Der letzte Testtag in Hockenheim sah einen Farbwechsel an der Spitze. Nach zwei Tagen, an denen McLaren mit Lewis Hamilton ganz oben stehen durfte, war es diesmal Felipe Massa, der sich die Bestzeit sicherte. Allerdings musste der Brasilianer die Testbestzeit Hamilton überlassen, der am Mittwoch rund eine Zehntel schneller gewesen war als Massa. Wie schon Kimi Räikkönen hatte Massa an neuen Teilen für Aerodynamik und Mechanik gearbeitet und noch dazu ein passendes Setup für den Grand Prix gesucht. "Es war ein guter Arbeitstag. Wir sind viele Kilometer gefahren und ich muss sagen, dass sich das Auto gut balanciert angefühlt hat. Das kann nur bedeuten, dass wir auch auf dieser Strecke stark sein sollten, was aber auch auf unsere Haupt-Konkurrenten zutrifft", sagte Massa.

Heikki Kovalainen stimmte sich auf das Mercedes-Heimrennen ein, Foto: Patching/Sutton
Heikki Kovalainen stimmte sich auf das Mercedes-Heimrennen ein, Foto: Patching/Sutton

Die zweitschnellste Zeit holte sich das Überraschungsteam von Silverstone. Jenson Button fehlte eine Zehntelsekunde auf die Bestzeit, wobei der Gewichtsunterschied aufgrund der Tankfüllung zwischen Ferrari und Honda auf der schnellsten Runde nicht bekannt ist - er dürfte aber wohl doch bestanden haben. McLaren musste sich diesmal mit Rang drei zufrieden geben. Den letzten Testtag durfte Heikki Kovalainen im Silberpfeil verbringen und sich auf das Rennen in etwas mehr als einer Woche einstimmen. Wie der Rest des Feldes konnte der Finne dabei dank sehr gutem Wetter ausgiebig zu Werke gehen. 123 Runden hatte Kovalainen zurückgelegt und war damit nicht einmal der fleißigste Fahrer des Tages. Arbeit hatte er viel erledigt und sich wie schon Hamilton aerodynamischen und mechanischen Teilen gewidmet und auch noch ein paar Renn-Setups unter die Lupe genommen.

Mark Webber und Sebastian Vettel bildeten ein Red Bull Tandem, dass sich dicht hinter dem McLaren-Piloten eingefunden hatte. Beide hatten allerdings den Vorteil, bereits am Mittwochnachmittag gefahren zu sein. Nach ihrem eineinhalbten Tag waren beide Piloten zufrieden. Webber hatte Setups probiert und Reifenvergleiche gefahren und sagte danach: "Es war harte Arbeit, aber produktiv. Jetzt haben wir viele Daten für das nächste Rennen, von dem ich glaube, dass es sehr knapp werden wird. Wir werden aber probieren, die Form von Freitag und Samstag in Silverstone zu wiederholen." Bei Toro Rosso zog Teamchef Franz Tost Bilanz und meinte, dass man ein gutes Setup gefunden habe und nach ausgiebigen Vergleichen der Mischungen die Reifen nun besser verstehe. "Das bedeutet, wir sollten eine gute Basis haben, von der aus wir am Freitag ins Training gehen können und wir freuen uns auf den Deutschland Grand Prix."

Fernando Alonso auf Rang sechs war einer derjenigen, die für rote Flaggen während des Tages gesorgt hatten. Den Spanier hatte es am Nachmittag mit einem Motordefekt erwischt. Ungeachtet des Problems war Alonso zufrieden. "Es war gut, bei den wärmeren Temperaturen zu fahren, denn ich denke, sie entsprechen eher dem, was wir am Renn-Wochenende haben werden. Wir waren heute defintiv stärker, also ist es klar, dass wir das Auto verbessert haben und in die richtige Richtung gehen. Es gibt aber noch ein paar Ideen, denen wir am Wochenende nachgehen müsen", sagte er nachdem er sich voll auf die Rennvorbereitung konzentriert hatte. Auch Kazuki Nakajima, der zeitlich direkt hinter dem zweifachen Weltmeister lag, musste das Auto einmal unfreiwillig abstellen. Ihn hatte dieses Schicksal bereits am Vormittag ereilt. Für das Testteam von Williams war nach Testschluss übrigens nicht gleich Freizeit angesagt, da es am Wochenende mit Nico Rosberg in Moskau bei einem Schaurennen unterwegs sein wird.

Im Gegensatz zu Nakajima kam Robert Kubica ohne Probleme durch den Tag. Er meinte während der Mittagspause: "Bislang haben wir einen schönen Testtag. Es gibt viel Sonnenschein und gute Temperaturen. Ich bin bereits viele Runden gefahren und wir haben einige Sachen getestet - nicht unbedingt für das Rennwochenende. Es ist aber ein sehr produktiver Tag." Nicht direkt für das Rennwochenende hatte Kubica vor allem Setup-Lösungen probiert, die auch bei späteren Rennen helfen sollen. Auch die durchgeführten Boxenstopp-Tests sollten nicht nur in Hockenheim helfen, die Reifenvergleiche, die Kubica fuhr, dafür schon.

Der Kies zog Giancarlo Fisichella magisch an, Foto: Patching/Sutton
Der Kies zog Giancarlo Fisichella magisch an, Foto: Patching/Sutton

Produktiv war man auch bei Toyota, denn dort wurde die mittlerweile bereits gut bekannte Haifisch-Flosse auf das Auto gepackt. Red Bull, Renault und Toro Rosso haben sie bereits im Dauereinsatz, McLaren hat sie diese Woche getestet und Toyota widmete dem Teil immerhin die Installation-Lap am Morgen. Zu den "aerodynamischen Experimenten", wie Jarno Trulli dazu sagte, gab es aufgrund der kurzen Ausfahrt keine weiteren Erklärungen. Zufrieden war er trotzdem, da er danach mit konventioneller Heck-Abdeckung Bremsen testete und Reifen verglich. "Wir haben jetzt viele Daten und können das Setup für den Grand Prix nächste Woche maximieren", sagte Trulli.

Die meisten Probleme des Tages hatte Giancarlo Fisichella. Am Vormittag stoppte ihn eine defekte Benzinpumpe, weswegen er zunächst lange zuschauen musste. Am Nachmittag wollte er dann anscheinend die verlorene Zeit aufholen und landete drei Mal neben der Strecke - einmal sogar mit anschließender Reparaturzeit -, womit er immerhin bei der Anzahl der verursachten roten Flaggen ganz vorne lag. Das Testprogramm soll aber dennoch vollständig erledigt worden sein, hieß es zumindest von Teamseite. Beschäftigt hatte sich Fisichella mit der Aerodynamik, den Bremsen und den Reifen. "Es war etwas frustrierend, dass wir nicht mehr fahren konnten", sagte der Italiener danach. Zu seinem größten Ausritt meinte er, dass das Heck einfach weggebrochen sei und er die Kontrolle verlor. "Das Auto schlitterte über die Straße und dort gibt es nicht viel Auslaufzone, also ging es in die Mauer. Mir geht es gut, aber das Auto war recht schwer beschädigt. Die Jungs haben tolle Arbeit gemacht, damit ich nach 30 Minuten schon wieder fahren konnte", erzählte er. Nun ist etwas mehr Zeit, um bis zur nächsten Session noch letzte Feinheiten zu richten.