Mario Theissen, wird Silverstone eine Wende nach Magny Cours?
Mario Theissen: Hier sollten wir wieder in Normalform unterwegs sein. Der Frankreich GP war sicher ein seltsames Rennen, nicht nur für unser Team, sondern auch für viele andere. Silverstone sollte uns deutlich besser liegen. Allerdings ist die große Unbekannte das Wetter. Wir gehen von einem regnerischen Wochenende aus, so dass man immer auf der Hut sein muss, in den Trockenphasen keine Abstimmung zu wählen, die dann in einem Regenrennen nichts mehr wert wäre.

Könnte der Regen helfen, näher an Ferrari und McLaren heranzukommen?
Mario Theissen: Regen stellt andere Anforderungen ans Auto, ist aber auch eine Fahrersache. Es gibt Fahrer, die auf nasser Strecke besser zurecht kommen als andere. Ich habe den Eindruck, dass dies bei unseren Fahrern der Fall ist.

Was war die Bilanz der Tests?
Mario Theissen: Wir haben einige neue Elemente getestet, vor allem auf der Aerodynamikseite. Diese haben die Erwartungen erfüllt. Wir sollten also einen kleinen Schritt nach vorne machen.

Es gab zuletzt viele Spekulationen um die Fahrerpaarung für 2009. Wie sehen Sie Nick Heidfelds Standing im Team?
Mario Theissen: Die Spekulationen kamen nicht von uns und wurden auch nicht mit Informationen von uns gespeist. Es gibt eine unveränderte Situation: für uns fahren Robert Kubica und Nick Heidfeld. Wir unterstützen beide nach Kräften. Im Fall von Nick helfen wir ihm, das Tief zu überwinden, in dem er seit einigen Rennen steckt. Wir wissen, dass er vorne mithalten kann. Das hat er oft genug bewiesen, nicht zuletzt zu Beginn dieser Saison. Jetzt bemühen wir uns, die Probleme zu beseitigen, damit er wieder zur gewohnten Form aufläuft.

Die Fahrerpaarung bleibt unverändert - in dieser Saison., Foto: Sutton
Die Fahrerpaarung bleibt unverändert - in dieser Saison., Foto: Sutton

Amüsieren oder ärgern Sie die Spekulationen?
Mario Theissen: Nein, es ärgert mich nicht. Es gibt Leute, die damit Geld verdienen und die sollen ja auch leben.

Ist Silverstone als Klassiker für Sie etwas Besonderes?
Mario Theissen: Auf jeden Fall. Es wird sehr viel über die Infrastruktur geschimpft. Natürlich gibt es inzwischen viel schönere Strecken und es ist gut, dass wir mittlerweile eine richtige Weltmeisterschaft haben - mit mehreren Rennen in Asien, wenn auch leider aktuell keinem in den USA. Trotzdem gehören die traditionellen Strecken wie Silverstone für mich auch dazu, auch wenn die Infrastruktur etwas hinterherhinkt. Zu diesen traditionellen Strecken zähle ich neben Silverstone auch Spa-Francorchamps, Hockenheim und den Nürburgring. Sie haben die Formel 1 groß gemacht, die F1 wird mit diesen Strecken verbunden und diese Tradition muss auch gepflegt werden.

Sind die englischen Fans etwas Besonderes?
Mario Theissen: Sie sind sehr speziell. Man könnte fast sagen schmerzfrei. Sie kommen bei jedem Wetter mit der gesamten Familie. Man sieht viele von ihnen auch in Spa, selbst der Weg nach Belgien ist ihnen nicht zu weit. Das ist eine ganz besondere Atmosphäre. Es sind eben Hardcorefans.

In dieser Beziehung bleibt England also die Heimat des Motorsports?
Mario Theissen: Zumindest ist Motorsport in England ein echter Volkssport, der die gesamte Familie einbezieht.