Ich war früher oft in Hockenheim, lange bevor meine Motorsportkarriere begonnen hat. Ich habe dort mit meinem Vater gezeltet und wir haben immer ein nettes Wochenende verbracht. Wenn man frech genug war, konnte man sich damals sogar ins Fahrerlager schleichen und dort umsehen. Das haben wir beim Deutschland GP 1991 gewagt. Wir sind durch ein Loch im Zaun hineingekommen und haben einige F1-Fahrer live gesehen, unter anderem Ayrton Senna.

Christian freut sich, den Fans etwas zurückzugeben., Foto: Sutton
Christian freut sich, den Fans etwas zurückzugeben., Foto: Sutton

Die Lehre vom Vorbild

Ich habe zu meinem Vater gesagt: "Schau, da ist Ayrton Senna." Das muss Senna wohl gehört haben, denn er kam von alleine auf uns zu und ließ sich mit mir fotografieren - von mir aus hätte ich es gar nicht gewagt, ihn darum zu bitten. Damals war ich gerade neun Jahre alt und hatte noch nicht mal mit dem Kart fahren begonnen, ich verschwendete überhaupt keinen Gedanken an eine Karriere als Rennfahrer. Nach diesem Erlebnis war Senna mein großes Vorbild. Klar habe ich ihn schon vorher gekannt, aber wenn man so einen Menschen in Person getroffen hat, hat man einen ganz anderen Bezug zu ihm.

Dieser kurze Moment war auch eine Lehre für meine Motorsportkarriere. Immer wenn heute ein kleines Kind zu mir herkommt und ein Autogramm von mir möchte oder ein Foto mit mir machen möchte, denke ich an diesen Tag in Hockenheim zurück und wie nett Ayrton Senna damals war, als er sich die Zeit nahm, sich mit mir fotografieren zu lassen. Ich versuche jetzt genauso offen zu meinen Fans zu sein.

Das Wichtigste: die Fans

Denn ohne die Fans würde es uns und den gesamten Sport nicht geben. Leider sind sie viel zu oft zu weit weg von den Fahrern und der Formel 1. Ich bin in Hockenheim im BMW M1 ein Rahmenrennen gefahren. Das M1-Fahrerlager war auf der anderen Seite der Tribüne, so kam ich zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder rüber zu den Fans. Im F1-Paddock bekommst du von ihnen ja nichts mit, dort gibt es keine Nähe zu den Zuschauern. Die moderne Formel 1 lässt den Fahrern halt keinen Spielraum. Die Terminpläne am Rennwochenende sind so dicht gedrängt, dass einem nur wenig Zeit bleibt.

An manchen Strecken gibt es zumindest positive Ansätze. So haben wir am Donnerstag in Hockenheim Taxifahrten mit Gewinnspielsiegern gemacht. Das könnte man gerne ausweiten, weil es auch für die Fahrer eine Riesengaudi ist, um die Strecke zu heizen und die Reifen quietschen zu lassen. Auch der BMW Sauber F1 Pit Lane Park ist eine tolle Einrichtung, um den Fans ganz nah an die Formel 1 heranzubringen.

Für den Ungarn GP konnte ich zumindest zwei Gewinnern von "Ö3 macht's möglich" zwei Tribünen-Tickets und einen F1-Fahrerlagerbesuch ermöglichen. Zudem werde ich die beiden Formel 1 Fans aus Österreich persönlich in die BMW Sauber F1 Team-Box führen, um ihnen einen direkten Einblick in die Arbeit unseres Teams zu ermöglichen. So kann ich den Fans einen Wunsch erfüllen, von dem ich früher als Fan nicht mal träumen konnte. Es freut mich sehr, dass ich auf diese Weise den treuen Fans etwas zurückgeben kann.

Fanplakate motivieren Christian zusätzlich., Foto: Sutton
Fanplakate motivieren Christian zusätzlich., Foto: Sutton

Schöne Erinnerungen

Ich habe in meiner Karriere schon einige schöne Fan-Momente erlebt. Es gibt zwei Japanerinnen, die zu mehreren Rennen im Jahr kommen - die reisen überall hin, zu Tests nach Barcelona, zum 24 h Rennen nach Le Mans, zum Grand Prix nach Australien, Silverstone, Hockenheim China, Japan, Singapur, man findet sie überall. Das Nette dabei ist: sie bringen mir immer kleine Geschenke mit, beim letzten Mal haben sie mir Federballschläger geschenkt.

Ein wirklich schönes Erlebnis war, als ich neu in der Formel 1 war und das erste Mal österreichische Flaggen und Schilder mit der Aufschrift "Go Christian Klien" auf den Tribünen gesehen habe. Das nimmt man als Fahrer sehr wohl wahr und es sind schöne Momente, die einen noch ein bisschen mehr motivieren. Als ich in meinem ersten F1-Jahr bei Jaguar zum ersten Mal nach Japan kam, dachte ich, dass mich auf der anderen Seite der Welt kein Mensch kennen würde. Da hatte ich die Rechnung aber ohne die fanatischen japanischen Fans gemacht, die alle Fahrer in- und auswendig kennen. Plötzlich stürmte eine ganze Horde auf mich zu. Panik verspürte ich aber nicht, weil ich jederzeit den Überblick hatte. Ich war wahrscheinlich nämlich zum ersten Mal größer als alle anderen...