Nicht immer sind alle drei, die nach einem Grand Prix auf dem Podium stehen, wirklich glücklich. Diesmal konnten sie es wirklich sein - und sie waren es auch. Nicht nur Lewis Hamilton, der sich mit seinem überlegenen Heimsieg erst einmal aus den Negativ-Schlagzeilen gefahren und die Kritik der letzten Zeit in überschwänglichen Jubel von allen Seiten umgewandelt hatte. Auch die beiden anderen neben ihm konnten in diesem Chaosrennen ein "Comeback" aus unterschiedlich langen Tiefs feiern.

Rubens Barrichello nutzte die Gunst der Stunde, sein Regentalent und das glückliche Strategiehändchen eines Ross Brawn, um zum ersten Mal seit dem Skandalrennen von Indianapolis 2005 wieder auf dem Treppchen zu stehen. Und dann war da natürlich noch Nick Heidfeld - der sich im Gegensatz zu Kanada diesmal über den zweiten Platz wie über einen Sieg freuen konnte.

Auch er hatte eine schwere Zeit hinter sich, nach den Qualifyingproblemen, die ihm mehrere Rennen verdarben, ihn gegen seinen Teamkollegen Robert Kobica nicht besonders gut aussehen ließen und schon Spekulationen provozierten, er könne 2009 vielleicht sogar seinen Platz bei BMW-Sauber verlieren. Doch Heidfeld ließ sich nicht verrückt machen, arbeitete in den letzten Wochen zusammen mit seinen Ingenieuren härter denn je - und konnte jetzt die Früchte ernten.

Auch Rubens Barrichello brachte die Kritiker zum Verstummen., Foto: Sutton
Auch Rubens Barrichello brachte die Kritiker zum Verstummen., Foto: Sutton

Die Schwierigkeiten im Qualifying, das Problem, die Reifen für eine Runde nicht richtig auf Temperatur zu bringen, hat er jetzt wesentlich besser im Griff, "auch wenn es noch nicht hundertprozentig ist, ein bisschen was geht sicher noch." Immerhin reichte es in Silverstone für den fünften Startplatz, "und danach haben wir im Rennen alles richtig gemacht." Heidfeld gehörte zu den ganz wenigen, neben Hamilton und Barrichello, die es schafften, das Auto auch bei schwierigsten Bedingungen immer auf der Straße zu halten. Und neben seinem extremen Fahrgefühl bestätigte "Quick Nick" auch seine andere besonders herausragende Qualität. Er ist nicht nur schnell - was auch die zweitschnellste Rennrunde insgesamt beweist, er ist auch der Meister-Überholer in der Formel 1. Nach seinem ersten Stopp konnte er Glock und Alonso auf einmal in derselben Kurve überholen, ein paar Runden später auch Räikkönen und Kovalainen in einem Zug.

Kein Wunder, dass es da von allen Seiten Komplimente gab. "Er war nie neben der Strecke, ist also hoch verdient von Platz fünf auf Rang zwei vorgefahren, hat alles richtig gemacht", freute sich BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen, der jetzt auch sehr optimistisch in die Zukunft schaut "Ich glaube, bei ihm ist der Knoten jetzt wieder geplatzt und ich erwarte ihn in dieser Form auch in den kommenden Rennen."

Vor allen beim Heimrennen in Hockenheim in zwei Wochen möchte Heidfeld natürlich sofort an die Silverstone-Leistung anknüpfen - ob bei Regen oder Sonnenschein. In dieser Woche steht ja noch ein Test in Hockenheim auf dem Programm - zwei Tage wird er da fahren, um schon einmal an der Abstimmung und speziell noch einmal am Qualifying zu feilen, um auch da noch die letzten Hundertstel herauszuholen. "Natürlich wäre es besonders schön, gerade in Deutschland wieder auf dem Podium zu stehen."

Nicht nur, dass damit dann wohl auch die letzten externen Zweifler überzeugt wären, dass Nick Heidfeld wieder genau da angekommen ist, wo er im letzten Jahr aufgehört hat. Hält der derzeitige Trend an, dürfte man auch bei BMW-Sauber keine Veranlassung sehen, das erfolgreiche Team aus Heidfeld und Kubica, das sich bis jetzt meistens sehr gut ergänzte in seiner Mischung aus Erfahrung und jugendlichem Ungestüm, zu verändern...