Immer komplizierter - Die Machtspiele der Formel 1

Der Machtkampf in der Formel 1 wird immer offensichtlicher - und gleichzeitig immer komplizierter. Zwei Schritte vor, drei zurück, dann zur Abwechslung mal nach rechts oder links ausweichen, das scheint im Moment die Maxime zu sein.

Bernie Ecclestone lässt seit Tagen keinen Zweifel daran, dass er weiter um einen Rücktritt von FIA-Präsident Max Mosley kämpft, FIA-Abstimmung hin oder her. In einem Meeting mit den F1-Teamchefs am Freitag in Montreal versuchte er offensichtlich sogar, denen ein Ultimatum an Mosley schmackhaft zu machen - mit der Drohung im Hintergrund, solle Mosley nicht mitspielen, dann könne man auch eine eigene WM ohne die FIA aufziehen. Am Samstag stritt der Formel-1-Boss bei einem seiner normalerweise sehr raren Besuche im F1-Pressezentrum zumindest offiziell ab, dass es bei dem Meeting um eine "Piratenserie" gegangen sei, "wir haben nur über ein neues Concorde-Abkommen geredet, darüber, wie wichtig es ist, dass da jetzt endlich etwas vorangeht, wir brauchen Stabilität. Aber die Teamchefs machen mich wahnsinnig, die können sich ja nie auf etwas einigen."

Fünf Minuten vorher, in einer eher "inoffiziellen" Runde, in der er höchstpersönlich immer wieder auftauchende Aufnahmegeräte energisch entfernte, klang manches allerdings schon ein bisschen anders. Da betonte er nämlich noch einmal: "Wir" - das heißt also er und der kommerzielle Rechteinhaber CVC - "können ohne die FIA, die FIA aber nicht ohne uns. Wir haben die Teams, die Strecken, das Fernsehen - die FIA macht nur die Regeln. Das könnten wir am Ende auch noch selbst..." Im übrigen könne er sich darüber heftig aufregen, "wenn Max immer behauptet, wir wollten die Formel 1 übernehmen. Wir haben die Formel 1 doch gemacht, zu einem Zeitpunkt, wo die FIA überhaupt noch keine Rolle gespielt hat..."

Wobei allerdings festzustellen ist, dass Ecclestone bei all seinen Drohgebärden die Teams offensichtlich durchaus nicht komplett hinter sich. So kam es nicht einmal zu einer Unterschrift unter die Rücktrittsforderung an Mosley - Ferrari, traditionell FIA-freundlich, hätte nicht mitgespielt, Red Bull und Toro Rosso wohl auch nicht...

Die ganzen Spielchen werfen freilich auch einige Fragen auf: Warum hat Ecclestone so großes Interesse an einem neuen Concorde-Agreement zwischen Teams, CVC als Inhaber der kommerziellen Rechte und der FIA? Wirklich nur, weil es ihm um interne Stabilität geht - und ein Ende der Situation, in der auf der einen Seite die FIA im Regelbereich nach eigenem Gutdünken tut und lässt, was sie will - auf der anderen Seite CVC im kommerziellen Bereich mit der Geldverteilung nicht viel anders agiert? Warum will er Mosley unbedingt aus dem Weg haben - wirklich nur, weil er einen so großen Imageschaden für die Formel 1 befürchtet? Oder stecken doch handfestere, kommerzielle Eigeninteressen dahinter?

Ecclestone behauptet zwar immer, dass er und CVC keinerlei Absicht hätten, das Gesamtpaket Formel 1 weiterzuverkaufen - ob das wirklich so ist, ist die andere Frage. Tatsache ist: Erst mit einem unterschriebenen Concorde-Abkommen und damit stabilen Verhältnissen ist das Rechtepaket der CVC wirklich Geld wert - und möglichst noch mit einem, in dem die FIA auf ihr Vetorecht bei einem möglichen Verkauf verzichtet. Und auch wenn Ecclestone so tut, als ob es nur an der - zweifellos vorhandenen - Uneinigkeit der Teams liege, dass es zu keiner Übereinkunft komme: Auch Mosley stellt im Moment ein Hindernis dar, zeigt er doch keine Ambitionen, eine solche zu unterschreiben. In dem sicheren Wissen, so sogar eine stärkere Position der FIA zu garantieren.

In diesem Zusammenhang wachsen jetzt sogar die Spekulationen, dass hinter der ganzen Mosley-Affäre CVC-Kreise stecken könnten. Angeblich sind ja zumindest FIA-intern inzwischen die Leute bekannt, die ihn über längere Zeit beobachteten und dann auch das Skandalvideo in Auftrag gaben - bis jetzt ließ die FIA dazu aber offiziell nichts verlauten... Weil man sich noch ein Ass im Ärmel aufheben will?