Die Lehre von den Häusern

Von Monaco ging es weiter nach Montreal. Abgesehen von den Anfangsbuchstaben haben die beiden Städte und Rennstrecken nicht viel gemeinsam. Das sieht auch Sebastian Vettel so: "Es sieht ein bisschen freier aus als in Monaco, das ist aber nur der Fall, weil links und rechts keine Häuser stehen." Auf den Sprung ins Hafenbecken verzichtete Vettel diesmal aber; das erste EM-Spiel mit deutscher Beteiligung war jedoch nicht der Grund dafür. "Ich bin ein schneller Schwimmer, also wäre ich da schon rechtzeitig wieder rausgekommen..."

Die Lehre vom Denken

Ein Rennfahrer muss sich im Auto wohl fühlen, "dann lässt du es einfach krachen", meint Sebastian Vettel. "Wenn du in der Schüssel drin sitzt, dich wohl fühlst, dann denkst du nicht. Wenn du denkst, bist du zu langsam." Auf die Ampelfarben sollte man vielleicht aber trotzdem achten...

Die Lehre vom Einparken

Irgendwie kam Massas F2008 dann doch an die Box zurück., Foto: Sutton
Irgendwie kam Massas F2008 dann doch an die Box zurück., Foto: Sutton

Auch in anderen Rollen wird manchmal nicht gedacht. So zum Beispiel bei den Streckenposten in Montreal. Als Felipe Massa seinen Ferrari im 2. Freien Training an der Strecke abstellte, ahnte er noch nicht, welches Spektakel ihm bevorstehen würde. Erst suchten die Streckenposten lange nach dem Neutralknopf, nachdem Massa ihnen den entscheidenden Hinweis gegeben hatte, musste er ansehen, wie die Streckenposten sein Auto zig Mal vor und zurück schoben, um es schlussendlich hinten links gegen die Leitplanke zu knallen. Die Ferrari-Box lachte, Massa schüttelte den Kopf und packte frustriert selbst mit an. Vielleicht sollte die FIA eine piepende Einparkhilfe in die Einheitselektronik implementieren...

Die Lehre vom Biber

Biber? Es gibt keine Biber in Montreal, jedenfalls nicht auf dem Circuit Gilles Villeneuve. Der wird von waschechten Murmeltieren bevölkert. "Ich liebe diese Strecke, aber es gibt viele Biber hier, okay, ich weiß nicht, wie man sie nennt, aber die Biber sind hier überall", sagte Lewis Hamilton. Dennoch bewies er einen Blick für die Tierchen: "In Kurve 10 stand einer mitten auf der Strecke, ich musste drum herum fahren", so Hamilton, der nach Ralf Schumacher im letzten Jahr mit dieser Aktion zum neuen Volkshelden der Murmeltiere aufstieg. "Es war ziemlich glücklich, dass ich es nicht getroffen habe." Der Murmeltierflüsterer von McLaren weiß zwar nicht, wie sie heißen, aber wenigstens, was sie denken.

Die Lehre vom Speed

Auch die Murmeltiere gratulierten Robert Kubica zum ersten Sieg., Foto: Sutton
Auch die Murmeltiere gratulierten Robert Kubica zum ersten Sieg., Foto: Sutton

Am Samstag nach dem Qualifying war die Welt unserer britischen Kollegen noch in Ordnung. Noch gab es keine roten Boxenampeln und Auffahrunfälle ihres Helden. Noch konnten sie über die unglaubliche Pole-Leistung von Lewis Hamilton schwärmen, der als einer der wenigen Fahrer sich nicht von Murmeltieren und aufgebrochenen Streckenteilen aufhalten ließ. Wie konnte er so eine übermenschliche Leistung vollbringen und in einem Sektor sechs Zehntel herausholen, fragten sie Ron Dennis. "Er war schneller auf der Geraden." Man merkt, dass Ron ein paar Jahre mit Kimi zusammengearbeitet hat...

Die Lehre vom Chaos

Die Fahrbahn brach auf, die Mauern stehen direkt an der Strecke und Safety Cars sind in Montreal so häufig anzutreffen wie Murmeltiere. Vor dem Kanada GP rechneten die Fahrer und Zuschauer mit vielem, "aber wir dachten nur, dass die Zwischenfälle auf der Strecke passieren würden", scherzte David Coulthard, "und nicht in der Boxengasse."

Die Lehre vom polnischen Ice Man

Auch bei Toyota freuten sich die Mechaniker auf die EM., Foto: Sutton
Auch bei Toyota freuten sich die Mechaniker auf die EM., Foto: Sutton

Er hatte gerade seinen ersten Grand Prix gewonnen, doch kaum saß Robert Kubica nach der Siegerehrung bei der Pressekonferenz, war es schon wieder vorbei mit dem Jubel. Der polnische Ice Man verbreitete alles andere als pure Begeisterung. "Das geht bei ihm ganz schnell", sagte Mario Theissen lächelnd, "es war aber immerhin keine Unzufriedenheit zu spüren."

Die Lehre vom Multi-Kulti

Selbst in Kanada war die Fußball EM ein Thema. Ganz besonders, weil mit Robert Kubica und Nick Heidfeld ein Pole und ein Deutscher die ersten zwei Plätze belegten - genau diese beiden Nationalmannschaften absolvierten am Sonntagabend ihr erstes EM-Spiel gegeneinander. "Deutschland und Polen ist eine starke Kombination", sagte Mario Theissen. "Wobei man bei uns das Schweizer Element nicht unterschätzen darf." Und zur Absicherung gab es ja noch Christian Klien: "Wir haben ja nicht nur einen Deutschen und einen Pole als Fahrer, wir werden noch unseren Österreicher zwischen die beiden setzen."