Die Briten hatten ihren Spaß, jetzt sind die Deutschen dran. Direkt nach dem Heimrennen im Home of British Motor Racing geht es auf den Hockenheimring. Dort beginnt mit dem Großen Preis von Deutschland die zweite Saisonhälfte der Formel 1-Saison 2008.

"In der Fahrerwertung liegen gleich drei Piloten punktgleich in Führung", erinnert Mario Theissen an die spannende Ausgangssituation in der WM. "Dahinter lauert mit nur zwei Zählern Rückstand bereits Robert [Kubica], gefolgt von Nick [Heidfeld], der durch seine starke Vorstellung in Silverstone wieder Kraft getankt hat." Besser hätte man das Drehbuch für den Heim-GP der fünf deutschen Piloten und der beiden deutschen Hersteller nicht schreiben können.

Druck und Konstanz

Lewis Hamilton glaubt nicht, dass sein Heimsieg in Silverstone den Druck auf ihn verringert hat. "Druck gibt es immer, denn du willst immer gewinnen", sagt der McLaren-Pilot. "In der Formel 1 wirst du stets an deinem letzten Rennen gemessen, und als ich am letzten Dienstag in Hockenheim mit den Testfahrten begann, war Silverstone bereits Geschichte." Allerdings erleichtere ein Sieg das Leben, weil er sich dann nicht mit zurückliegenden Problemen beschäftigten müsse, sondern sich auf das nächste Rennen konzentrieren könne. Den Schlüssel zum Erfolg hat der Brite durchschaut: "Wir liegen alle gleichauf, deshalb ist es sehr wichtig, dass wir weiter Punkte holen."

Davon hat auch Felipe Massa gehört. "Unser Ziel war natürlich von Saisonbeginn an, in allen Rennen immer konstant zu sein", so der Brasilianer. "Das haben wir nicht ganz geschafft, wir haben ein paar Mal keine Punkte geholt, das hat sicher nicht geholfen." Besonderen Druck spürt er nach den vielen Drehern und Fehlern in Silverstone nicht. "Ich muss niemandem etwas beweisen", betont er. "Denen, denen ich etwas beweisen musste, habe ich es längst bewiesen." Massa kennt diese Spielchen bereits: "Einen Tag ist man als Fahrer ein Held, am nächsten ein Idiot."

Kimi Räikkönen fährt zum ersten Mal für Ferrari in Hockenheim., Foto: Sutton
Kimi Räikkönen fährt zum ersten Mal für Ferrari in Hockenheim., Foto: Sutton

Rotes Siegerauto

Für Hockenheim rechnet er damit, dass er konkurrenzfähiger sein wird als in Silverstone. Dem schließt sich Kimi Räikkönen an. "Wir werden sehr konkurrenzfähig sein und um den Sieg mitfahren", glaubt der Finne. "Davon bin ich überzeugt." Das Siegerauto habe Ferrari bereits, allerdings benötige das Team ein Wochenende ohne größere Probleme, um die Stärken auch auszuspielen. "Ich hatte die Chance, die letzten drei Rennen zu gewinnen, aber aus dem einen oder anderen Grund hat es nicht geklappt", sagt Räikkönen. "Ich bin aber sicher, dass es bald wieder klappen wird." Jeder Punkt werde wichtig sein, so wie im letzten Jahr, als Räikkönen den Titel im letzten Rennen holte.

Aber nicht nur Ferrari versprüht Optimismus. "Durch unseren Speed in den letzten Rennen und die Siege sind wir optimistisch, doch wir wissen auch, dass wir künftig konstanter und besser punkten müssen", betont McLaren-CEO Martin Whitmarsh. "Die oberste Priorität vor der zweiten Saisonhälfte ist deshalb, die Unzulänglichkeiten abzustellen, unseren Fahrern bei jedem Rennen siegfähige Autos hinzustellen und uns ganz auf den WM-Kampf zu konzentrieren." Dann seien beide Titel für das Team möglich.

Die aktuelle Leistungsfähigkeit könne Whitmarsh derzeit nicht beurteilen, da es in den letzten Rennen durch Wetterkapriolen und chaotische Umstände zu viele Unbekannte gegeben habe. "Aber wir sind zuversichtlich für Hockenheim, doch die Formel 1 ist auch deshalb so attraktiv, weil niemand weiß wie es ausgehen wird." Schließlich habe auch Ferrari ein starkes Paket und bleibe BMW Sauber eine Bedrohung für Rot und Silber.

Geläuterter Finne

Heikki Kovalainen wollte in Silverstone zur Bedrohung für die Etablierten werden. Doch nach seiner überlegenen Pole Position ging es bergab. "Das Rennen zeigte, dass ich mich immer noch verbessern muss", gesteht er. "Das gilt für meinen Fahrstil wie auch die Zusammenarbeit mit dem Team. Ich weiß, dass ich den Speed habe, ich muss nur noch härter arbeiten, um das ganze Wochenende über konstant schnell zu sein."

Die Stärken des McLaren sieht Kovalainen in Hochgeschwindigkeitskurven und beim Bremsen. "Ich glaube deshalb nicht, dass wir in Hockenheim einen Vorteil haben werden." Dennoch sei das Auto beim Test gut gelaufen. Der Einsatz der neuen Haifischflosse ist noch nicht beschlossen. "Vielleicht ist Hockenheim nicht die richtige Rennstrecke, um den neuen Flügel auszuprobieren", sagt Kovalainen, "aber für die Zukunft ist die Heckflosse sicher eine Verbesserung." Mit oder ohne Flosse: am Ende zählt nur die Konstanz.