Genau so hatte sich Kimi Räikkönen den Frankreich GP vorgestellt. Es sah alles nach seinem dritten Saisonsieg aus, womit er wichtige Punkte bei seiner WM-Aufholjagd gutgemacht hätte. Hätte. Denn nach gut 30 Runden fielen die Rundenzeiten des überlegen führenden Finnen immer weiter ab. Ein Auspuffteil flatterte munter am Heck des F2008 mit der Startnummer 1 und flog erst nach etlichen Runden in hohem Bogen ins Kiesbett.

Felipe Massa schloss Fahrzeuglänge um Fahrzeuglänge auf und ging in Runde 36 an seinem Teamkollegen vorbei. Aus 6,6 Sekunden Rückstand wurden innerhalb weniger Runden 12,4 Sekunden Vorsprung, die Massa - trotz leichter Regentropfen in den Schlussminuten - bis ins Ziel auf 16,9 Sekunden ausbaute. Am Ferrari-Doppelerfolg konnte aber auch der defekte Auspuff nichts ändern: wie im Vorjahr standen zwei Ferrari-Piloten ganz oben auf dem Podest - diesmal allerdings in umgekehrter Reihenfolge.

Doppelsieg für Ferrari. Massa profitierte vom Pech seines Teamkollegen., Foto: Sutton
Doppelsieg für Ferrari. Massa profitierte vom Pech seines Teamkollegen., Foto: Sutton

"Das habe ich nicht erwartet, es war fantastisch", freute sich Massa. "Manchmal braucht man eben etwas Glück. Heute war es auf meiner Seite." Dabei hatte er sich auf Platz 2 bereits eingerichtet. "Das wäre auch ein gutes Ergebnis gewesen. Ich wollte kein Risiko eingehen und Kimi hatte eine irrsinnige Pace, da wäre es schwierig geworden, ihn zu überholen." Für Massa ist dieser Sieg ein wichtiger Schritt in der Meisterschaft, die er als erster Brasilianer seit Ayrton Senna anführt.

Auch Räikkönen machte in der WM einen Sprung nach vorne. "Unter dem Strich ist es aber enttäuschend", gestand er. "Wir hatten das gesamte Wochenende über ein gutes Auto, ich habe die Pole geholt und locker geführt und dann passiert so etwas." Andererseits hätte der Auspuffbruch sogar zu einem Ausfall führen können. "Ich hatte Glück, dass ich überhaupt ins Ziel gekommen bin. Zum Glück konnten wir am Anfang einen großen Vorsprung herausfahren, noch mehr Runden hätten wir nicht geschafft. Also nehme ich die 8 Punkte mit und stehe sogar noch besser da als vor dem Wochenende."

Der Rest des Feldes

Am Start lief alles glatt. Räikkönen setzte sich vorne gegen Massa durch, nur Fernando Alonso erwischte einen schwachen Start und fiel hinter Jarno Trulli und Robert Kubica zurück. Diese beiden sollten sich lange um den letzten Podestplatz duellieren - bis Heikki Kovalainen nach seinem zweiten Boxenstopp zwischen beiden auftauchte. Der Finne war mit relativ viel Sprit ins Rennen gestartet, lag lange unbeobachtet im Mittelfeld, ging dann in der Boxengassenausfahrt an Nelsinho Piquet vorbei und forderte Trulli in den Schlussrunden im Kampf um Platz 3. In der letzten Runden versuchte Kovalainen alles, griff an und berührte Trulli, der jedoch vorne blieb.

Lewis Hamilton blieb am Sonntag ohne Punkte., Foto: Sutton
Lewis Hamilton blieb am Sonntag ohne Punkte., Foto: Sutton

"Es war ein schwieriges Rennen, aber es ist ein super Ergebnis für das Team", freute sich Trulli. "Wir haben alles gegeben, um dieses Podium Ove Andersson zu widmen, der so viel für dieses Team getan hat. Meine Pace war okay, aber einige Autos waren schneller, deshalb musste ich alles geben, um sie hinter mir zu halten."

Nicht gut begann der Grand Prix für Jenson Button. Er hatte erst eine Begegnung mit Adrian Sutil, danach rutschte er neben die Strecke und beschädigte sich seinen Frontflügel. Wenig später musste er das Rennen aufgeben.

Katastrophal verlief der Grand Prix für Lewis Hamilton, der nach der Kanada-Kollision mit einem +10-Handicap von Rang 13 ins Rennen ging. In der ersten Runde konnte Hamilton einige Plätze gutmachen, fuhr jedoch mit viel Geschwindigkeitsüberschuss neben der Schikane an Sebastian Vettel vorbei. Dafür bekam er eine Drive-Though-Strafe von der Rennleitung aufgebrummt, die ihn weit zurückwarf. Am Ende blieb er als Zehnter ohne WM-Punkte.

Besser machten es die beiden Renault: Piquet und Alonso holten als Siebter und Achter drei Zähler beim Heimspiel der Franzosen. Drei Punkte schrieb Red Bull für Platz 6 von Mark Webber gut. Der bisherige WM-Führende Robert Kubica musste sich mit Platz 5 begnügen und seine WM-Führung an Felipe Massa abtreten.