Magny Cours zählt nicht gerade zu den Lieblingsreisezielen des F1-Trosses. Melbourne, Monaco, Montreal: dort lassen es sich Fahrer, Teammitglieder und Fans auch einmal neben der Strecke gut gehen; ein Besuch beim Fürsten in Monaco, ein bisschen Saisonauftaktsonne in Downunder und Shoppen in Montreal. So haben es die Fahrer gerne. Nick Heidfeld gönnt sich jedes Jahr einen Galeriebesuch in Montreal, um vielleicht ein neues Werk für sein Zuhause zu erstehen.

Paddock Club Führungen einmal anders..., Foto: Sutton
Paddock Club Führungen einmal anders..., Foto: Sutton

In Magny Cours gibt es nicht viel rund um die Strecke, außer jeder Menge Kühen und Schafen. Wer also den "Ferien-auf-dem-Bauernhof"-Flair nicht mag, hat schlechte Karten. Fürsten, Galerien und coole Australier: Fehlanzeige. Die lange und beschwerliche Anreise tut ihr Übriges dazu, dass Sponsoren und Prominenz fern bleiben. Kein Wunder, dass Bernie Ecclestone das Rennen am liebsten sofort nach Paris verlegen würde - so oder so ist es 2008 das letzte Rennen in der Einöde von Magny Cours.

"Die Umgebung und Atmosphäre spielen bei den Lieblingsrennwochenenden eines Fahrers durchaus eine Rolle", verriet Christian Klien gegenüber motorsport-magazin.com. Es sei immer nett, wenn man in einer ruhigen Minute in einer schönen Stadt gemütlich Essen gehen könne. "Spa-Francorchamps ist eine der geilsten Rennstrecken der Welt", sagt Klien, "aber das Umfeld ist dort nicht mit Monaco oder Montreal zu vergleichen. Aus Fahrersicht ist alles sensationell und macht wahnsinnig Spaß, aber für ein perfektes Wochenende muss auch das Drumherum stimmen."

Dennoch genießt der Österreicher den Ausflug ins französische Niemandsland. "Mir persönlich gefallen Rennwochenenden wie in Magny Cours", gesteht er. Dort könne er sich voll auf das Rennen konzentrieren, es gebe kaum Sponsorenveranstaltungen und all das habe etwas von der guten alten Ungezwungenheit seiner Formel 3-Zeit. Die Strecke macht den Fahrern ebenfalls Spaß. Schnelle Kurven, langsame Kurven, sie hat von allem etwas - nur hinkommen muss man erst einmal. "Das ist das Schlimmste", sagt Porsche Supercup-Pilot Jan Seyffarth, der ebenfalls in den Genuss der beschwerlichen Anreise kommt.

Feiern auf dem Bauernhof mit Originalbesetzung., Foto: Sutton
Feiern auf dem Bauernhof mit Originalbesetzung., Foto: Sutton

Die Befürworter von Magny Cours finden aber noch weitere Gründe, warum Nevers doch eine Reise wert ist. "Ich mag die Rennstrecke in Magny-Cours und auch die ländliche Umgebung", sagt Nick Heidfeld. "Ich habe das Glück, dort immer in einem kleinen Wasserschlösschen mit Burggraben zu wohnen. Es hat nur eine Handvoll Zimmer - ohne Fernseher, ohne Radio oder sonstigen Komfort, dafür mit drei Meter dicken Wänden." Als Lärmschutz braucht er die nicht, außer die Kühe feiern gerade eine mordsmäßige Party.

Die erlebte Nico Rosberg im Vorjahr. Er feierte vor dem Grand Prix seinen Geburtstag einsam und allein in seinem Motorhome an der Rennstrecke. "Ich saß in meinem Motorhome, draußen standen drei Kühen auf der Weide direkt davor und ich habe mich gelangweilt. Um 20:30 Uhr bin ich früh ins Bett gegangen - das war mein 22. Geburtstag, daran werde ich mich lange erinnern." Alex Wurz gefällt die Abgeschiedenheit von Magny Cours. "Man hat am Ende des Tages etwas mehr Zeit, um miteinander zu reden", sagt er. "Niemand will so schnell wie möglich von der Strecke weg - denn es gibt ja nichts, wo er hin könnte."