Besonders glücklich war der Eindruck nicht, den Stefano Domenicali nach dem Rennen in Kanada machte. Zwar hatte er gleich nach der Zieldurchfahrt artig Mario Theissen gratuliert, doch der Ferrari-Teamchef hätte sich durchaus in der Lage gesehen, derjenige zu sein, dem gratuliert wird. "Wir sind heute sehr enttäuscht, weil das Ergebnis nicht das Potential des Pakets widerspiegelt - vom Qualifying vielleicht abgesehen. Wir sind enttäuscht, weil Kimi und Felipe ein gutes Rennen hätten haben können", meinte er. Den Auffahrunfall von Lewis Hamilton auf Kimi Räikkönen sah er als durchaus vermeidbar und fand die Strafe von zehn Startplätzen Rückversetzung für den Briten in Magny Cours deswegen auch fair.

"Ich habe so etwas erwartet. Aus dem Rennen konnte man ihn nicht ausschließen, weil er nicht ins Ziel kam", sagte Domenicali. Doch nicht nur bei Räikkönen bedauerte er eine verpasste Gelegenheit, sondern auch bei Massa. Dem Brasilianer wurde ein Problem an der Tankanlage zum Verhängnis. Es ging kein Benzin ins Auto, weswegen er gleich zwei Mal hintereinander stoppen musste. "Damit war auch sein Rennen kaputt. Für uns ist das eine enorme Enttäuschung. Wir waren auf die vergangenen beiden Rennen toll vorbereitet, haben aber weniger Punkte als voriges Jahr geholt. Leistungstechnisch ist es also ein Desaster. Wir haben aber ein Team, dass sehr gut darin ist, auf solche Situationen zu reagieren", betonte Domenicali.

Er sah bei seinem Team alle Zutaten, um wieder stark zurückzukommen, wusste gleichzeitig aber auch, dass die Konkurrenz nicht schlafen wird. "Die nahe Zukunft ist aber klar. Wir müssen mehr Punkte holen. Wir müssen arbeiten und bescheiden bleiben. Die anderen werden pushen. BMW hat hier viele Punkte geholt, McLaren nicht so viele, aber die sind stark. Die werden da sein. Wir müssen weiterarbeiten und dürfen keine Fehler machen", erklärte der Teamchef. Besonders wichtig war ihm aber auch, dass man in Zukunft aus Situationen wie in Montreal Kapital schlägt.

BMW Sauber ist da, Foto: Sutton
BMW Sauber ist da, Foto: Sutton

Was BMW Sauber als neuen großen Gegner anbetraf, so musste er betonen, dass er bereits im Winter McLaren und BMW als die Hauptkonkurrenten erwartet hatte und ein Blick auf die WM-Tabellen ließ ihn ganz pragmatisch feststellen, dass das nun so ist. "Sie sind da und Kubica führt, das müssen wir respektieren. Er ist ein tolles Rennen gefahren, fantastisch. Wir müssen jetzt schauen, wie es in Frankreich weitergeht." Dazu konnte er bereits verraten, dass es ein kleines Aero-Upgrade geben wird und auch ein paar andere Neuerungen werden auf die Autos kommen.

Und die Strecke sollte sich dort nicht auflösen, was Domenicali sehr entgegen kommen würde. "Bei solchen Bedingungen können wir nicht fahren. Es ist hier nicht das erste Mal so gewesen, da muss etwas getan werden", meinte er. Diese Bedingungen waren auch ein Grund für das nicht so gute Qualifying. Am Ausgang von Kurve zehn hatten die Ferrari auf der schmutzigen Strecke zu viel Wheelspin, was Zeit kostete. "Da danach die lange Gerade kommt, kostete es noch mehr. Es lag nicht an unserer Leistung."

Eine Frage, der Domenicali nach einem Wochenende voller Marbles, Murmeltiere und Gerüchte nicht ausweichen konnte, war jene nach der FIA und ob sie für ein neues Concorde Agreement gebraucht wird. "Ich kann nur sagen, dass wir die FIA als Regulator brauchen. Das ist Teil der Geschichte der Formel 1. Ein Krieg bringt niemanden irgendwohin. Wir müssen einfach cool bleiben und arbeiten."