Eigentlich sind in der Formel 1 ausschließlich Vielfraße unterwegs. Jeder steuert sein Auto wie eine kleine gelbe Pacman-Figur von Punkt zu Punkt, Sieg zu Sieg und Titel zu Titel. Der Highscore steigt von Rennen zu Rennen und bislang sah die WM-Tabelle aus deutscher Sicht gar nicht so unterernährt aus. Doch nachdem Nick, Timo und Sebastian im siebten Level, einem inselartigen Murmeltierbau, ganz groß Punkte verspeist hatten, entschieden sie sich gemeinsam mit ihren Zockerkumpanen Nico und Adrian zu einer gesunden Punkte-Diät.

Timo hat vor zwei Wochen zum ersten Mal in dieser Saison so richtig zugeschlagen. Montreal war einfach zu verlockend, um sich zurückzuhalten - er musste sich einfach am Buffet laben. Wer kennt sie nicht, die kleinen süßen Sünden...? Doch Timo bewies Willensstärke, er glich die erhöhte Kalorienzunahme tapfer mit einer Nullrunde aus. "Es hat sich gut angefühlt und ich konnte hart pushen, aber nach dem Boxenstopp hatte ich Probleme, die Pace zu halten, da ich Graining bekam und viel Untersteuern hatte." Er rutschte ständig hin und her und verlor die Punkte aus den Augen.

Auch Feinschmecker Nick bekam diesmal kein Sternemenü., Foto: Sutton
Auch Feinschmecker Nick bekam diesmal kein Sternemenü., Foto: Sutton

Adrian würde gerne einmal so kräftig zulangen wie Timo beim kanadischen Asphaltbrockenmenü. Er würde alles dafür geben, wenn er wenigstens einmal mit beiden Händen in die Süßigkeitenschachtel reinlangen und alles in sich hinein schieben dürfte. Doch die strengen Eltern lassen ihn nicht. Höchstens einmal im Jahr darf er in den Bonbonbeutel greifen, dieses Jahr war es noch nicht so weit und vielleicht kommt es auch gar nicht dazu. "Es war langweilig und deprimierend", sagte der arme Adrian. "Unsere Strategie war nicht richtig, aber wir waren ohnehin zu langsam. Das ist schon frustrierend: man gibt alles, fährt sich dumm und dämlich, ist 100% am Limit, bleibt aber immer ganz hinten." Das Schlimme daran sei, dass sich daran wohl auch nichts ändern werde. "Wir können diesen großen Schritt momentan nicht machen." Dabei scheinen ihm die Schokoriegel geradezu darum anzubetteln, dass er sie samt Alu und Folie verspeisen solle.

Während Adrian am liebsten gar nicht genug bekommen könnte, beschreitet Sebastian den Pfad der Vernunft. Bevor er sich überfrisst, hört er lieber auf und gibt sich auch schon mal mit ein bisschen weniger zufrieden. "Wir haben einige geschlagen, die in letzter Zeit ein großes Problem für uns waren - das ist ein großer Schritt für uns", freute er sich. "Wir waren Teil einer Gruppe mit einem McLaren und einem BMW und konnten den BMW hinter uns halten, weil wir eine bessere Pace hatten." Nur Lewis stürmte an Sebastian vorbei, um so schnell wie möglich in Richtung des Belohnungstopfes zu gelangen. "Ich sah ihn an mir vorbeifliegen und dachte erst: deswegen war ich gestern nicht schnell genug." Dann bekam Lewis die Kurve nicht und wurde dafür von den Lehrern getadelt. "Er hatte einen Vorteil dadurch und hätte mich normalerweise wieder vorbeilassen müssen." Deshalb hält Sebastian die Strafe für gerechtfertigt. Schließlich muss sich auch ein angehender Superstar mäßigen können und mal mit weniger zufrieden sein.

Mario brachte Sebastian die Bescheidenheit bei., Foto: Sutton
Mario brachte Sebastian die Bescheidenheit bei., Foto: Sutton

So wie Nico. Der hatte bei den letzten beiden Ausflügen zwei Mammutportionen Eiscreme im Auge, doch beide Male kam er ins Stolpern, stürzte zu Boden und musste ansehen, wie sein Traum vom Riesen-Eis an der Wand oder einem Auto zerfloss. Diesmal wusste er von Anfang an: es geht gar nichts. "Wir hatten nicht den nötigen Speed", klagte er. "Beim letzten Mal habe ich noch gegen BMW und Ferrari gekämpft und jetzt kämpfte ich gegen Force India - und es war noch nicht mal einfach, mit ihnen mitzuhalten." Wenn es um Eis geht, ist eben jeder flink unterwegs.

Nick ist der absolute Feinschmecker. Er kennt von allen fünf Deutschen die meisten Gourmetmenüs und sagt auch schon mal, dass ihm ein Menü zweiter Klasse gar nicht mundet, wenn er eigentlich ein Firstclass-Menü bestellt hatte. Der Ärger darüber war zwar bis zum nächsten Restaurantbesuch verflogen, den Köchen entgingen die Beschwerden allerdings nicht. Zur Strafe bekam Nick nur Fastfood ohne Punktebeilagen vorgesetzt. "Es fing schon schwierig an, weil ich am Start zwei Positionen verloren haben", beschrieb er die lange Warteschlange an der Frittenbude. "Das konnte ich danach nicht mehr aufholen, denn unsere Pace hat nicht gepasst." So etwas soll ihm nicht wieder passieren. "Ich kann mir kaum vorstellen, dass unsere Performance beim nächsten Mal genauso schwach sein wird wie hier." Die Diät ist vorbei, der Appetit der fünf Deutschen wurde wieder geweckt.