Der Frust sitzt tief bei Nico Rosberg. In Monaco und Montreal durchströmten ihn noch Zuversicht und Selbstbewusstsein, gute Punktepositionen und selbst ein Podium schienen unter gewissen Umständen möglich. Doch zwei Fehler verhagelten ihm die Chance auf eine gute Platzierung. Sein Problem ist: die gute Form seines Teams ist verflogen, vor und nach Monaco und Montreal war Williams nicht konkurrenzfähig genug, um ähnlich gute Ergebnisse zu erzielen.

"Wir sind nur auf Strecken wie Melbourne, Monaco und Montreal gut", sagt Rosberg nüchtern. "Aber wir waren auf normalen Strecken wie Malaysia von Anfang an schwach." Dort ginge und gehe nichts. "Auf solchen Strecken habe ich zwei Punkte sammeln können, weil andere ausgefallen sind." Sein Problem ist: diese Streckencharakteristik weisen die meisten Kurse auf. Nur in Ungarn, Valencia, Singapur und Monza rechnet er sich ähnlich gute Chancen wie in Melbourne, Montreal und Monaco aus. "Es ist schade, dass wir so weit hinten sind, denn das hatte ich mir für dieses Jahr nicht erhofft."

Alle Räder in der Luft

Noch weniger hatte er mit einem hüpfenden Känguru-Auto gerechnet, doch genau das hatte er bislang in Silverstone. "Es ist sehr komisch, aber katastrophal zu fahren. So macht es keinen Spaß", sagte ein frustrierter Rosberg nach dem Qualifying, welches er schon in Q1 verließ. "Wenn ich einlenke, fängt das Auto auf einer Bodenwelle an zu springen, aber nicht nur einmal, sondern es wird immer schlimmer und schlimmer, bis es vom Boden abhebt nach dem fünften Sprung sind plötzlich alle vier Räder in der Luft."

Rosberg beißt in den sauren Apfel., Foto: Sutton
Rosberg beißt in den sauren Apfel., Foto: Sutton

Am Freitagmorgen sei das Problem noch nicht so intensiv gewesen, aber im Laufe des Trainings wurde es immer gravierender, weshalb sein Team einige Teile austauschte. "Am Samstagmorgen schien es dann im Nassen weg zu sein", so Rosberg, "aber als es abtrocknete wurde es noch schlimmer." Vor dem Qualifying wechselte das Team erneut Teile an seinem Auto aus, das identisch ausgestattet ist, wie jenes seines Teamkollegen Kazuki Nakajima - der jedoch hat keine Probleme. Im Qualifying erreichten die Williams-Sprünge ihren Höhepunkt. "Irgendetwas muss kaputt sein", sagte Rosberg. "Wir wissen nur nicht was."

Kritik am Team

Deshalb wird sein Auto über Nacht erneut auseinandergenommen und neu aufgebaut, was ihm wohl einen Start aus der Boxengasse einbringen wird. Aus dieser Sichtweise machte es für Williams keinen Sinn, Rosberg in den Schlussminuten des feuchten Q1 noch einmal zur Zeitenverbesserung auf die Strecke zu schicken. "Aus Teamsicht kann ich das verstehen", gestand Rosberg. "Aber aus meiner persönlichen Sicht verstehe ich es nicht ganz, denn ich hätte noch das Beste daraus machen können."

Sebastien Bourdais verbesserte sich beispielsweise auch auf nasser Bahn noch deutlich. "Aber sie sagten mir, es sei nass und bringe nichts mehr." Für einen Rennfahrer keine gute Aussage. "Denn als Rennfahrer willst du immer fahren, egal ob das Auto nur noch drei Räder hat. Sie haben ein bisschen nur an sich gedacht", klagte Rosberg, der in den letzten Wochen immer öfter das Team zwischen den Zeilen kritisierte und damit die Wechselgerüchte weiter anschürt. Mit seiner Kritik möchte er aber nicht zu weit gehen. "Ich muss auspassen, dass nicht der Eindruck entsteht, ich würde denken, dass ich cleverer als alle anderen sei."