Kiemen hatte er schon, jetzt hat er auch eine große Rückenflosse: der Ferrari ist wieder ein roter Hai. Nachdem Honda am Donnerstag eine Motorabdeckung in Haifischflossenform getestet hatte, schloss sich am Freitag auch Ferrari dem neuesten F1-Designtrend an. Ausgelöst wurde die Flossenflut von Adrian Newey, der bei den Wintertests dem Red Bull die erste lang gezogene Motorabdeckung spendierte.

Schon gestern wurde darüber spekuliert, dass Ferrari den F2008 mit dieser Neuerung ausstatten könnte, doch die Italiener warteten bis Freitagnachmittag, um Vergleichstests der alten und neuen Lösung zu fahren. Vor zwei Wochen testete auch McLaren eine ähnliche Motorabdeckung, setzte diese aber am Rennwochenende in Hockenheim nicht ein. Die Aufgabe der Haifischflosse ist es, die Anströmung des Fahrzeughecks zu optimieren.

"Ich bin mit dem Tag zufrieden", bilanzierte Felipe Massa. "Wir haben einige interessante Dinge für die kommenden Rennen entdeckt und eine intensive Setupuntersuchung durchgeführt." Damit sollen die Probleme von Hockenheim der Vergangenheit angehören. "Wir haben so viele Daten, dass wir für Budapest bestens vorbereitet sein sollten. Der Titelkampf ist noch völlig offen und wir werden nichts dem Zufall überlassen."

Kovalainen mit und ohne Nasenflügel

Ferrari fuhr Vergleichstests mit und ohne Haifischflosse., Foto: Sutton
Ferrari fuhr Vergleichstests mit und ohne Haifischflosse., Foto: Sutton

Auch McLaren hatte in dieser Woche etwas Neues am Auto. Wie bereits am Donnerstag fuhr Heikki Kovalainen einen mit Nasenflügeln ausgestatteten Silberpfeil. Seine schnellste Rundenzeit fuhr Kovalainen jedoch ohne die Nasenflügel, die er ansonsten für die meiste Zeit des Tages ausprobierte. In 1:18.385 Minuten markierte er die schnellste Zeit des Testtages und war mit 116 Runden zugleich der fleißigste der zehn aktiven Fahrer. Ob die Nasenflügel in Ungarn zum Einsatz kommen werden, ist noch nicht entschieden. Beim Test der Haifischflosse vor dem Deutschland GP entschied man sich wie bereits erwähnt gegen einen Einsatz.

Mit der zweitbesten Zeit setzte Sebastien Bourdais die gute Vorstellung von Toro Rosso und Red Bull fort. An den ersten beiden Testtagen war sein Teamkollege Sebastian Vettel jeweils Bestzeit gefahren, am Donnerstag fuhr Red Bull-Pilot Mark Webber die schnellste Runde. Auch am Freitag waren die Bullen schnell: David Coulthard komplettierte den starken Eindruck mit der drittschnellsten Zeit hinter Kovalainen und Bourdais. Seine Bestzeit erzielte Bourdais übrigens auf Slicks.

"Der Tag verlief ziemlich gut", sagte Bourdais. "Es war sehr interessant, mit den 2009er Reifen zu fahren - obwohl der aggressive Asphalt und 50 Grad Streckentemperatur dafür sorgten, dass sie nicht sehr lange hielten!" Neben den Slicks testete Bourdais erneut einen Heckflügel für das Rennwochenende in Spa. "Wir haben auch nützliche Daten für Ungarn gesammelt und ehrlich gesagt war dies das Wichtigste an diesem Test, denn 2009 ist noch eine Weile hin."

Hinter dem Spitzentrio rundete Romain Grosjean seinen dritten F1-Testtag mit der viertbesten Zeit ab. Der junge Franzose arbeitete an der Aufhängung des Renault und dem Fahrverhalten bei hohen Temperaturen. "Das war ein besserer Tag", freute sich Grosjean. "Ich kannte die Strecke und fühle mich im Auto wohler." Entsprechend gab es Lob von Cheftestingenieur Christian Silk: "Er gab gutes Feedback und fuhr konstante Long Runs."

Drei rote Flaggen

Kobayashi war für zwei der drei roten Flaggen verantwortlich., Foto: Sutton
Kobayashi war für zwei der drei roten Flaggen verantwortlich., Foto: Sutton

Auch am letzten Testtag dieser Woche standen bei Nick Heidfeld Arbeiten am mechanischen und aerodynamischen Setup auf dem Programm, vor allem im Hinblick auf den Ungarn GP, der sicherlich nicht minder heiß zu werden verspricht wie die Testtage in Südspanien. Am Vormittag blieb Heidfeld einmal aus Sicherheitsgründen auf der Strecke stehen, da ein Sensor an seinem Auto ausgefallen war. Nachdem der Sensor ausgetauscht worden war, konnte er das Testprogramm fortsetzen.

Adrian Sutil hatte ebenfalls ein kleines technisches Problem, das ihn während der Mittagszeit an die Box fesselte. Davon abgesehen konnte der Force India-Pilot sein geplantes Programm rund um das neue Getriebe und die Slicks absolvieren. "Am Vormittag war ich mit der Balance sehr zufrieden", sagte Sutil. "Ich habe es auch genossen, zum ersten Mal das Quickshift-Getriebe zu testen." Dieses empfand er als Fortschritt, genauso wie sein Teamkollege Tonio Liuzzi. Mit den Slick-Runs war Sutil nicht ganz so zufrieden. "Wir konnten damit nicht die richtige Balance finden", klagte er.

Das Schlusslicht des Tests war der Japaner Kamui Kobayashi, der den Toyota von Timo Glock übernahm. Die erste Aufgabe des Testfahrers bestand darin, am Setup für den Ungarn GP zu feilen. Als die Temperaturen im Laufe des Tages weiter anstiegen, arbeitete er an der Aerodynamik und den Slicks für 2009. "Die hohen Temperaturen machten es schwierig, aber wir waren eh nicht auf Rundenzeiten aus", sagte der Japaner. "Es gab viele verschiedene Aerodynamikteile, die wir ausprobieren mussten und wir konnten unser Programm durchziehen." Was Kamui verschweigt: schon während der ersten Teststunde des Tages landete er in der Zielkurve samt seines Autos im Kiesbett und musste auf dem Abschleppwagen zurück an die Box gebracht werden. Kobayashi setzte auch den Schlusspunkt des Tages: ein zweites Mal blieb er mit einem Defekt auf der Gegengeraden liegen. Ab sofort gilt das Sommertestverbot. Der nächste Test findet Ende August in Monza statt.