Es ist raus. David Coulthard beendet am Ende der Saison seine Formel 1-Karriere. Wehmut hat den Schotten vor seiner letzten Halbserie nicht befallen. Stattdessen erscheint er locker und gut gelaunt zum Interview in der Red Bull-Hospitality. "Die Saison war bislang nicht sehr gut", gesteht er ehrlich. "Ich war zu oft auf Platz 9. Das ist die schlechteste Position von allen, denn sie liegt genau außerhalb der Punkte."

Doch selbst davon lässt sich Coulthard seine letzte Saison nicht vermiesen. "Ich hatte einige Zwischenfälle mit anderen Autos, aber das gehört zum Motorsport dazu", betont er im Gespräch mit motorsport-magazin.com. "In einer so langen Karriere wie meiner kann man nicht immer nur gute Ergebnisse einfahren."

Coulthards Stimmung leidet also auch unter nicht unter den Ergebnissen. Nichtsdestotrotz soll seine Stimmung in der zweiten Saisonhälfte noch besser werden, der Podestplatz von Montreal soll nicht sein letztes gutes Resultat in der Formel 1 bleiben. "Das Team hat sich verbessert, der Aufwärtstrend ist klar ersichtlich", sagt er. Man sei einige Male vor den großen Herstellern wie Toyota, Honda oder Renault gelandet. Trotzdem steigt er nach dem zweiten Qualifyingplatz seines Teamkollegen in Silverstone auf die Euphoriebremse. "Das war ungewöhnlich, denn wir sind nicht schneller als Ferrari", bleibt er realistisch. "Ich bin ziemlich sicher, dass Ferrari bei den nächsten neun Rennen meistens schneller sein wird als wir."

David Coulthard genießt sein letztes halbes F1-Jahr., Foto: Sutton
David Coulthard genießt sein letztes halbes F1-Jahr., Foto: Sutton

Aber vielleicht nicht immer. Coulthard ist lange genug dabei, um zu wissen, dass in der Formel 1 alles passieren kann. Die Zielsetzung für seine letzten neun F1-Rennen bleibt dennoch bescheiden. "Ich hoffe, mehr Punkte zu holen", sagt er. "Ich genieße es, das Auto zu fahren und weiterzuentwickeln." Und natürlich warten noch zwei neue Herausforderungen auf ihn: die Straßenkurse in Valencia und Singapur. "Das Nachtrennen an sich ist für mich nichts Besonderes", betont er. "Es wird genügend Licht geben, um die Strecke zu sehen." Die Dunkelheit sei nur ein schönes Motiv für die Fotographen.

So weit denkt er momentan aber nicht. "Heute denke ich nur an das nächste Rennen. Ich möchte in Hockenheim ein gutes Ergebnis erzielen." Danach gehe es ihm darum, alle Rennen zu genießen, was in Zukunft kommen könnte, interessiert ihn nicht. "Es wäre verrückt, über etwas anderes nachzudenken, so lange ich noch in der Formel 1 fahre." Ohnehin hat er seine Zukunft schon fixiert: er wird als Berater und Teilzeittester für Red Bull aktiv sein.

"Ich habe nicht vor, in einer anderen Rennserie zu fahren", betont er. Der einzige Grund, warum er sich bei seiner Rücktrittsankündigung alle Türen offen ließ und meinte, er werde seinen Helm noch nicht an den Nagel hängen, war, dass sich vielleicht in sechs oder zwölf Monaten eine interessante Möglichkeit ergeben könnte. "Dann würde jeder sagen: jetzt tritt er vom Rücktritt zurück", sagt Coulthard. Dem beugt der clevere Schotte damit ebenso vor wie den ewigen Gerüchten und Spekulationen um seine Person. Entscheidend war jedoch etwas anderes: "Ich trete aus der F1 zurück, weil ich nach 15 Jahren erkannt habe, dass es die richtige Zeit dafür ist."

Für Testfahrten werde er seinen Helm aber gerne aus dem Regal nehmen. "Es gibt jedoch keine Gespräche, irgendwo Rennen zu fahren", betont er und fügt mit einem Lächeln hinzu: "Ich werde nicht in der MotoGP, nicht bei Truck Rennen und nicht in der GP2 fahren."