungarn-spezifisch. Sie gehören zu einem Gesamtpaket, das wir im weiteren Verlauf dieser Saison je nach Bedarf einsetzen werden.