Das Team war sauer. "Zurecht", gesteht Nico Rosberg. Nachdem er Lewis Hamilton in Montreal bei der Boxenausfahrt ins Heck gefahren war, musste er sich einige Meinungen der Teamhäuptlinge anhören. Den Auffahrunfall nimmt er auf seine Kappe. "Der Fehler lag bei mir, weil ich es nicht erwartet hatte." Die ungewohnte Situation mit einer roten Ampel habe ihn überrascht.

"Bis ich die Ampel gefunden hatte, war es schon zu spät", gibt er zu. Denn die Verkettung unglücklicher Umstände beinhaltete noch mehr Elemente. Zum einen ein Getriebeproblem, welches seine Wegfahrt nach dem Boxenstopp behinderte. "Ich stand noch, als der Lollipop schon oben war." Danach suchte Rosberg nach seinem direkten Gegner Fernando Alonso und achtete nur auf Hamilton, der vor ihm selbst die rote Ampel übersehen hatte und Kimi Räikkönen ins Heck rauschte. Wenn Hamilton angehalten hätte, hätte es Rosberg anhand des Rücklichts auch bemerkt, glaubt er. So konnte er den Wagen aber nicht mehr anhalten, selbst beim vorgeschriebenen Speedlimit von 80 km/h konnte er nicht mehr rechtzeitig bremsen, da bei dieser niedrigen Geschwindigkeit nicht genügend Abtrieb vorhanden war.

"Klar werfe ich es mir vor, denn es darf mir nicht passieren, aber wir haben als Fahrer so viel zu tun mit Knöpfen, denken, schauen, wer wo ist, dann passiert es halt einmal." Die Strafe für Hamilton und ihn sieht er als fair an. "Bei Lewis ist es korrekt und ich habe das gleiche gemacht. Wenn man, wie Lewis und ich, Weltmeister werden möchte, darf das nicht passieren." Etwas Hoffnung hat er trotz der verlorenen 10 Startplätze für den Frankreich GP trotzdem noch. "Es wird sehr schwierig, aber man kann in der ersten Runde ein paar Plätze gutmachen und wenn dann die Strategie passt, geht vielleicht noch etwas."

Mit seiner bisherigen Saison ist Rosberg mit Abstrichen zufrieden. "Es hat sehr gut angefangen, wobei in Melbourne auch etwas Glück dabei gewesen ist", sagt er. Auch zu Beginn sei Williams nur das viertbeste Team gewesen, vor allem Jarno Trulli, Mark Webber und Fernando Alonso seien schneller gewesen. "Uns hat etwas Speed gefehlt, hauptsächlich wegen der Aerodynamik." Aber bis Monaco sei er tolle Rennen gefahren und habe das Beste herausgeholt. "Dann habe ich leider zweimal einen Fehler gemacht."

In Monaco fiel er aus, weil er womöglich zu viel Risiko ging. "Das gesamte Wochenende lief so gut, ich habe mich so wohl gefühlt, dass ich wahrscheinlich ein bisschen zu viel Selbstvertrauen hatte und zu viel riskiert habe", gesteht Rosberg. "Bei so schwierigen Bedingungen hätte ich mich besser zurückhalten sollen, wie ich es bei Alonso in Melbourne getan habe." Aber das gehöre zur Lernkurve dazu. "Da muss ich durch." Genauso wie durch die Schelte von Patrick Head.