Für 20 Runden war die McLaren-Welt in Ordnung. Dann brach plötzlich das Chaos über die Boxengasse herein. Heckflügel splitterten, Frontflügel flogen durch die Gegend und Lewis Hamilton konnte nicht fassen, dass er gerade den Ferrari von Kimi Räikkönen gerammt hatte. "Der Boxenstopp lief nicht perfekt und als ich wieder losfuhr, kämpften vor mir in der Boxengasse zwei Autos um die Positionen", beschrieb Hamilton die Situation. "Ich achtete darauf, nicht in dieses Gerangel verwickelt zu werden, doch dann hielten beide plötzlich an und ich konnte nicht mehr ausweichen."

Obwohl sich dieser Vorfall in der Boxengasse ereignete, stuft ihn Hamilton als Rennunfall ein. Die Stewards sahen das anders und bedachten den Briten für das nächste Rennen in Frankreich mit einer Strafversetzung um 10 Plätze. Diese Bestrafung teilt sich Hamilton mit seinem Freund Nico Rosberg, der seinerseits Hamilton leicht ins Heck gefahren war. "Natürlich sind wir ob der Strafe enttäuscht", sagte Martin Whitmarsh. "Aber die Stewards haben so entschieden und wir müssen das Beste daraus machen." Der Frankreich GP werde nun eine noch größere Herausforderung, aber das müsse man akzeptieren und damit klar kommen. "In Monaco haben sie Kimis Unfall als Rennunfall angesehen, aus irgendeinem Grund haben sie hier anders entschieden. Das ist enttäuschend für uns, aber es ist ihre Entscheidung, nicht unsere."

Ron Dennis sieht den Unfall jedenfalls als unglückliche Situation an. "Die Kollision, durch die Lewis ausfiel, war unvermeidlich", erklärte er. "Kein Fahrer will absichtlich aus einem Grand Prix ausscheiden, es war einfach so, dass Lewis zu spät merkte, dass die beiden Autos vor ihm anhielten." Für einen Rennfahrer sei es in solchen Situationen schwierig zu entscheiden, ob er auf die Ampel oder die Autos vor sich achten solle, meint Dennis. "Das war ein Rennen zum schnell Vergessen", schlussfolgerte Norbert Haug.

Ein schwerer Gang für Lewis Hamilton., Foto: Sutton
Ein schwerer Gang für Lewis Hamilton., Foto: Sutton

Alles möchte Dennis jedoch nicht verdrängen: "Das war heute ein sehr enttäuschender Tag für uns, aber wir hatten den Speed und deshalb auch die Fähigkeit zu siegen, das ist ermutigend." Diesen Eindruck bestätigte Whitmarsh. "Wir hatten eine starke Pace. Das ist das Positive an diesem Wochenende." Natürlich sei es kein großartiges Gefühl für das Team, keine Punkte geholt zu haben. "Aber das müssen wir als Erfahrung abhaken und in Frankreich unser Bestes geben, um die Strafe von Lewis wettzumachen."

Noch ist die Saison lang und alle liegen eng zusammen. "Wenn wir konstant punkten, können wir weiter gegen Ferrari kämpfen und auch BMW hinter uns lassen", so Whitmarsh. "Aber wir müssen sicherstellen, dass wir unser Auto schneller machen, konstant punkten, keine Fehler begehen und nicht in Zwischenfälle verwickelt werden." In Frankreich könnte das Kräfteverhältnis sowieso ganz anders aussehen. "Kanada ist eine ungewöhnliche Strecke", gibt Whitmarsh zu bedenken. "Im letzten Jahr waren wir in Monaco und Montreal auch stark, aber als wir auf andere Strecken mit Highspeedkurven zurückkamen, war Ferrari plötzlich besser." Sorgen macht er sich deswegen nicht. "In diesem Jahr waren wir in Highspeedkurven stärker als Ferrari. Ich bin mir sicher, dass sie daran gearbeitet haben, aber vielleicht werden wir in Frankreich trotzdem einen Vorteil haben."