Egal ob Sportdirektor, Technikchef oder Fahrer, wenn man vor Saisonbeginn mit einem Red Bull-Verantwortlichen sprach, kam man schnell auf das Thema Zuverlässigkeit zu sprechen. "Unsere Zuverlässigkeit war letztes Jahr schlecht", lautete das einhellige RBR-Fazit. Zu viele Ausfälle zerstörten zu oft die Chance auf eine gute Platzierung und WM-Punkte. Aus diesem Grund holte Red Bull den ehemaligen Technischen Direktor von Honda, Geoff Willis, an Bord, der sich beinahe ausschließlich dem Thema Zuverlässigkeit widmen sollte.

Einfach war und ist diese Aufgabe nicht. "Es müssen viele Komponenten bedacht werden, wenn man die Zuverlässigkeit verbessern möchte", betont Willis. Entgegen kam ihm, dass Red Bull in dieser Saison Stabilität beim Motorenpartner hat. So konnte man die Motorinstallation verbessern und sich an die Leute gewöhnen, mit denen man zusammenarbeitet.

"Am meisten habe ich mich jedoch mit dem Designprozess und der Freigabe beschäftigt", verrät Willis. Er stellte sich Fragen wie: Haben wir eine gute Überwachung? Verstehen wir, warum wir etwas designen und wie die Teile ans Auto kommen? Zudem müsse man die Fehler und auch die Lösungen verstehen. "Bei einigen Problemen glaubten wir letztes Jahr, dass wir den Fehler entdeckt und eine Lösung dafür gefunden hätten, aber wir erledigten die Arbeit nicht gut genug - somit haben wir den selben Fehler wiederholt."

Auch habe es einige schlecht geplante Prozesse gegeben. So seien einige Entwicklungskomponenten, die ein bestimmtes Problem lösten, nicht konstant auch im Auto gelandet. "Wir hatten nicht den Prozess, um sicherzustellen, dass das Auto exakt so gebaut wurde, wie wir es wollten." Willis sieht drei oder vier Phasen, um die Zuverlässigkeit sicherzustellen. Das Design an sich, also die Kompetenz und Qualität, den Organisationsprozess, also die Gewissheit, dass auch wirklich das im Auto landet, was dort landen soll, und die Gesamtkultur zu sagen, dass Fehler nicht einfach aus dem Nichts heraus entstehen. "Hinter jedem Fehler steckt ein Grund, wenn man diesen nicht versteht, hat man das Problem nicht behoben und es wird wieder auftreten."

Das Verändern dieser Kultur sei der entscheidende Faktor, der bei Red Bull in dieser Saison sehr gut funktioniere. "Aber ich sage vor jedem Rennen zu unseren Ingenieuren in der Fabrik: nur weil wir beim letzten Rennen zuverlässig waren, bedeutet es nicht automatisch, dass wir es auch diese Woche sein werden." Man müsse immer weiter an den Prozessen arbeiten. "Sobald man die Deckung einmal fallen lässt, schlagen einige Probleme in deinem Auto zu."