Die engen Straßen von Monaco lockten noch zahlreiche Prominente zum vergangenen Grand Prix. In Kanada verhält es sich in Sachen Promis nicht ganz so extrem wie im Fürstentum, doch auf jeden nicht erschienenen Prominenten kommen hier etwa 50 Murmeltiere oder, wie Lewis Hamilton sagen würde, Biber "oder wie auch immer ihr sie nennt."

Mit gemeinen Methoden ala Robbie Williams' Supreme wird die tierische Konkurrenz aus dem Verkehr gezogen..., Foto: Sutton
Mit gemeinen Methoden ala Robbie Williams' Supreme wird die tierische Konkurrenz aus dem Verkehr gezogen..., Foto: Sutton

Jean-Guy Cote ist ein Mann, der genau weiß wie man die lästigen Biester nennt. Er ist Experte für Schädlingsbekämpfung und hat am Rennwochenende zum kanadischen Grand Prix jede Menge zu tun, um die "Groundhogs", wie sie im englischen Sprachgebrauch genannt werden, von der Rennstrecke fern zu halten. Einen Seitenhieb auf Jacques Villeneuve konnte sich Cote nicht verkneifen. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 15 km/h seien die Murmeltiere nämlich noch locker schnell genug für Villeneuve...

Doch nicht nur Murmeltiere, Biber, Groundhogs oder wie auch immer, wurden in Montreal an diesem Samstag gesichtet. Auch Eichhörnchen kreuzten den Circuit Gilles Villeneuve. Sie fragen sich, was daran so besonders ist? Wäre besagtes Eichhörnchen bei der FIA vorstellig geworden und hätte eine Superlizenz beantragt, die nach so vielen absolvierten Kilometern auf der Rennstrecke problemlos genehmigt hätte werden müssen, so hätte das Nagetier sich wohl problemlos vor Sebastian Vettel qualifizieren können.

Der Toro Rosso Pilot demolierte sein Fahrzeug leider schon vor dem Qualifying zum Grand Prix der Wildtiere und konnte dadurch gar nicht erst an der Qualifikation teilnehmen. Das Tierchen hätte Vettel also womöglich auch in einem alten Minardi oder gar Super Aguri schlagen können... Doch nimmt man rein theoretisch an, dass Sebastian Vettel ein kanadisches Eichhörnchen als Teamkollegen hätte, so tun sich ganz neue Dimensionen für die Scuderia Toro Rosso auf. "Ich denke, in Q2 hätten wir es schon locker geschafft. Es ist aber alles hypothetisch. Deswegen weiß man auch nicht, was man auf dem Kasten gehabt hätte", sagte Vettel. "Das Auto hat sich bis dahin schon sehr gut angefühlt gehabt und deswegen habe ich insgeheim auch damit gerechnet, dass wir sehr nahe an oder sogar in Q3 kommen."

Timo Glock konnte sich glücklich schätzen, dass er keines der gemeinen Eichhörnchen als Teamkollegen hat. "Das ist wahrscheinlich das einzige Positive heute. Wir hatten uns ausgerechnet, in die Top10 zu fahren. Leider hat es nicht geklappt", sagte Timo Glock. Wie auch seine 19 Konkurrenten muss Glock mit den vielen Tieren in Montreal leben, wobei der Circuit Gilles Villeneuve in Anbetracht des hohen Tieranteils schon eher an den Cirque de Soleil erinnert. "Allgemein müssen wir alle hoffen, dass es die Strecke überleben wird. Sie ist im Qualifying heftig aufgebrochen und war mehr eine Rutschpartie als ein normales Autorennen."

Die tierische Situation in Kanada ist auch an Nick Heidfeld nicht spurlos vorbeigegangen. "Es war heute sehr schlimm, ähnlich wie letztes Jahr im Rennen. Diesmal war es nur schon im Qualifying unheimlich schwer zu fahren", sagte Heidfeld. Doch Probleme machten dem Deutschen vor allem "kleine Steinchen" und so musste sich "Quick Nick" von "little Stones" einbremsen lassen. "Da musste man sich fast mehr darauf konzentrieren, nicht auf die Steinchen zu fahren als auf alles andere."

Weder Steine noch Nager jeglicher Art konnten Nico Rosberg in Kanada etwas anhaben. Der Blondschopf konnte Mädchenherzen heute nicht nur wegen Tierliebe höher schlagen lassen - Rosberg lenkte seinen Boliden geschickt um jegliche Tiere -, sondern auch aufgrund seines beeindruckenden Resultats im Qualifying. Der fünfte Startplatz sorgte wohl auch in so mancher kanadischen Baumkrone am Circuit Gilles Villeneuve für Applaus unter den Eichhörnchen und das obwohl auch diesmal kein Artgenosse mit von der Partie war. "Es war auch schon im Q2 extrem, als alle noch gefahren sind", sagte Rosberg. "Es war super. Andererseits war es aber auch sauschwierig", sagte er. Letztendlich ging es für ihn jedoch nur darum, eine ordentliche Runde zu fahren. "Es ging nicht darum, schnell zu fahren, es ging darum, eine fehlerfreie Runde hin zu bekommen."

Sebastian Vettel von einem Eichhörnchen geschlagen? Hoffentlich weiterhin Utopie..., Foto: Sutton
Sebastian Vettel von einem Eichhörnchen geschlagen? Hoffentlich weiterhin Utopie..., Foto: Sutton

Adrian Sutil konnte diesmal seinen - nicht tierischen - Teamkollegen, Giancarlo Fisichella, hinter sich lassen. Auch einem Vergleich mit dem Lager der Murmeltiere, Biber und Eichhörnchen scheut der junge Deutsche nicht. "Ich denke, die Rundenzeit war im Vergleich zu den Anderen nicht schlecht, aber leider nicht genug, um diesmal in Q2 zu kommen", sagte Sutil. Doch wie man nun weiß, war Sutil nicht der einzige, der mit der tierischen Herausforderung von Montreal zu kämpfen hatte. "Ich denke, es hatte jeder Probleme, da etwas zu finden", sagte er. Beim morgigen Rennen könnte also der Kampf zwischen Mensch und Maschine in den Hintergrund rücken und zu einem zwischen Mensch und Tier werden...